Spieglein, Spieglein …

Gerold Tagwerker präsentiert seine neueste Arbeit in der Kunsthalle FRO.
Dornbirn „Spieglein, Spieglein an der Wand …“, nein, dieses Mal nicht an der Wand. Erstmals im Oeuvre des in Feldkirch geborenen Künstlers Gerold Tagwerker pendelt ein Spiegel horizontal im Raum im Foyer des ORF bzw. in der Kunsthalle FRO. Es ist ein Grauspiegel, ein dunkler Spiegel, wie er oft als Spiegelwand in Schlaf- bzw. Wohnzimmern Verwendung findet, der im Gegensatz zu einem herkömmlichen Silberspiegel mehr Licht absorbiert und in der Folge wesentlich mehr Tiefe erzeugt. Gut 20 cm über dem Boden „schwebt“ ein kreisrunder Spiegel mit einem Durchmesser von zwei Metern, der an einer Edelstahlkette an der Decke des Foyers befestigt ist.

Tagwerkers Affinität und Beschäftigung mit Spiegelungen, Projektionen und Reflexionen reicht bis in die 1990er-Jahre zurück. Im Jahr 2003 verwandelte er kleinformatige Werke von Piet Mondrian aus den späten 1920er-Jahren in reflektierende Spiegelobjekte und 2019 zeigte er in der Ausstellung „mondrian_revisited“ in der c.art Galerie die sogenannten „mondrian.mirrors“, für die Tagwerker verschiedene Werke Mondrians vermaß und eins zu eins in silberne und farbige Spiegelflächen übersetzte. In der Ausstellung „Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen“ im Kunstmuseum Wolfsburg zeigte Tagwerker seine Arbeiten zuletzt 2023.

Die Spiegelplatte als Informationsträger
„Der beeindruckende Raum, die Architektur und die Dominanz der Oberflächen und unterschiedlichen Materialien, die hier zu sehen sind, haben mich sofort an ein Spiegelobjekt denken lassen“, sagt Tagwerker, der von Marbod Fritsch, dem Kurator der Kunsthalle FRO, zu dieser künstlerischen Intervention eingeladen wurde. Der Blick in den Spiegel liefert alle Informationen über das Haus, das 1969-72 nach Plänen von Gustav Peichl erbaut wurde.

„Eine Prinzessin“, wie es ORF-Landesdirektor Markus Klement ebenso achtsam wie liebevoll formuliert. Dass eine „Principessa“ schließlich hofiert werden will, wissen wir nicht erst seit Seiler und Speer. Eine Fülle von glänzenden und spiegelnden Oberflächen, ein Gewimmel von technischem Material, Schächten, Drähten, Blenden. Man glaubt fast, in ein unendliches Universum aus unendlichen Informationen einzutauchen, und mit einem kleinen Perspektivwechsel eröffnet sich ein weiterer Weltenraum.

Der Spiegel als Datenträger mit schier nicht enden wollender Information. Glatt, poliert, geschniegelt und herausgeputzt, wäre da nicht der sogenannte „Russische Luster“, drei nackte Glühbirnen in schwarzen Billigfassungen aus dem Baumarkt, die sich an einer Edelstahlkette entlang schlängeln und in regelmäßigen Abständen aufblitzen – in einem Haus der Technik und Information, in dem alles wie am Schnürchen läuft. „mirror.disc_after(the party)“ nennt Gerold Tagwerker seine Installation, eine faszinierende Skulptur, die in diesem Haus nicht nur zum Gesamtkunstwerk mutiert, sondern Teil des Hauses wird.
Kunsthalle FRO
Gerold Tagwerker
mirror. disk_after(the party)
bis 26. 5. 2024, tägl. 17-19 Uhr