Freunde, das Leben ist lebenswert

Vorarlberger Erstaufführung von Franz Lehárs „Giuditta“ begeistert Publikum in Götzis.
Götzis Mit Spannung erwartete das Publikum am Freitagabend die Vorarlberger Erstaufführung von Franz Lehárs letzter Operettenkomposition „Giuditta“ auf der Kulturbühne Ambach in Götzis. Dem Musiktheater Vorarlberg ist zu danken, dass es sich für diese musikalisch spannende Operette entschieden hat.
Die Operette wurde 1934 von Franz Lehár komponiert und am 20. Jänner 1934 im Johann Strauß Theater in Wien uraufgeführt. Lehár, der bereits für seine erfolgreichen Operetten wie „Die lustige Witwe“ und „Der Graf von Luxemburg“ bekannt war, wagte mit „Giuditta“ den Schritt zum anspruchsvolleren Musiktheater. Sie wurde oft als „letzte Operette des Silbernen Zeitalters“ bezeichnet, da sie in einer Zeit entstand, in der sich die Operettenwelt bereits stark verändert hatte. Die Musik von „Giuditta“ ist typisch für Lehárs romantischen und melodischen Stil.
Lehárs Schaffen
Das Werk enthält einige bekannte Arien und Ensembles, darunter „Meine Lippen, sie küssen so heiß“, eine der bekanntesten und beliebtesten Arien aus Lehárs Schaffen. Die Operette unterscheidet sich von anderen Werken des Genres durch die exotische Kulisse und die sinnliche, leidenschaftliche Geschichte. „Giuditta“ zeigt auch Lehárs Fähigkeit, die Welt der Operette mit neuen musikalischen Ideen zu bereichern und gleichzeitig an die Traditionen des Genres anzuknüpfen.
Die Operette erzählt die Geschichte von Giuditta, die aus ihrer langweiligen Ehe mit Manuele ausbricht und sich in den jungen Offizier Octavio verliebt. Gemeinsam verbringen sie eine glückliche Zeit in Nordafrika, doch Octavio muss wieder abreisen. Giuditta droht, ihn zu verlassen, sollte er sie noch einmal verlassen. Octavio leidet im Lager unter Liebeskummer, gehorcht aber dem Marschbefehl. Giuditta führt in Tripolis ein ausschweifendes Leben. Nach fünf Jahren treffen sie sich wieder, doch Octavio weist sie zurück und will nichts mehr mit ihr zu tun haben.
Tolle Leistung des Ensembles
Die Titelrolle wird von Bettina Wechselberger gesungen und gespielt. Die Direktorin der Musikschule Bregenz studierte Konzertfach Gesang sowie Lied und Oratorium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz und kann auf zahlreiche Engagements als Opernsängerin zurückblicken. An ihrer Seite ist Patrik Horňák, der bereits mit dem Stuttgarter Kammerorchester, der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker und der Prager Philharmonie aufgetreten ist, als Octavio zu hören. Ergänzt wird das Ensemble durch Künstler aus Vorarlberg und der Region. Der Hohenemser Bassbariton Riccardo Di Francesco liefert als Manuele eine stimmlich und darstellerisch souveräne Leistung. Daniel Raschinsky und Jana Stadlmayr, die bereits im Vorjahr als Papageno und Papagena überzeugten, glänzen als Anita und Pierrino.
Es besteht die berechtigte Hoffnung und Erwartung, in Zukunft noch mehr von ihnen zu hören. „Giuditta“ wird von insgesamt 120 Mitwirkenden getragen, darunter engagierte Ehrenamtliche, die sowohl in der Organisation als auch im Chor und Ballett eine entscheidende Rolle spielen. Der Chor überzeugt durch seine hohe Qualität und das Ballett unter der Leitung von Ballettmeisterin Christine Hefel durch seine beeindruckenden Tanzeinlagen.
Gelungene Produktion
Obwohl „Giuditta“ mit einer ursprünglichen Spieldauer von rund drei Stunden zu den längeren Operetten zählt, gelingt es Regisseur Norbert Mladek meisterhaft, sie in 150 Minuten äußerst kurzweilig zu inszenieren. Erreicht wird dies durch eine intelligente Regie, gepaart mit charmanten und humorvollen Einlagen.
Das von Nikolaus Netzer souverän und mit großer musikalischer Intensität geleitete Orchester versteht es hervorragend, sowohl die operettenhaften als auch die fast opernhaften Teile von Lehárs Werk in den akustisch anspruchsvollen Saal zu bringen. Die wunderschönen Kostüme, das ansprechende Bühnenbild sowie das atmosphärisch passende Lichtdesign runden die gelungene Produktion ab. VN-ama
