“Er hat uns alles zerstört” – der Prozess nach dem Mord von Kennelbach

VN / HEUTE • 15:56 Uhr
"Er hat uns alles zerstört" – der Prozess nach dem Mord von Kennelbach
Der 25-Jährige bei der Verhandlung im Feldkircher Schwurgerichtssaal. vn/gs (2)

In Feldkirch steht ein 26-Jähriger als Angeklagter des Mordes an einer 25-Jährigen vor Gericht. Während er die Tat bestreitet, erhebt die Mutter des Opfers schwere Vorwürfe.

Feldkirch Seit Donnerstag steht ein 26-jähriger Spanier aus Ecuador wegen Mordes vor dem Geschworenensenat am Landesgericht Feldkirch. Ihm wird vorgeworfen, im September 2024 in Kennelbach seine frühere Partnerin getötet zu haben. Die Frau wurde am Ufer der Bregenzer Ache tot aufgefunden. Der Angeklagte befindet sich seit seiner Verhaftung vor einem Jahr in Untersuchungshaft.

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Angeklagter: „Ich habe nichts damit zu tun“

Der Beschuldigte bestreitet beim Prozess jede Verantwortung. “Ich habe damit nichts zu tun”, sagt er vor Richter Theo Rümmele. Er räumt ein, damals betrunken gewesen zu sein, Alkohol, Drogen und Tabletten konsumiert zu haben. Deshalb kann er sich an vieles nicht mehr erinnern. Während der Verhandlung fällt auf, dass er seine Darstellung mehrfach ändert: Mal schildert er, dass sie sich öfter gegenseitig geschlagen haben, dann wieder, dass es nie Streit gegeben habe. Auch bei früheren Verletzungen seiner Partnerin bleibt er widersprüchlich: Ein Foto zeigt sie mit blauem Auge, er spricht von einem Sturz, doch ein Gutachten belegt Spuren von Gewalt. “Wie soll ich was sagen, wenn ich es nicht weiß”, erklärt er schließlich.

Verteidigung spricht von Indizienprozess

Sein Anwalt Manfred Keller bezeichnet das Verfahren als reinen Indizienprozess. Eine Tatwaffe gibt es nicht, auch Tatort und genauer Tatzeitpunkt sind nicht zweifelsfrei belegt. Zudem ist unklar, warum trotz massiven Blutverlusts keine eindeutigen Spuren am Fundort gesichert wurden. Der Verteidiger deutet auch die Möglichkeit an, dass eine dritte Person in die Tat verwickelt sein könnte. “Wir haben keine konkreten Beweise, sondern nur Annahmen”, betont Keller.

"Er hat uns alles zerstört" – der Prozess nach dem Mord von Kennelbach
Rechtsanwalt Manfed Keller verteidigt den Angeklagten: “Es gibt nur Annahmen.”

Mutter zeichnet belastendes Bild

Emotional wird es, als die Mutter des Opfers als Zeugin aussagt. Sie beschreibt ihre Tochter als lebensfrohe Frau mit “edlem Herzen”, die jedem Streit aus dem Weg gegangen sei. Den Angeklagten hingegen charakterisiert sie als eifersüchtig, besitzergreifend und manipulativ. Sie berichtet von jahrelangen Konflikten, häuslicher Gewalt und davon, dass sie ihre Tochter mehrmals aus der Beziehung retten musste. Besonders eindrücklich schildert sie einen Vorfall in Spanien: Weil ihre Tochter nicht mehr auf Anrufe reagierte, fuhr sie zu ihr und fand sie mit zwei blauen Augen vor. “Er hat uns alles zerstört”, sagt sie unter Tränen.

Fortsetzung am Freitag

Am ersten Prozesstag wurden mehrere Zeugen gehört, darunter Angehörige und Privatbeteiligtenvertreter. Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt. Dann kommen der psychiatrische Sachverständige und der gerichtsmedizinische Sachverständige mit ihren jeweiligen Gutachten zu Wort. Anschließend kommt es zu den Schlussplädoyers der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft. Erst danach werden die Geschworenen beraten und entscheiden, ob die Indizien für eine Verurteilung ausreichen. Dem Angeklagten droht im Falle eines Schuldspruchs eine langjährige Haftstrafe bis hin zu lebenslang.

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