Der blinde Seher und sein Sohn

Salzmann & Salzmann: Eine Ausstellung der besonderen Art.
Vaduz “Salzmann & Salzmann – Skulptur und Malerei”, die Ausstellung, die in der Galerie am Lindenplatz in Vaduz bis zum 17. Februar 2024 zu sehen ist, vereint die Werke von Vater und Sohn – Walter und Heinrich Salzmann – und bietet einen intensiven Einblick in das Schaffen zweier Generationen.

Heinrich Salzmann, 1959 in Dornbirn geboren, folgte den künstlerischen Spuren seines Vaters, schlug jedoch einen eigenen Weg ein. Nach seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste und der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, widmete er sich der realistischen Malerei. Seine Werke, die alltägliche Szenen in Öl auf Leinwand festhalten, zeugen von einem tiefen Verständnis für den Realismus und einer ernsthaften Auseinandersetzung mit handwerklichen Aspekten der Malerei.

Die von seinem Lehrer, dem Vorarlberger Maler und Restaurator Hubert Dietrich, erlernte Präzision und Sorgfalt hat Salzmann in seine künstlerische Arbeit integriert. Salzmanns Bilder entstehen in einem künstlerischen Kontext, der Parallelen zu Strömungen des 20. Jahrhunderts wie der Neuen Sachlichkeit aufweist. Eine gewisse Nähe zu Gerhard Richter ist in einigen Werken Salzmanns zu erkennen, aber auch Anklänge an die amerikanische Pop-Art, in der Motive aus ihrem Kontext gerissen und neu interpretiert werden. Dieses Prinzip wendet Salzmann an, indem er Details isoliert und überdimensional darstellt, wie der langjährige ORF-Kulturchef und VN-Kolumnist Walter Fink in seiner hochinteressanten Vernissage-Rede feststellte.

Vater Walter Salzmann beeindruckt mit Skulpturen, die nicht nur durch ihre künstlerische Qualität, sondern auch durch die Umstände ihrer Entstehung bestechen. Der Dornbirner, Jahrgang 1930, begann seine künstlerische Laufbahn mit einer Töpferlehre von 1945 bis 1947. Sein Talent und seine Leidenschaft für die Kunst führten ihn an die Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, wo er von 1949 bis 1952 in der Keramikklasse von Robert Obsieger studierte.

Bekannt wurde Walter Salzmann durch seine Steinskulpturen, die er ab 1958 schuf. Sein Werk zeichnet sich durch eine Entwicklung von kubistischen Elementen hin zu expressiveren Formen aus. Trotz der formalen Veränderungen blieb sein Interesse an der Darstellung des Menschen konstant. Seine Tonfiguren und später auch seine plastischen Arbeiten auf Papier, die als Vorlagen für den Bronzeguss dienten, zeugen von dieser Faszination.

Sein Werk ist das Ergebnis einer lebenslangen Auseinandersetzung mit der Kunst, geprägt durch die Studienjahre an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und den Einfluss von Fritz Wotruba. Der “Blinde Seher”, eine seiner herausragenden Skulpturen, ist ein Beispiel für die bemerkenswerte Präzision und Sensibilität, mit der Salzmann arbeitete, obwohl er selbst im Alter von 17 Jahren erblindete. Aber auch “Liegende mit starker Krümmung” oder “Expessiver Kopf”, beide in der Galerie zu bestaunen, zeugen von seiner Brillanz.

Die Ausstellung lädt dazu ein, sich auf die Präzision und die jeweils eigene Wirklichkeit der beiden Salzmanns einzulassen und die Zeit zu investieren, die auch die Künstler in ihre Arbeit investiert haben.

Walter Fink abschließend: „Die Werke von Walter Salzmann, ebenso wie die seines Sohnes Heinrich, erfordern und verdienen unsere volle Aufmerksamkeit. Beide Künstler investieren viel Zeit und Sorgfalt in ihre Arbeit, und es lohnt sich, sich auf ihre Genauigkeit und ihre jeweils eigene Realität einzulassen. Die Auseinandersetzung mit ihren Werken ist eine lohnende Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen kann“.
“Salzmann & Salzmann – Skulptur und Malerei”
Galerie am Lindenplatz in Vaduz
Die Werke sind bis zum 17. Februar 2024 ausgestellt