Jack Unterweger als Romanfigur

Kultur / 19.01.2024 • 18:13 Uhr
Jack Unterweger als Romanfigur

Autor und Ermittler Ernst Geiger vermischt literarisch Realität und Fiktion.

Häfnpoet Vor bald 30 Jahren, am 29. Juni 1994, ist Jack Unterweger wegen neunfachen Mordes an Prostituierten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. In derselben Nacht erhängte er sich. Nun veröffentlichte Ernst Geiger, damalige Leiter der Mordkommission in Wien, den Roman „Mordsmann“. Der Autor beschäftigt sich mit der Persönlichkeit des Täters, mit den Folgen seines Vorgehens für seine Opfer, deren Familien und seinen Geliebten, aber auch mit den Zweifeln der Polizei. Geiger lässt Realität und Fiktion verschwimmen. Und doch lassen die dramatischen Wendungen und faszinierenden Charaktere fast vergessen, dass wahre Begebenheiten die Grundlage sind. Doch Geiger betont, nichts dazu erfunden zu haben. Einige Personen seien lediglich zu einer einzigen fiktiven Figur verschmolzen. So tritt eine Psychologin auf, die der Fantasie des Autors entstammt. Aber ihre Expertisen sind aus verschiedenen Gutachten zusammengefasst und komprimiert. Schonungslos der Wahrheit entsprechend, gibt er die Mordfälle wieder. Er tritt der Darstellung entgegen, der „Häfenliterat“ Unterweger habe beiläufig gemordet. Die Wahrheit ist: Er hat die Frauen oft stundenlang in seiner Gewalt gehabt, sie gequält, misshandelt und getötet. Doch Unterweger konnte lügen und hat alle an der Nase herumgeführt. Und er hatte jede Menge hochrangiger Fürsprecher: die Kulturszene, die Medien und die Politik. Er war ein Serienmörder, der zu fesseln vermochte. Auch einen Fahnder, der den Verdacht nicht los wird, dass die Opferzahl noch höher sein könnte. CRO

Mordsmann, Ernst Geiger, Edition a, 464 Seiten