Der Duft nach Kindheit

Tod in
Siebenbürgen
Lioba Werrelmann, Band 1
der Reihe „Paul Schwartzmüller ermittelt“, Eichborn-Verlag,
304 Seiten
Lioba Werrelmanns Krimi bietet Spannung, Witz und Nostalgie.
Krimi 35 Jahre glaubte der Journalist Paul Schwartzmüller, dass seine Tante Zinzi tot sei. Doch dann flatterte just in jenem Moment, als er mit seiner Chefredakteurin telefonierte, ein Einschreiben aus Rumänien ins Haus. Eine Bukarester Anwaltskanzlei teilt ihm mit, dass die Schwester seines Vaters verstorben ist und ihm ihren Hof vererbt hat. Erinnerungen an eine glückliche Kindheit in Siebenbürgen werden wach, aber auch der Schmerz, als er mit 14 Jahren Hals über Kopf mit seinem Vater nach Deutschland übersiedeln musste.
Paul bucht den ersten Flug nach Hermannstadt. Kaum angekommen wird er von seinen Erinnerungen überwältigt. „Es war die Luft. Sie roch nach Benzin und tausenderlei Düften, die die Menschen ausströmten, die mit Paul die Ankunftshalle verließen. Und darunter, so sanft, dass es außer ihm womöglich niemandem auffiel, und zugleich vollkommen betörend, duftete es süß und mild. Das, erkannte Paul sofort, war der Duft Siebenbürgens. Der Duft seiner Kindheit.“
Paul ist ein „Heruntergekommener“. So heißen in Siebenbürgen Leute, die während der Diktatur fort sind und die jetzt zurückkommen. Paul hingegen fühlt sich, als hätte es die letzten 35 Jahre nicht gegeben. Auch das Wiedersehen mit seinem Kindesfreund Sorin fällt herzlich aus und sie fühlen sich wie in alten Tagen. Alles wäre wie im Märchen, gäbe es die „furchterregende und grässliche Maia“ nicht, die auf Tante Zinzis Hof lebt. Außerdem quält ihn das Gefühl „schuldig zu sein“.
Authentische Recherche
Neben Vergangenheitsbewältigung und Identitätskrise gilt es, einen Mord aufzuklären, denn in der Folterkammer der Törzburg wird eine Leiche gefunden. Sorin, der dort als Reiseführer arbeitet, wird als Verdächtiger festgenommen. Was steckt dahinter? Die zwielichtige Profiteure oder der ominöse „Dracula-Park“-Betreiber und was hat es mit der illegalen Mülldeponie auf sich. Paul ermittelt, kommt aber nicht wirklich weiter. Erst als ihn das Roma-Mädchen Pušomori mit einem alten, zerbeulten Laptop unterstützt, kommt Licht ins Dunkel.
Autorin Lioba Werrelmann verwebt die Geschichte der Siebenbürger Sachsen in einen Krimi mit viel Lokalkolorit. Sie reiste selbst im Sommer 2022 in den Karpatenbogen und war ebenfalls mit einem Mietauto unterwegs. In „Tod in Siebenbürgen“ vereinen sich Spannung, Witz, Nostalgie und liebevoll gezeichnete Figuren: eine absolute Leseempfehlung! Und das Beste: Es ist erst der Auftakt einer Serie mit Paul Schwartzmüller als Ermittler. CRO