Bachmann-Preis 2023 geht an Valeria Gordeev

Gordeev gewann mit 19 Punkten vor der Wienerin Anna Felnhofer.
Klagenfurt Die deutsche Autorin Valeria Gordeev hat am Sonntag in Klagenfurt den mit 25.000 Euro dotierten 47. Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. In ihrem Text „Er putzt“ erzählt Gordeev mit viel Liebe zum Detail von einem Mann, der akribisch die Küche putzt, während seine Schwester eine Folge von „Emergency Room“ anschaut, in der auch das medizinische Geschehen detailliert beschrieben wird. In der Jurydiskussion gab es schnell einhelliges Lob.
Plädoyer für Empfindlichkeit
„Dieser Text öffnet die Tür zu einem literarischen Raum der Hingabe und der Sorgfalt“, meinte Jury-Vorsitzende Insa Wilke in ihrer Laudatio. Der Text sei „ein Plädoyer für Empfindlichkeit, wenn es um die genaue Formulierung und politischen Absichten geht“, so Wilke. Die Autorin vermittle Freude an dem, was sie tut und zeige auch Humor. „Der Text vermittelt, was Oberflächenspannung bedeutet.“ Dabei hatte sich Gordeev während der Preisverleihung schon entspannt, da sie nicht an einen Sieg glaubte: „Ich habe die Kamera verfolgt, die eigentlich deutlich Richtung Yevgeniy Breyger gewiesen hat. Das hat mir die vermeintliche Sicherheit gegeben, dass ich mich entspannen kann und da nicht raus muss.“
Anna Felnhofer
Die Wienerin Anna Felnhofer gewann mit „Fische fangen“ den Deutschlandfunk-Preis, obwohl sie nicht unbedingt mit einem Preis gerechnet hatte, da „heuer so viele schöne, gute, starke und unterschiedliche Texte dabei waren und auch die Jury sehr wohlwollend diskutiert hat“. Doppelt freuen konnte sich der polnisch-deutsche Autor Martin Piekar, der für seinen Beitrag „Mit Wänden sprechen/Pole sind schwierige Volk“ nicht nur den Kelag-Preis erhielt, sondern auch den Publikumspreis gewann. „Ich spüre jetzt gerade eine euphorische Taubheit, aber irgendwann sinke ich dann auf die Knie.“ Der Autor war nach der ersten Abstimmung der Jury mit elf Punkten gleichauf mit der Schweizerin Laura Leupi gelegen, setzte sich dann aber in der Stichwahl durch. Leupi bekam für ihren Text „Das Alphabet der sexualisierten Gewalt“ den 3sat-Preis. Gordeev wurde erstmals mit einer neu geschaffenen Skulptur ausgezeichnet. Die 2,3 Kilogramm schwere Plastik des Bildhauers Helmut Machhammer trägt den Spitznamen „Inge“. Die Autorin hat Mathematik und Illustration sowie Literarisches Schreiben studiert.