Gedenke des Todes

Das Beinhaus St. Peter in Rankweil soll gänzlich revitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
rankweil Der Pfarrer von Rankweil, Walter Juen, hatte, um es prosaisch auszudrücken, einen göttlichen Einfall und beauftragte 2023 das Architektenbüro Schallert Wüst und den Künstler Paul Renner, eine Neugestaltung bzw. eine Neuordnung des Beinhauses St. Peter anzudenken bzw. vorzunehmen. Vor allem, so schwebte ihm vor, soll dieser Ort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und durch die künstlerische Intervention soll das Ossarium ins Heute transferiert werden.

Eines gleich vorweg. Juens Präsentation des neuen Beinhauses vor ein paar Tagen in der St. Peters-Kirche Rankweil, die zu den ältesten des Landes gehört (817 erstmals urkundlich erwähnt), war nicht nur ein intelligentes, sondern ein perfektes Gesamtpaket. Rankweil kann schon auf außergewöhnliche künstlerische Interventionen zurückblicken, ausgeführt von so namhaften, internationalen Künstlern wie Matt Mullican (Landesgedächtniskapelle, 2012), David Reed (Kirchenfenster in der Basilika, 2015) oder Anne Katrin Dolven (Toninstallation St. Michael, 2017); so käme mit Paul Renner ein weiterer Hochkaräter hinzu.

Eines der letzten Beinhäuser in Vorarlberg
Das Beinhaus von St. Peter ist eines der ganz wenigen in Vorarlberg, die noch existieren, obwohl früher beinahe jede Gemeinde, speziell im Bregenzerwald, ein Beinhaus besaß. Geradezu Kultstatus hatte das Beinhaus in Au, auf dem in schwungvollen Lettern geschrieben stand: „Falsche Zähne, falsche Haare, nur der Tod hat echte Ware“. Oder man denke an das Gemälde von Wilhelm L. F. Riefstahl „Am Allerseelentage auf dem Friedhof zu Egg im Bregenzer Walde “ (1869), darauf deutlich ein Ossarium zu erkennen ist.

Paul Renner beschäftigt sich schon über 30 Jahre lang mit dem „Memento Mori“ („Gedenke des Todes“) und seinen künstlerischen Ausformungen und zitierte bekannte Beinhäuser wie die „Catacombe dei Cappuccini“ in Palermo, oder der Capela dos Ossos in Évora/Portugal in seinen Arbeiten. Er ist geradezu eine Idealbesetzung für dieses Vorhaben. Zwei im Boden des Beinhauses eingelassene Glasplatten werden von Paul Renner mit Dammarharz, Wachs und Honig bestrichen, in denen Knochensplitter, Muscheln, Pflanzensamen etc. eingearbeitet sind.

Das Ganze ist durch eine spezielle Lichtführung (Zumtobel Licht), das die Glasplatten von unten durchdringt, also vertikal vom Boden bis zur Decke führt (man beachte den Auferstehungsgedanken) in ein honigfarbenes, bernsteinfarbenes, weiches Licht getaucht; und auf einem Lichtschlitz, der sich unter dem Gebälk befindet, dringt das Licht der „göttlichen Botschaft“ nach außen. Ein Teil der Finanzierung soll auch durch den Verkauf von einer Serie von Originalen (Totenschädel) von Paul Renner, abgedeckt werden. Diese Originale (56 x 45 cm) kosten jeweils € 1.500,-, was dem halben Preis eines Renner-Gemäldes dieser Größe auf dem Kunstmarkt entspricht (Informationen: Pfarrer Walter Juen, pfarramt@pfarre-rankweil.at). Die geplante Fertigstellung des Beinhauses St. Peter ist für Ende März 2024 vorgesehen.