Die Entlarvung einer Legende

Kultur / 28.01.2024 • 17:40 Uhr
Im Mittelpunkt des Abends stand die Performance von Tamara Stern.<span class="copyright">GUENTER MACHO</span>
Im Mittelpunkt des Abends stand die Performance von Tamara Stern.GUENTER MACHO

„Kein Groschen, Brecht“ am Landestheater Vorarlberg.

Bregenz Am Samstagabend fand im Landestheater Vorarlberg eine bemerkenswerte Aufführung statt: „Kein Groschen, Brecht“, inszeniert von Ernst Kurt Weigel und mit der herausragenden Tamara Stern in der Hauptrolle. Das Stück ist eine tiefgründige und kritische Auseinandersetzung mit dem persönlichen Leben Brechts, insbesondere mit seinem Verhältnis zu den Frauen in seinem Umfeld.

Die visuellen Elemente wurden von Eni Brandner gestaltet. <span class="copyright"> andreas marte</span>
Die visuellen Elemente wurden von Eni Brandner gestaltet. andreas marte

Tamara Sterns Darstellung ist nicht weniger als eine Tour de Force. Sie gibt allen Frauen in Brechts Umfeld – Musen, Geliebten, Ehefrauen und kreativen Partnerinnen – mit einer Intensität und Tiefe ein Gesicht, sodass der Zuschauer unweigerlich in die komplexen und oft widersprüchlichen Beziehungen Brechts zu diesen Frauen hineingezogen wird. Das minimalistische, in Schwarz gehaltene Bühnenbild mit wenigen Requisiten wie einem Stuhl und einem Klavier schafft eine intensive, fast klaustrophobische Atmosphäre, die den Zuschauer sofort in ihren Bann zieht und die emotionale Wucht der Aufführung verstärkt.
Die Inszenierung von Ernst Kurt Weigel zeugt von seinem Verständnis für Brecht und seine Zeit. Die aufwendig recherchierten Texte sind von einem bissigen und zugleich nachdenklichen Humor durchzogen.

Die musikalische Gestaltung unterstützt die Handlung auf subtile Weise.  <span class="copyright"> andreas marte</span>
Die musikalische Gestaltung unterstützt die Handlung auf subtile Weise. andreas marte

Die Darstellung Brechts als egomanischer, egozentrischer Künstler, der seine Frauen ausnutzte und sich ihrer Leistungen bediente, ist zwar ein bekannter Aspekt seiner Biografie, wird in diesem Stück jedoch frisch und unverblümt präsentiert. Diese Perspektive auf Brecht, fernab jeglicher Idealisierung, wirft ein klares Licht auf die komplexen und oft problematischen Beziehungen, die er zu den Frauen in seinem Leben unterhielt. Dieser kritische Blick wird durch die szenische Gestaltung und die Dialoge eindrucksvoll unterstützt.

Sterns Perfomance ist eine Mischung aus Gesang, Sprechtheater und körperlicher Darstellung.
Sterns Perfomance ist eine Mischung aus Gesang, Sprechtheater und körperlicher Darstellung.

Die Musik, interpretiert von Elise Mory am Klavier, spiegelt Brechts Zusammenarbeit mit Kurt Weill wider und erweitert sie um eine moderne, manchmal kantige Note. Die musikalische Gestaltung unterstützt die Handlung auf subtile Weise, die Arrangements nehmen sich Freiheiten im Umgang mit Weills Musik, brechen sie auf und verfremden sie, sodass das Publikum sowohl in Brechts Welt eintaucht als auch eine Außenperspektive erhält. So entsteht eine faszinierende musikalische Landschaft, die das Stück bereichert.
Die visuellen Elemente, gestaltet von Eni Brandner, sind sensibel und ergänzen die Aufführung, ohne sich aufzudrängen, und verstärken die Wirkung der Produktion. Die Bilder auf den schwarzen Vorhängen sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern tragen auch zur Gesamtstimmung des Stücks bei.

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Tamara Stern steht im Mittelpunkt dieser Aufführung, und ihre Darstellung ist das Herzstück des Abends. Ihre Fähigkeit, den verschiedenen Frauen in Brechts Leben so viel Tiefe und Nuancen zu verleihen, ist beeindruckend. Sie zeigt die kollektive Stärke, aber auch das Leid, das sie im Schatten Brechts ertragen mussten. Sterns Perfomance ist eine beeindruckende Mischung aus Gesang, Sprechtheater und körperlicher Darstellung, die eine starke Wirkung entfaltet.