Einhorn, Eule, Hundehut

Kultur / 16.08.2023 • 15:20 Uhr
Wunderschöne Inszenierung: Vivaldis „La Fida Ninfa“ in Innsbruck.<br><span class="copyright">BIRGIT GUFLER</span>
Wunderschöne Inszenierung: Vivaldis „La Fida Ninfa“ in Innsbruck.
BIRGIT GUFLER

Poetische Inszenierung von Vivaldis „La Fida Ninfa“ in Innsbruck

Innsbruck In einem stilisierten Wald, dessen Stämme an Gitter erinnern, singt Morasto eine sehnsüchtige Arie an seine verlorene Geliebte Licori, während im Hintergrund ein Einhorn im Tüllrock mit gefiederten Flügeln über die Bühne schreitet. Der grausame Pirat Oronte trägt einen Hut mit einem Wolfskopf, Morasto einen mit treuherzigem Hundekopf.

Um den musikalischen Nachwuchs in der Barockoper muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen. <span class="copyright">BIRGIT GUFLER</span>
Um den musikalischen Nachwuchs in der Barockoper muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen. BIRGIT GUFLER

Das bewährte Duo François de Carpentries (Regie) und Karine Van Hercke (Kostüm und Bühnenbild) hat der Versuchung widerstanden, Vivaldis Oper „La Fida Ninfa“, deren Protagonisten von Piraten entführte Menschen sind, zu aktualisieren: Das optisch an Stichen des 18. Jahrhundert orientierte reduzierte Bühnenbild, die fantasievollen Kostüme mit den Tieranspielungen und Fabelwesen wie eine Eule, ein Minotaurus oder der Gott Pan schaffen eine poetische Atmosphäre, die der Konzentration auf das seelische Geschehen dient und der realistischen Handlung eine mythische Dimension hinzufügt.

Die Sängerinnen und Sänger haben sich im Jahr zuvor im Cesti-Wettbewerb bewährt. <span class="copyright">BIRGIT GUFLER</span>
Die Sängerinnen und Sänger haben sich im Jahr zuvor im Cesti-Wettbewerb bewährt. BIRGIT GUFLER

Musikalisch sind die Aufführungen der „Barockoper: Jung“ die Arena, in der sich junge Sängerinnen und Sänger bewähren können, von denen drei im Jahr zuvor im Cesti-Wettbewerb reüssiert haben. Im Mittelpunkt stand die mädchenhafte Schweizer Sopranistin Chelsea Zurflüh, die als Nymphe Licori stimmlich und durch ihr Spiel bezauberte. Die berühmte Arie „Alma oppressa“ gestaltete sie technisch perfekt und mit einer verinnerlichten Intensität, die berührte.

Die Aufführungen der „Barockoper: Jung“ sind die Arena, in der sich junge Sängerinnen und Sänger bewähren können. <span class="copyright">BIRGIT GUFLER</span>
Die Aufführungen der „Barockoper: Jung“ sind die Arena, in der sich junge Sängerinnen und Sänger bewähren können. BIRGIT GUFLER

Als ihr Geliebter Osmino, den sie unter seinem neuen Namen Morasto nicht wiedererkennt, steigerte sich der tschechische Countertenor Vojtĕch Pelka immer mehr und erntete im 3. Akt tosenden Applaus für seine leidenschaftliche und virtuose Gestaltung. Nicolò Balducci, der im Juni mit Concerto Stella Matutina schon das Vorarlberger Publikum begeisterte, war auch als (falscher) Osmino durch seine mühelos alle Schwierigkeiten meisternde Singkunst und seine Bühnenpräsenz ein As, die in ihn verliebte leichtfertige Elpina wurde von der niederländischen Mezzosopranistin Eline Welle keck gesungen und gespielt.

„La Fida Ninfa“ <span class="copyright">BIRGIT GUFLER</span>
„La Fida Ninfa“ BIRGIT GUFLER

Kräftige, martialische Töne verbreitete der ukrainische Bass Yevhen Rakhmanin als Pirat Oronte, während der englische Tenor Kieran White als Vater der beiden Nymphen besonders in einer langen, elegischen Arie durch intensive Gestaltung aufhorchen ließ. Das Barockorchester: Jung unter der zupackenden Leitung von Chiara Cattani war am Anfang noch etwas verhalten, kam aber immer mehr in Schwung. Um den musikalischen Nachwuchs in der Barockoper muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen.

UL