Zwischen Gletscherabgüssen und dystopischen Visionen

Johanna Tinzl und Andreas Werner im Kunstforum Montafon.
Schruns Das Kunstforum Montafon, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und kreative Bildung, präsentiert derzeit eine Ausstellung mit Werken zweier spannender österreichischer Künstler. Johanna Tinzl, bekannt für ihre vielseitige künstlerische Praxis, die von Medienkunst bis zu partizipativen Projekten reicht, zeigt in dieser Ausstellung eine filmische Arbeit und mehrere Skulpturen.

Ihre Werke thematisieren zukunftsorientierte Fragestellungen und das alarmierende Verschwinden der Gletscher. Der Film, ein zentrales Element ihrer Präsentation, erforscht die Volks- und Folklorekultur im alpinen Raum und dient als Medium zur Aufarbeitung und Kritik. Tinzls künstlerischer Ansatz, der sich durch eine sensible Auseinandersetzung mit Geschichte und Politik im Alltäglichen auszeichnet, wird in dieser Ausstellung deutlich sichtbar.

Ein besonderes Highlight ihrer Ausstellung ist das Langzeitprojekt “Das Archiv des Verschwindens”, das sie im Sommer 2019 begann. Dieses Projekt umfasst Gletscherabgüsse von verschiedenen Standorten wie dem Sólheimajökull in Island und dem Vermuntgletscher in Österreich. Tinzl fertigt maßstabsgetreue Umrissformen der Gletscher in Alabastergips und transformiert diese in Wien in beeindruckende Skulpturen aus Weißbeton. Die Wahl des Betons als Material ist dabei eine bewusste Entscheidung, um auf die umweltschädlichen Aspekte der Zementproduktion und deren Beitrag zu den CO2-Emissionen hinzuweisen.

Andreas Werner, ein Künstler, der sich vornehmlich der Zeichnung widmet, präsentiert in der Ausstellung großformatige Bleistiftzeichnungen. Seine Werke, die zwischen Architektur und Skulptur, Rakete und Roboter oszillieren, sind von dystopischen Fiktionen inspiriert. Werners Zeichnungen, die sowohl fremdartig als auch vertraut wirken, stellen eine Reflexion über vergangene und zukünftige Utopien dar. Die jüngste Erweiterung seiner Arbeiten um dezente Farbigkeiten erinnert an die Stummfilme der 1920er- und 1930er-Jahre und verleiht ihnen eine zusätzliche Dimension.

Das Kunstforum Montafon, 1996 gegründet, hat sich als Plattform für zeitgenössische österreichische Kunst etabliert. Die aktuelle Ausstellung von Johanna Tinzl und Andreas Werner ist ein weiteres Beispiel für das Engagement des Kunstforums, bedeutende künstlerische Stimmen zu präsentieren und zu fördern.

Die Ausstellung bietet einen interessanten Einblick in die künstlerische Auseinandersetzung mit aktuellen globalen Herausforderungen und die Reflexion über unsere Beziehung zur Natur und Technologie. Tinzls und Werners Werke regen zum Nachdenken an und hinterfragen unsere Vorstellungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Die Ausstellung ist mittwochs bis freitags sowie sonntags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Zusätzlich bietet das Kunstforum Montafon am Mittwoch, den 17. Januar 2024, von 14 bis 16.30 Uhr einen “kunstKINDERkunst-Workshop” mit Helene und Franz Rüdisser an, der besonders für junge Kunstinteressierte eine spannende Gelegenheit darstellt, in die Welt der Kunst einzutauchen.