Von Milli Vanilli bis Boney M.

Kultur / 23.01.2024 • 15:35 Uhr
Der Musikproduzent und Komponist Frank Farian ist im Alter von 82 Jahren in seinem Haus in Miami gestorben.  <span class="copyright">APA/dpa-Zentralbild/Karlheinz Schindler</span>
Der Musikproduzent und Komponist Frank Farian ist im Alter von 82 Jahren in seinem Haus in Miami gestorben. APA/dpa-Zentralbild/Karlheinz Schindler

Erfolgsproduzent Frank Farian im Alter von 82 Jahren verstorben.

Frankfurt/Main Seine Lieder sind Klassiker der Popmusik und der Soundtrack einer Generation. Ob „Daddy Cool” oder „Rasputin”: Wie am Fließband schuf Musikproduzent Frank Farian tanzbare Welthits. Der Durchbruch erstaunte ihn selbst. „Der Erfolg war eine riesengroße Überraschung. Ich hatte immer gedacht, ich schaffe es nicht. Es sah ja auch anfangs nicht danach aus.” Nun ist Farian in seiner Wahlheimat Miami im Alter von 82 Jahren gestorben.

Frank Farian stand für internationalen Erfolg im Musikgeschäft.   <span class="copyright">Michael Kappeler REUTERS</span>
Frank Farian stand für internationalen Erfolg im Musikgeschäft. Michael Kappeler REUTERS

Als Franz Reuther kam er am 18. Juli 1941 in Kirn an der Nahe auf die Welt, als Frank Farian stand sein Name für internationalen Erfolg im Musikgeschäft. Seit er Teenies Mitte der 1970er-Jahre mit seinem traurigen Hit „Rocky” zum Weinen brachte, trat er selbst kaum noch auf. Als Mann im Hintergrund, als Produzent, begann sein Mega-Erfolg. Etwa mit der Gruppe Boney M.

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Den ersten Titel „Baby Do You Wanna Bump” (1975) sang Farian selbst. Weil er das vielstimmige Lied auf der Bühne nicht solo aufführen konnte, suchte er eine Band, die den Song präsentieren sollte. Zwei Mitglieder sangen live, zwei weitere bewegten die Lippen. Mit Erfolg: Hits wie „Rivers of Babylon” oder „Ma Baker” sind Popgeschichte.

Der Musikproduzent Frank Farian schuf wie am Fließband tanzbare Welthits wie „Daddy Cool" oder „Rasputin". <span class="copyright"> EPA/MARTIN ATHENSTAEDT</span>
Der Musikproduzent Frank Farian schuf wie am Fließband tanzbare Welthits wie „Daddy Cool" oder „Rasputin". EPA/MARTIN ATHENSTAEDT

Mit Milli Vanilli folgte ein ähnliches Projekt – das jedoch ging schief. Es wurde zum Skandal im Musikbusiness. Der Discopop-Hit „Girl You Know It’s True” der Jugendfreunde Robert „Rob” Pilatus und Fabrice „Fab” Morvan verkaufte sich Ende der 1980er weltweit mehr als 30 Millionen Mal. Das erste Milli-Vanilli-Album wurde in den USA 1989 sechsmal mit Platin ausgezeichnet, das Münchner Duo gewann einen Grammy für die besten neuen Künstler. Später wurde bekannt, dass die beiden gar nicht selbst gesungen, sondern die Lippen zu den Stimmen professioneller Sänger bewegt hatten. Die Musikwelt war erschüttert. Der Fall gilt bis heute als einer der größten Betrugsskandale der Musikgeschichte.

Milli Vanilli wurde zum Skandal im Musikbusiness.   <span class="copyright">AP Photo/Craig Fujii, File</span>
Milli Vanilli wurde zum Skandal im Musikbusiness. AP Photo/Craig Fujii, File

Der Erfolg auch mit Bands wie Eruption und No Mercy war Farian nicht in die Wiege gelegt worden. „Meinen Vater habe ich nie kennengelernt, er fiel vor meiner Geburt im Krieg. Meine Mutter war meine persönliche Trümmerfrau. Sie hat alle Steine aus dem Weg geräumt und mir alles ermöglicht, obwohl wir kein Geld hatten.” Mit 14 zog der junge Franz zu Verwandten ins Saarland und erlernte den Kochberuf – „weil ich ständig Hunger hatte und dachte, da habe ich immer etwas zu essen”. Die musikalischen Anfänge waren bescheiden. Auf einem Familienabend steckte ihm der Pfarrer einen Groschen zu, weil er „Der Mond ist aufgegangen” so schön gesungen hatte – „meine erste Gage”. Mit seiner Band „Die Schatten” nahm Farian 1963 in einem früheren Stall die erste Platte auf. „In der Mitte standen ein Mikrofon und ein Tonbandgerät.”

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Vom Saarland ging es nach Hessen, in ein Tonstudio in Rosbach bei Frankfurt, und später nach Miami – und zum Beispiel mit Boney M. zu Konzerten nach Moskau. Wenn Farian darüber sprach, klang seine Stimme ernst. „Ich denke oft daran, wie wir auf dem Roten Platz getanzt haben”, erzählte er dann. „Mein Vater ist in Russland gefallen, und ich bin dort ein gefeierter Star. Das kann man sich nicht erträumen.”

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Er gewann Goldene Platten und feierte Chart-Erfolge – doch das Geheimnis seines großen Erfolgs, betonte Farian einmal, habe er nicht entschlüsseln können. Wenn er einen Song gemischt habe, habe er an seine Zeit als Koch gedacht. „Es geht immer um die Zutaten. Man kann zwar sagen, man wird Musiker, aber vieles ist dann Glück. Erfolg ist nicht planbar.”