In traumhafter Pianokultur

SCHWARZENBERG Seit 2010 erfreut die bezaubernde bayerische Sopranistin Christiane Karg das Schubertiade-Publikum mit kostbarer Liedgestaltung, der sie sich neben ihrer eigentlichen Profession auf den Opernbühnen von Salzburg bis New York mit viel Liebe widmet. Diesmal, am Sonntag im gut besetzten Angelika-Kauffmann-Saal, überrascht sie mit einem klug disponierten Programm aus Liedern in drei Sprachen von Berlioz und Schubert, die sie ganz ohne Notenpult auswendig beherrscht – allein das eine bewundernswerte Sonderleistung!
Aber auch mit ihren sängerischen Qualitäten, ihrer maßvollen Gestik und Mimik kann sie als tolle Bühnenerscheinung mit den Zügen einer griechischen Göttin große Erwartungen erfüllen. Mit scheinbar endlos strömenden Legatobögen und unangestrengt kraftvollen Höhenflügen stattet sie den Liederzyklus „Les nuits d’été“ („Die Sommernächte“) des Schubert-Zeitgenossen Hector Berlioz nach Texten von Théophile Gautier von 1834 aus, das lyrische Meisterwerk des Komponisten. Sie macht aus jedem der sechs kantablen, inhaltlich oft hoffnungslos traurigen Liebeslieder durch ihre Präsenz vokale Kunstwerke von packender Ausdruckskraft und lodernder Glut.
Gemeinsam mit ihrem großartig mitgestaltenden Klavierpartner Malcolm Martineau bringt sie dabei auch die schwärmerisch kuscheligen Harmonien der französischen Romantik zum Erblühen. Die Zuhörer reagieren auf den wenig bekannten Zyklus noch verhalten.
Aber auch so viel gesungenes Repertoire wie Schuberts „Mignon“-Lieder aus Goethes „Wilhelm Meister“ behandelt Karg nicht mit stereotyper Routine, sondern veredelt jeden dieser Gesänge, die man eigentlich gerne mitgesummt hätte, sehr individuell, herausragend mit traumhafter Pianokultur und exzellenter Diktion. Zuletzt kommt noch Schubert auf Italienisch, mit seinen vier Canzonen D 688, wo verschmitzte italienische Lebenslust auf Schuberts Melodienseligkeit trifft und sich zu einer Melange verbindet.
Als Finale grande aufgespart hat sich Christiane Karg das zornig aufbegehrende Schubert-Lied „Vedi, quanto adoro“, in dem sie ihre dramatischen Qualitäten von der Opernbühne samt Spitzentönen hervorkehrt. Zum Ende gab es Jubel und zwei Zugaben. JU