Die Renaissance der Altstadt Hohenems

Im Festspielhaus Bregenz wurden die diesjährigen Gewinner des ZV-Bauherr:innenpreises geehrt.
Bregenz Am 13. Oktober 2023 wurden im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung im Festspielhaus Bregenz die diesjährigen Gewinner des ZV-Bauherr:innenpreises ausgezeichnet. Aus den insgesamt 110 Einreichungen wurden 25 Projekte durch die Nominierungsjurys in den Bundesländern ausgewählt. Daraus ermittelte die Hauptjury die diesjährigen Preisträger. „Der Bauherr:innenpreis ehrt Projekte, die den Mut zu vielfältigen Akteurskonstellationen und Beteiligungen ausstrahlen und erfreut mit der thematischen Bandbreite sowie der Qualität der nominierten Bauten. Der Fokus liegt nicht ausschließlich auf den urbanen Umgebungen, sondern richtet sich gleichermaßen auf kleinere Gemeinden und weniger medial präsente Ortschaften innerhalb des Landes. Neben Zentrumsstärkungen, baulich wie auch sozial, sind Mobilitätsdrehscheiben, Aus- und Weiterbildungsstätten, Orte der Kultur und das leistbare Wohnen baulich seriös abgehandelt. Typologisch waren die diesjährigen Nominierungen breit gestreut. Ihr gemeinsamer Nenner: „Das Um- und Weiterbauen“, so die Meinung der Jury.
Transformation
Hohenems bekommt eine bemerkenswerte Transformation. Die Altstadt, einst eine „sterbende“ Straße, gezeichnet durch jahrzehntelangen Durchzugsverkehr und verwaiste Geschäftslokale, hat eine beeindruckende Wiederbelebung erfahren. „Der Wendepunkt kam mit der Verlegung der Landesstraße, doch die wahre Renaissance begann mit dem visionären Engagement von Markus Schadenbauer, dem Mastermind hinter dem Projekt- und der Quartierentwicklung. Schadenbauer, ein leidenschaftlicher „Kümmerer“, hat sich dem Projekt mit einer Detailverliebtheit und einem Blick für das große Ganze gewidmet, die beispielhaft sind“, so die Jury weiter.
Ortskernbelebung
Die Marktstraße in Hohenems umfasst 40 eng aneinander gebaute historische Gebäude, die in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt saniert wurden. Die Lücken im Stadtbild wurden durch Neubauten geschlossen, die von einem hochkarätigen Feld von Vorarlberger und Tiroler Architekturbüros entworfen wurden. Jedes Gebäude, ob alt oder neu, fügt sich harmonisch in das Ensemble ein, und trägt zu einem lebendigen und spürbar wertbeständigen Stück Stadt bei.
Die neu gestalteten Straßen- und Platzräume, erweitert zu einem Stadtgewebe aus geöffneten Höfen und Grünräumen, laden nun zum Verweilen ein. Die Erdgeschosszone wurde akribisch mit eigentümergeführten Geschäften kuratiert, die das urbane Leben bereichern. Die Transformation wurde durch vielfältige Beteiligungs- und Vermittlungsprozesse unterstützt, wodurch Marktstraße und Harrachgasse von Unorten zu belebten Treffpunkten avancierten.
Die Ortskernbelebung in Hohenems stellt eine erfrischende Abkehr von der Flächenverschwendung und Bodenversiegelung dar, die oft mit raumplanerischen Defiziten in Vorarlberg einhergehen. Die nachhaltige Zukunft, in die Architektur und Städtebau Hand in Hand schreiten, wird hier exemplarisch vorgeführt. Das kluge Weiterbauen von Bestand, gepaart mit langfristigem Sorgetragen, ermöglicht scheinbar Unmögliches und sichert den Erfolg dieses ambitionierten Projekts. Die Auszeichnung mit dem ZV-Bauherr:innenpreis ist eine Anerkennung der intensiven Zusammenarbeit zwischen Bauherren und Architekten, die zu außergewöhnlichen Lösungen geführt hat. Die Wiederbelebung der Altstadt Hohenems ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie durch nachhaltige und innovative Ansätze ein positiver Beitrag zur Verbesserung des Lebensumfeldes und zur Baukultur in Österreich geleistet werden kann. „Möge diese Strategie in Hohenems weiterhin Früchte tragen und Nachahmungen in anderen Teilen des Landes finden“, so die Jury.
Neben Hohenems wurden das „Kärnten.Museum“, welches als Gesamtkunstwerk aus historischer und zeitgenössischer Architektur in Verbindung mit der Ausstellungsgestaltung beeindruckt, sowie die Wohnbebauung Marburgerhöfe in Graz ausgezeichnet. VN-AMA
