Mitten ins Herz

Kultur / 27.06.2023 • 15:30 Uhr
Mitten ins Herz: Industrielle Ästhetik und christliche Symbolik im Außenbereich des AKW Zwentendorf.    <span class="copyright">Courtesy evn sammlung. © Foto: Markus Krottendorfer (13)</span>
Mitten ins Herz: Industrielle Ästhetik und christliche Symbolik im Außenbereich des AKW Zwentendorf. Courtesy evn sammlung. © Foto: Markus Krottendorfer (13)

Die imposante Skulptur von Gottfried Bechtold vor dem Kernkraftwerk Zwentendorf.

Zwentendorf In einer bemerkenswerten Verbindung von Industrieästhetik und christlicher Symbolik steht nun die Skulptur “Mitten durchs Herz” von Gottfried Bechtold als imposante Präsenz im Außenbereich des Kernkraftwerks Zwentendorf.

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Der Kunstrat der EVN, bestehend aus Brigitte Huck, Heike Maier-Rieper, Hans Ulrich Obrist, Markus Schinwald und KUB-Direktor Thomas D. Trummer, der es sich nicht nehmen ließ, persönlich zur Präsentation nach Zwentendorf zu kommen, hatte sich für dieses Werk des bedeutenden Vorarlberger Künstlers entschieden. Das dreiteilige Werk, in den Jahren 2016 bis 2022 entstanden, verbindet auf kühne Weise Fortschritt, Moderne und das Motiv des Mitgefühls.

Der Künstler Gottfried Bechtold mit dem Statiker des Werks, Manfred Flatz.    <span class="copyright">Andreas Marte</span>
Der Künstler Gottfried Bechtold mit dem Statiker des Werks, Manfred Flatz. Andreas Marte

Im Mittelpunkt steht dabei eine bewegende Referenz zur Pietà, einem Werk von Albert Bechtold (1885–1965), dem Großonkel des Künstlers. Dieser setzte mit seinen kubistisch-abstrahierten Skulpturen zwischen den Kriegen bedeutende nicht-konformistische Akzente in der österreichischen Kunst. Das Besondere an dieser Pietà ist, dass Maria und der vom Kreuz abgenommene Jesus stehend dargestellt werden, was in der Kunstgeschichte eine Seltenheit darstellt.

Die Figuren sind stark reduziert und nehmen beinahe den Charakter eines Reliefs an. In ihrer Machart erinnern sie an Standbilder, wie sie auf Friedhöfen zu finden sind. Die Pietà ruht auf einem beeindruckenden Sockel aus sardischem Granit, der ein Gewicht von 13,2 Tonnen aufweist. Mit seiner groben Bearbeitung und den gut sichtbaren Bohrspuren könnte der Sockel an sich als eigenständige Steinskulptur bestehen. Neben dem Marmor und dem Granit ergänzt ein massiver Stahlträger, der die Herzen von Maria und Jesus durchbohrt, die ausgewählte Materialtrinität von Bechtold.

Diese eisernen Elemente, die sich über eine Länge von 14 Metern erstrecken, tragen den Namen “Schiene Flatz”, benannt nach dem Bregenzer Statiker Manfred Flatz, der die umfangreichen Berechnungen zur Belastbarkeit durchgeführt hat. Da die Skulptur ursprünglich für eine Ausstellung im Kunstraum Dornbirn geschaffen wurde, musste Flatz den Einfluss des Windes auf die Schiene und die Pietà neu berechnen.

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Die Kulisse des AKW Zwentendorf bietet einen idealen Ort für diese eindrucksvolle und visuell fesselnde Kombination, in der Technologie, Geschichte und das zutiefst Menschliche aufeinandertreffen. Hier wird die Pietà gegenüber der modernen Welt platziert, während Abstraktion, Konzeptkunst und Figuration miteinander verwoben sind.

Stefan Zach, Leiter Information und Kommunikation EVN Konzern, und KUB-Direktor Thomas D. Trummer.   <span class="copyright"> Andreas Marte</span>
Stefan Zach, Leiter Information und Kommunikation EVN Konzern, und KUB-Direktor Thomas D. Trummer. Andreas Marte

Die Installation ist überraschend und vielschichtig und vereint Themen wie Religion und Physik. Organische und anorganische Materialien durchdringen einander, während sich gegensätzliche Kräfte im Raum messen.

Gottfried “Göpf” Bechtold betont immer wieder, dass er der Welt keine neuen Dinge hinzufügen möchte. Es gibt bereits genug Vorhandenes, aus dem er passende Stücke auswählen, verändern und neu kontextualisieren kann. Sei es eine Astgabel für seine “Ready-Maids”, Fahrzeuge für seine Porsche-Skulpturen oder auch rein formale Vorlagen. Auch bei der skulpturalen Installation “Mitten durchs Herz” spielte die Fremd- und Selbstreferenzialität eine bedeutende Rolle.