Musik voller Leidenschaft und Brillanz

Kultur / 29.09.2023 • 16:20 Uhr
Das Konzert N°4 stand unter dem Motto: „Wenn es nur einmal so ganz stille wäre – Vom Hinhören ins Nichts“.  <span class="copyright"> Andreas Marte</span>
Das Konzert N°4 stand unter dem Motto: „Wenn es nur einmal so ganz stille wäre – Vom Hinhören ins Nichts“. Andreas Marte

Ethel Smyth und Luise Adolpha Le Beau erobern Vorarlberg.

Feldkirch Dem Epos:Quartett ist es zu verdanken, dass zwei herausragende Komponistinnen den Weg nach Vorarlberg gefunden haben. Ethel Smyth und Luise Adolpha Le Beau zeigten bereits in jungen Jahren eine außergewöhnliche musikalische Begabung und einen starken inneren Eigensinn und Unabhängigkeit. Beide begannen ihre Karriere in der Hochromantik und kämpften leidenschaftlich dafür, dass Frauen Zugang zu jahrhundertealten Männerdomänen erhielten.

Das Epos:Quartett spielte Werke von zwei herausragende Komponistinnen.  <span class="copyright">Andreas Marte</span>
Das Epos:Quartett spielte Werke von zwei herausragende Komponistinnen. Andreas Marte

Ethel Smyths Entschlossenheit zeigt sich besonders eindrucksvoll darin, wie sie trotz des Ausspruchs ihres Vaters – „Lieber sehe ich dich im Grab als in Leipzig“ – mit einem häuslichen Hungerstreik die Zustimmung ihrer Eltern zum Kompositionsstudium in Leipzig erzwang. Später engagierte sie sich in der legendären Suffragettenbewegung, komponierte den berühmten „Marsch der Frauen“ und war bereit, für die Sache der Emanzipation sogar eine Gefängnisstrafe auf sich zu nehmen.

Wäre dieses Finale von einem männlichen Musiker komponiert worden, hätte man wohl gesagt, er habe eine Tür in die Zukunft geöffnet, so Klaus Christa.  <span class="copyright">Andreas Marte</span>
Wäre dieses Finale von einem männlichen Musiker komponiert worden, hätte man wohl gesagt, er habe eine Tür in die Zukunft geöffnet, so Klaus Christa. Andreas Marte

Bei einer Aktion der Suffragetten warfen 120 Frauen insgesamt 120 Fensterscheiben ein. Unter ihnen war auch Ethel Smyth, die einen Stein durch das Fenster eines Ministerbüros warf und dafür zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Schon vor diesem Vorfall hatte Ethel den „Marsch der Frauen“ komponiert, der zur Hymne der Frauenbewegung wurde. Bei einem Besuch Ethels im Gefängnis sangen ihre Mitstreiterinnen im Hof diese Hymne, Ethel dirigierte den Chor mit ihrer Zahnbürste.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Höhepunkt des wunderbaren Konzertabends in der Pforte war das Streichquartett in e-moll von Ethel Smyth, das sich durch eine meisterhafte Geschlossenheit auszeichnet. Das Werk verbindet gekonnt spielerische und respektvolle Elemente. Die Stimmführung und die rhythmischen Mittel sind von hoher musikalischer Qualität. Der zweite Satz verzichtet bewusst auf lyrische Qualitäten. Seine Kantigkeit wirkt originell und angenehm roh. Der langsame Satz ist von edler Empfindung.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Das Quartett endet mit einem kraftvollen Finale – unverblümt, kühn und kompromisslos, ganz Smyths eigenem Charakter entsprechend. Wäre dieses Finale von einem männlichen Musiker komponiert worden, hätte man wohl gesagt, er habe eine Tür in die Zukunft geöffnet, sagte Pforte-Leiter Klaus Christa in seiner Einführung. Im Falle dieser Komponistin wurde diese Leistung jedoch übersehen und nicht angemessen gewürdigt.

Christine Busch (Violine), Verena Sommer (Violine), Klaus Christa (Viola) und François Poly (Violoncello).   <span class="copyright">Andreas Marte</span>
Christine Busch (Violine), Verena Sommer (Violine), Klaus Christa (Viola) und François Poly (Violoncello). Andreas Marte

Das Epos:Quartett in der Besetzung Christine Busch (Violine), Verena Sommer (Violine), Klaus Christa (Viola) und François Poly (Violoncello) bestätigte einmal mehr seinen Ruf als eines der herausragenden Quartette im deutschsprachigen Raum.

Das Quartett wurde mit lang anhaltendem Applaus bedacht.   <span class="copyright">Andreas Marte</span>
Das Quartett wurde mit lang anhaltendem Applaus bedacht. Andreas Marte

Technisch großartig und mit feinstem musikalischen Gespür für die unterschiedlichen Klangfarben brillierten sie nicht nur bei Smyths Werk, sondern ließen auch mit LeBeaus Streichquartett op. 34 und Haydns Streichquartett in h-Moll die Herzen des begeisterten Publikums höherschlagen.

Konzert N°4 „Wenn es nur einmal so ganz stille wäre – Vom Hinhören ins Nichts“.

Samstag, 30. September, 17 Uhr | Pforte im Frauenmuseum

Frauenmuseum Hittisau