Tanja Prušnik in der Johanniterkirche

Was wird einmal bleiben von uns? Wer wird diese Zeichen lesen können?
Feldkirch In der Feldkircher Johanniterkirche präsentiert die Künstlerin Tanja Prušnik eine spannende Ausstellung, die sich mit dem Thema „Spuren“ auseinandersetzt. Ihre Kunstwerke, in Form von fragil schwebenden Bildkörpern, symbolisieren die Spuren, die wir hinterlassen und die möglicherweise in der Zukunft von jemandem entdeckt werden. Begleitet wird diese installative Malerei von elektronisch-algorithmischen Klangspuren, komponiert von Karlheinz Essl, die den Kirchenraum erfüllen. Die Ausstellung, die bis zum 17. September zu erleben ist, lädt die Besucher ein, über die Bedeutung von Spuren nachzudenken und sich in Prušniks einzigartigen Kunstwerken zu verlieren.

Tanja Prušnik findet immer wieder Anlässe, sich mit dem Thema Spuren auseinanderzusetzen. Sei es Tragisches wie der Tod eines Freundes, die Familiengeschichte oder ein Kunstsymposium – diese Erlebnisse inspirieren sie zu Kunstwerken, die Spuren und Erinnerungen widerspiegeln. In ihrer aktuellen Ausstellung hat Prušnik goldene Farbspuren auf transparente Bildträger aus Klarsichtfolie aufgetragen. In der Johanniterkirche in Feldkirch erhalten diese Erinnerungsspuren im archäologischen Kontext eine neue Bedeutung. Durch die Transparenz der Bildträger wird der Hintergrund aufgelöst und der umgebende Raum sichtbar. Die Johanniterkirche mit ihrer vielschichtigen Geschichte wird so zum integralen Bestandteil der Kunstwerke. Eine spiralförmige Installation im Kirchenschiff wirkt wie eine Krone und lädt die Besucher ein, sich darin zu bewegen. Die Bewegung der Menschen, begleitet von Schattenwurf, Luftzug und Wind, verleiht den fragil schwebenden Bildkörpern eine zusätzliche Dimension. Prušnik betont, dass sie die Wirkung ihrer Installation bewusst dem Zufall der jeweiligen Umgebung überlässt und so dem Betrachter ein einzigartiges Erlebnis bietet.
In der Apsis der Kirche hängen runde Glasscheiben mit grünen Farbspuren, die an Prušniks Großvater Karel Prušnik-Gašper erinnern. Karel Prušnik-Gašper war ein Kärntner Slowene und Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft. Seine Erinnerungen hielt er schriftlich fest. Die grünen Farbspuren auf den Glasscheiben sind Prušniks fiktive Darstellung der Landschaft, in der ihr Großvater arbeitete. Die Drehung der Scheiben symbolisiert das Vergehen der Zeit und das Verblassen der Erinnerungen.
Als akustische Untermalung der visuellen Kunst wählte die Künstlerin das Orgelstück „Prendere il Fa“ von Karlheinz Essl, das elektronisch und algorithmisch transformiert wurde. Das Stück wurde von Wolfgang Kogert für Essls Orgel-CD ORGANO/LOGICS (col legno 2023) eingespielt und ergänzt die Ausstellung um eine zusätzliche Klangspur. Die Ausstellung wird am 20. Juli 2023 um 20 Uhr eröffnet und dauert bis zum 17. September 2023.
Tanja Prušnik, geboren 1971 in Wolfsberg/Kärnten, lebt und arbeitet in Wien, Kärnten und Slowenien. Sie hat an über 200 nationalen und internationalen Ausstellungen teilgenommen und ist in den Bereichen Malerei, Installation und konzeptuelle Kunst tätig. Prušnik ist Präsidentin der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs und Mitglied des Kuratoriums der 1. Kärntner Kulturstiftung.
Karlheinz Essl, geboren 1960 in Wien, ist ein renommierter Komponist, Elektronikmusiker, Performer, Medienkünstler und Software-Designer. Er ist Professor für Elektroakustische Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Essls Werke umfassen Instrumentalstücke, Kompositionen mit Live-Elektronik, generative Kompositionssoftware, Klanginstallationen und Performances.
Eröffnung: Donnerstag, 20. Juli 2023, 20 Uhr
Es spricht: Chiara Redini
Dauer der Ausstellung: 21. Juli bis 17. September 2023
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 14 Uhr