Ein Trickbetrüger und Hochstapler als Protagonist

Als mir die Welt gehörte
Bastian Kresser, Braunmüller Verlag, 368 Seiten
Die unglaubliche Geschichte des Mannes, der den Eiffelturm verkaufte.
Roman Bastian Kresser nimmt sich gerne historischen Stoffs an. Mit seinem vorangegangenen Roman „Klopfzeichen“ schrieb er einen feinsinnigen Roman über die berühmten Fox-Schwestern Leah, Kate und Maggie, die vorgaben, mit einer einfachen Täuschung eine Verbindung zu Toten aufbauen zu können. Dieses Mal ist es Victor Lustig, bekannt als der Mann, der den Eiffelturm verkaufte. Der 42-jährige Vorarlberger Schriftsteller macht den Trickbetrüger und Hochstapler zum Protagonisten seines neuen Buches.
Griff in die Trickkiste
„Als mir die Welt gehörte“ basiert auf wahren Begebenheiten, die seine Biografie charakterisieren. Lustig, im Jahr 1900 ein zehnjähriger Bub, schließt einen Vertrag mit sich selbst: Ich, Victor Lustig, schwöre hiermit, reich zu werden und genau das zu tun, was mir Freude macht. Dieses Schriftstück trägt er dann sein ganzes Leben mit sich herum. Doch reich wird man bekanntlich nicht mit ehrlicher Arbeit. Und dann wäre da noch der Adelstitel, der Rang und Namen mit einem Wort auf den Punkt bringt. In aller Bescheidenheit soll es der Graf sein. Graf Victor Lustig, seines Zeichens der berühmteste Trickbetrüger und Fälscher der Welt. Bastian Kresser greift bei der Beschreibung im wahrsten Sinne des Wortes tief in die Trickkiste: Sein Schreibstil, aber auch das Leben der gewieften Hauptfigur nehmen ungeahnte Biegungen und Wendungen.
Immer wieder überraschend
Nichts in diesem Roman ist plan- oder vorhersehbar. Das sorgt immer wieder aufs Neue für Überraschungen. Doch warum wird jemand wie Victor Lustig überhaupt Gegenstand eines Romans. Die Herausforderung für Kresser besteht darin, dass der Ich-Erzähler seine Leserschaft so liest, wie Victor Lustig einst seine Opfer durchschaute. Er fühlt sich in die Figur ein, erfüllt den Charakter mit Leben, gibt ihm Gründe und Motive und schafft so einen bewegenden Plot. Dabei verwendet der Autor eine förmliche, geradezu elegante Sprache, durchbricht sie mit Witz und durchsetzt sie mit Pointen. Nicht zuletzt wird auch die moralische Frage aufgeworfen, wie weit man es mit den Betrügereien treiben kann bzw. darf. Literarisch betrachtet toppt Kresser den „Verkauf“ des Eiffelturms. Was das Kriminelle betrifft, bleibt Victor Lustig konkurrenzlos. CRO