Ein mystisches Dorf für Bregenz

„Freischütz”-Bühnenbild der Festspiele nimmt Gestalt an.
Bregenz In der neuen Montagehalle der Festspiele werden seit Herbst 2023 zahlreiche große Kulissenteile für das Spiel auf dem See montiert und verkleidet. Den Anfang machten die täuschend echt aussehenden verwitterten Bäume, die bereits im Dezember auf die Bühne gebracht wurden. Seit Anfang Februar entsteht nun ein winterliches Dorf, das als Kulisse für die dramatische Handlung der Oper dient.

Acht Häuser werden derzeit in der Montagehalle für das schaurige Freischütz-Dorf zusammengebaut und verkleidet. Das kleinste Haus ist etwa so groß wie eine Hundehütte, das Dorfwirtshaus hat mit 16 Quadratmetern Grundfläche die Ausmaße eines kleinen Wohnzimmers. Die Gebäude wurden von Vorarlberger Firmen in Holz- und Stahlbauweise errichtet. Die einzelnen Holzplatten werden in der Montagehalle zusammengefügt und mit Türen, Fensterläden und Acrylglasscheiben versehen. Grundlage für die Arbeit von Ausstattungsleiterin Susanna Boehm und Kaschur-Leiter Robert Grammel ist ein 3D-Modell von Regisseur Philipp Stölzl, der auch für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet.

Wie man ein neu gebautes Haus alt aussehen lässt, habe mit Erfahrung und „learning by doing” zu tun. Außerdem helfe es, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Für diese Inszenierung schaue man sich zum Beispiel abgestorbene Bäume im Wald an.

Die Lautsprecher so zu platzieren, dass sie für die Opernbesucher unsichtbar sind, ist in diesem Jahr besonders schwierig, da das Publikum sehr nah an der Bühne sitzt. „In jedem Bühnenbild sind viele Lautsprecher integriert, die wir optisch immer so gut wie möglich zu verstecken versuchen. In diesem Bühnenbild werden das vor allem die Häuser sein. Und das Wirtshaus ist eigentlich eine riesige Lautsprecherbox, die wir verkleidet haben“, sagt Susanna Boehm. Zusätzlich sind in allen Häusern Beleuchtungselemente versteckt, und aus den Schornsteinen wird Rauch aufsteigen. Und der Kirchturm wird für die Zuschauer so manche pyrotechnische Überraschung bereithalten.

Neben der Kulisse wird auch an der technischen Infrastruktur der Seebühne gearbeitet. Ein neuer Betonkern steht kurz vor der Fertigstellung, Unterwasser-Versorgungsleitungen für Wasser, Strom, Licht sowie Audio- und Netzwerkleitungen werden verlegt. Diese technischen Neuerungen garantieren einen reibungslosen Ablauf der Aufführungen.

Intendantin Elisabeth Sobotka betonte, dass sie nicht nur die Größe des Bühnenbilds beeindrucke, sondern auch die Liebe zum Detail. Ein besonderes Element der Inszenierung wird ein kleiner Pool auf der Bühne sein, intern liebevoll „Lagune” genannt, ein Wunsch von Regisseur Philipp Stölzl.

Wolfgang Urstadt, Technischer Direktor der Bregenzer Festspiele, freut sich über den Baufortschritt: „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie unsere theoretischen Planungen in die Praxis umgesetzt werden. Trotz der Komplexität des Projekts und der Herausforderung, an vielen Fronten gleichzeitig zu arbeiten, liegen wir gut im Zeitplan. Natürlich erfordert ein so großes Projekt viel Koordination und manchmal müssen wir auch kleine Hürden überwinden. Aber wenn so viele Menschen Hand in Hand arbeiten, sind solche Probleme lösbar. Insgesamt sind wir mit dem Erreichten sehr zufrieden und es läuft wirklich gut.”
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Mit „Der Freischütz” bringt Regisseur Philipp Stölzl, der bereits mit seiner „Rigoletto”-Inszenierung begeisterte, erstmals eine der beliebtesten Opern im deutschsprachigen Raum auf die Bregenzer Seebühne. Die musikalische Leitung hat Enrique Mazzola, der auch bei „Rigoletto” das Orchester dirigierte. Die Seeaufführung wird zwischen dem 17. Juli und dem 18. August 27-mal aufgeführt. Rund 192.000 Karten stehen zur Verfügung, die Hälfte davon ist bereits verkauft.