Ein Österreicher in Graubünden

Am 16. und 17. Juni findet in Andermatt das Swiss Alps Classics statt.
andermatt Das Swiss Alps Classics steht für wunderschöne, zum Teil außergewöhnliche Veranstaltungsorte rund um den mystischen St. Gotthard sowie für die persönliche Nähe zu Künstlern von Weltrang. Präsident und Organisator dieses Festivals inmitten der Graubündner Bergwelt ist der oberösterreichische Sportmanager und Sportfunktionär Peter-Michael Reichel, der unter anderem das Damen-Tennisturnier Upper Austria Ladies Linz organisiert, Präsident des „Board of Directors“ der Damen-Tennisorganisation WTA ist und Präsident des LASK war.
Wie sind Sie als Österreicher dazu gekommen, mitten in den Schweizer Alpen ein Klassik-Festival zu gründen?
Reichel Zunächst ist da meine persönliche Freundschaft zu Professor Clemens Hellsberg, dem langjährigen Vorstand der Wiener Philharmoniker. Und dann wusste ich damals von den Plänen des ägyptischen Unternehmers Samih Sawiris für eine Konzerthalle in Andermatt. Und auch meine Liebe zur Schweiz hat eine Rolle gespielt, sie war für mich schon immer ein Sehnsuchtsland. 2013 habe ich in der „Neuen Zürcher Zeitung“ von dem Großprojekt der Superlative in Andermatt gelesen, mir dann alles vor Ort angesehen und war fasziniert. Seit 2015 ist Andermatt meine zweite Heimat. Schon der weitgereiste Johann Wolfgang von Goethe schwärmte über Andermatt: „Mir ist‘s unter allen Gegenden, die ich kenne, die liebste und interessanteste.“
Wie wichtig ist es, dass das Swiss Alps Classics in so einer malerischen Umgebung stattfindet, und wie trägt dies zum Erfolg des Festivals bei?
Reichel Die fantastische Naturkulisse ist ein Vorteil; es fällt leichter, auch internationale Gäste einzuladen. Wir binden dieses Naturschauspiel in unser Konzept mit ein. Als ungewöhnliche Konzert-Location dienten uns bereits die Mittelstation Nätschen, der Kristallsaal Sasso San Gottardo und das Benediktinerkloster Disentis. Außerdem konzertieren unsere Künstlerinnen und Künstler regelmäßig in Hotels, die zu den besten der Schweiz gehören. The Chedi Andermatt, das Flagship-Hotel von Samih Sawiris, ist die „Heimatbasis“ unseres Festivals; hier hatte 2017 alles seinen Ursprung, hier richten wir auch alljährlich unser Festival-Office ein. Im Park Hotel Vitznau, das in einer magischen Kulisse am Ufer des Vierwaldstättersees liegt und übrigens dem Österreicher Peter Pühringer gehört, waren wir seit 2018 zu Gast.
Was sind Ihrer Meinung nach die einzigartigen Aspekte des Swiss Alps Classics, die es von anderen klassischen Musikfestivals unterscheiden?
Reichel Die Nähe zur Natur genießen Mitwirkende und Publikum gemeinsam, und das bringt sie auf besondere Art und Weise zusammen. Bei uns werden Künstlerinnen und Künstler von Weltrang gewissermaßen zu Mitgliedern der Festivalfamilie. Dass so viele Stars zu uns kommen und einen derartigen Wohlfühlfaktor verspüren, verdanke ich unserem Künstlerischen Leiter Clemens Hellsberg, ebenso wie meiner Tochter Sandra, die mit viel Liebe fürs Detail das Organisationskomitee leitet. Ich bin stolz darauf, welche prominenten Namen bereits bei uns aufgetreten sind: Starpianisten wie Lang Lang, Igor Levit oder Katia und Marielle Labèque, die Operngrößen Olga Peretyatko, Marisol Montalvo und Herbert Lippert, die Violinvirtuosen Maxim Brilinsky, Ziyu He, Benjamin Schmid und Emmanuel Tjeknavorian, der in den Jahren 2019 und 2021 als Dirigent zu erleben war, gaben uns die Ehre. Auch die Schauspielerin Isabel Karajan und der gebürtige Schweizer Dieter Flury, langjähriger Soloflötist und früherer Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker, sowie die „Familien-Duos“ Elena Bashkirova-Barenboim und Michael Barenboim sowie Hans und Martin Haselböck haben unsere Festival-Atmosphäre genossen.
Wie wählen Sie die Künstler, Orchester und Ensembles aus?
Reichel Das Programm liegt in den Händen von Professor Hellsberg. Er überlegt sich die Mottos und die Mitwirkenden. Wir hatten zum Beispiel das Motto „Familie“ mit Auftretenden, die in einer Familienkonstellation zueinander standen, das „Komponistenfestival“, auf dem Komponisten wie Jörg Widmann ihre eigenen Stücke spielten – oder auch das „Festival der Geige“. Wir bieten Programme der Hochkultur, die packend und unterhaltsam sind. Ich denke da etwa an den Genre-Mix des Janoska Ensembles 2020 und die Fritz-Kreisler-Revue des Salzburger Star-Geigers Benjamin Schmid, die er 2022 mit der Wiener Pianistin Andrea Linsbauer und dem Moderator Christoph Wagner-Trenkwitz dargeboten hat. In der Vergangenheit hatten wir zahlreiche österreichische Klassikstars zu Gast, darunter Mitglieder der Wiener Philharmoniker. Heuer dürfen wir das Luzerner Sinfonieorchester, das älteste und berühmteste Sinfonieorchester der Schweiz, bei uns begrüßen. VN-ama