Mozart-Himmel mit Salieri-Garnitur

Das Kammerorchester Basel unter Giovanni Antonini und Sabine Meyer begeistern bei Dornbirn Klassik.
Dornbirn Giovanni Antonini eilt in die Mitte der Bühne, springt geradezu auf seinen Platz und schon setzt das Orchester mit einem knalligen Moll-Akkord ein, dass es einen fast vom Stuhl reißt. Voller Dramatik, mit krassen dynamischen Wechseln ertönt Antonio Salieris Ouvertüre zu „Cesare in Farmacusa“, die Beethoven zur Gewittermusik in der Pastorale inspiriert hat, wie Robert Schneider in seiner kundigen Einführung bemerkte.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
Er korrigierte auch das Bild des missgünstigen Konkurrenten, der Mozart vergiftete, das Miloš Forman im Film „Amadeus“ gezeichnet hat. Salieris Musik ist effektvoll und farbig instrumentiert, aber sie berührt die Seele nicht, auch nicht in der heiteren Ouvertüre zu „La Grotta di Trofonio“, die nach der Pause gespielt wurde. Dass in diesem Programm Mozart mit Salieri kombiniert wurde, verdankt sich Rolando Villazon, dem Intendanten der Salzburger Mozartwoche, der heuer diesen Schwerpunkt setzte. Die Basler spielten das gleiche Programm am 3. Februar in Salzburg.

Zu einem ungewöhnlich interessanten Hörerlebnis wurde die Interpretation des Klarinettenkonzerts mit der Weltklasse-Musikerin Sabine Meyer, die an diesem Abend ihr Debut bei Dornbirn Klassik gab. Fast jeder kennt dieses Konzert in der Fassung für normale Klarinette, Mozart hat es aber für Bassettklarinette komponiert, die einen in der Tiefe erweiterten Tonumfang hat. Die Musikforschung hat diese Fassung vor ca. zwanzig Jahren rekonstruiert, da die Originalpartitur verschollen ist.

Meyers Spiel klang völlig mühelos, von der abgeklärten Melodielinie des Anfangs an über die halsbrecherischen Läufe bis zur Stretta am Schluss. Passagen, die sonst eine Oktave höher transponiert werden, ertönten in der von Mozart so konzipierten tiefen Lage, was etwas an das damals noch gar nicht erfundene Saxophon und an Jazz erinnerte, dem Klangbild aber auch eine fast dämonische Note hinzufügte. In einen wahren Mozart-Himmel entführte der zweite Satz, dessen zeitenthobene Innigkeit traumwandlerisch vermittelt wurde. Antonini wählte von Anfang an die richtigen Tempi, das Orchester begleitete federnd, farbig und facettenreich, immer im intensiven Dialog mit dem Soloinstrument. Als Zugabe spielte Meyer mit den Stimmführern der Streichergruppen das Menuett aus dem Klarinettenquintett.

Nach der Pause erklang die siebensätzige sogenannte Posthornserenade. Von der majestätischen Einleitung an über das folgende Allegro mit seinen rasanten Steigerungen hörte man einen Mozart voller farbiger Kontraste, hinreißend lebendig musiziert, mit leicht satirisch übertriebenen Seufzern im seelenvollen Andantino in Moll. Besonders klangschön und differenziert spielten die Holzbläser, das Posthorn verblüffte ebenso wie Antonini, der im ersten Trio seine Flöte aus der Tasche zog und selbst den Solopart spielte. Der Abend war wie ein herrliches nachgeholtes Fest zu Mozarts 268. Geburtstag am 27. Jänner.
Ulrike Längle