Augenflecke von abgrundtiefer Schönheit

Kultur / 13.12.2023 • 15:05 Uhr
Barbara Anna Husar präsentiert ihre neuesten Werke in Hard.
Barbara Anna Husar präsentiert ihre neuesten Werke in Hard.

Barbara Husar präsentiert ihre neuesten Werke in der Galerie Hutz

hard „Circles“ nennt die 1975 in Feldkirch geborene Multimediakünstlerin Barbara Anna Husar ihre neuesten Werke, die in der Galerie Maximilian Hutz erstmalig präsentiert werden. Wie der Name schon verrät, handelt es sich dabei um kreisrunde Objekte, feinste Acrylpinselstriche auf goldfarbener Rettungsdecke, die Größen variieren von 22 bis 104 cm. Einer Iris gleich, in dessen Mitte die Pupille, das allsehende Auge.

Die in Feldkirch geborene Multimediakünstlerin nennt ihre aktuelles Arbeiten "Circles“.
Die in Feldkirch geborene Multimediakünstlerin nennt ihre aktuelles Arbeiten "Circles“.

Assoziationen an die plastisch leuchtende Federzeichnung von großen, blau irisierenden Augen der Federn eines Pfaus drängen sich auf, Augenflecke, wie sie mannigfaltig in der Natur vorkommen, beispielsweise bei Fischen (Forelle) und Schmetterlingen (Abendpfauenauge), ob diese nun eine apotropäische Wirkung haben, also Fressfeinde von Fressfeinden imitieren, um abschreckend zu wirken, oder zur Kommunikation bzw. intersexuellen Selektion dienen – Blaue Pfauenweibchen wählen Männchen mit den schillerndsten und kontrastreichsten Augenflecken – mag vielleicht hilfreich sein und uns auf eine Spur der Erkenntnis führen, ist aber nicht wirklich von Belang.

Blick in die Ausstellung Circles von Barbara Husar.
Blick in die Ausstellung Circles von Barbara Husar.


Barbara Husar ist eine Nomadin der Kunst, ob in den Wüsten Sinais oder auf den schneebedeckten Hängen von Lech, ob hoch in den Lüften mit ihrer sozialen Skulptur „Flying Udder“ (Fliegendes Euter), ein pinkfarbener, 3500 m³ fassender Heißluftballon in Form eines Kuheuters, mit dem Husar die Alpen überquerte und über dem Wiener Stephansdom zu sehen war, ob als Hirtin mit ihrer eigenen Ziegenherde unterwegs oder mit Frittiernetzen auf Meteoritenfang. Barbara Husar erweckt den Anschein einer Ruhelosen, ist im Bruce Chatwinschen Sinne eine Unstete, eine Reisende, dabei geht es ihr nicht um die Ziele ihrer Reisen, es geht ihr vielmehr darum, auf unsichtbaren „Songlines“ (Traumpfaden) zu wandeln, eine mystische Landkarte (von sich selbst) zu erstellen, es geht ihr um das rastlos Ruhende, um kosmische Verknüpfungen, denn nur wer die innere Vernetztheit und Verwobenheit des Lebens versteht, kann letztlich den Sinn hinter allen Geschehnissen erkennen. In einem Pfauenauge ist der gesamte Kosmos abgebildet.

Space Eggs, 2023, Acryl auf Rettungsdecke.
Space Eggs, 2023, Acryl auf Rettungsdecke.

Barbara Husar verfügt über das dafür notwendige Instrumentarium, Vernetzungen aufzuspüren, hat ein seismologisches Gespür für Verbindungslinien und lädt uns ein, diese zu erkunden. „Ich bin Teil, Zwischenteil und Teilchenbeschleuniger“, sagt sie von sich selbst, gleichsam wie eines ihrer „Flying Eggs“ (2023), das sich augenblicklich in die Luft erhebt, um den Kosmos zu erkunden und dabei als Katalysator für andere dient, oder sich in Wellenform gleich ihrer Installation „Wave“ (2023) im Äther ausbreitet. Ihre „Circles“ sind von einer Zartheit und Codierung, die uns tief in einen unendlichen Kosmos blicken lassen. Man könnte mit Nietzsche sagen, „wenn man lange in einen Abgrund blickt, blickt der Abgrund auch in dich hinein”.

Schellacktusche, Acryl auf Rettungsdecke, 103 cm.
Schellacktusche, Acryl auf Rettungsdecke, 103 cm.

Husars „Circles“ sind keine Abgründe, es sind Fenster zu einem Universum, das jeder von uns in sich trägt, und „Blickfänge“ von einer außergewöhnlichen Ästhetik.

Thomas Schiretz

Galerie Maximilian Hutz

Barbara Anna Husar: Circles

bis 27.1.2024

www.galeriemaximilianhutz.at