Was passiert backstage beim “Freischütz”?

Kultur / 30.07.2025 • 11:36 Uhr
Was passiert backstage beim "Freischütz"?

Ein Blick hinter die Kulissen des Seespektakels der Bregenzer Festspiele.

Bregenz Während auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele rund 7000 Zuschauerinnen und Zuschauer den dramatischen Verlauf von Carl Maria von Webers „Freischütz“ verfolgen, herrscht nur wenige Meter entfernt eine ganz andere Art von Spannung: Auf der Hinterbühne wird konzentriert, routiniert und präzise gearbeitet. Dort, wo die Teams für Kostüm, Maske, Bühne, Stunts und Technik wie Zahnräder in einem fein getakteten Uhrwerk ineinandergreifen, entfaltet sich eine eigene, kaum sichtbare Choreografie.

Was passiert backstage beim "Freischütz"?

Bereits vor dem ersten Ton der Ouvertüre beginnt die Arbeit: Auf der Unterbühne wird mit einer Hacke Agathes Grab ausgehoben. Was auf der Bühne nach finsterer Magie aussieht, ist in Wahrheit ein durchdachter Stunt. Ein Darsteller schlägt unablässig auf eine Platte aus Holz und Styropor. Durch eine Bodenluke sind dem Publikum nur seine Füße sichtbar. Diese Aktion ist körperlich fordernd, präzise getaktet und genau mit dem Bühnenablauf koordiniert.

Was passiert backstage beim "Freischütz"?

Wenig später wird durch dieselbe Luke Agathes „Leiche” in einem Sarg herabgelassen, dargestellt von einer Stuntfrau. Noch ehe der Sarg auf der Unterbühne aufgesetzt hat, hebt sie kurz schützend die Hände, dann klettert sie rasch und lächelnd aus dem Sarg. Minuten später steht sie wieder bereit für die nächste Szene.

Was passiert backstage beim "Freischütz"?

In der Traumsequenz von Ännchens Arie sorgen acht Stuntfrauen für einen zauberhaften Moment: In hautfarbenen Anzügen, die mit tausenden Glitzersteinchen bedeckt sind, verwandeln sie sich in Meerjungfrauen. Kurz vor ihrem Auftritt schalten sie die leuchtenden Sternenkränze auf ihren Köpfen ein. Auf das Kommando des Stunt-Supervisors „Standby! Go!” tauchen sie ein und erscheinen auf magische Weise in der Lagune. Sobald der Gesang verstummt, verschwinden sie wieder in die Tiefe und hasten zurück zur Garderobe, um sich in gespenstische Wasserleichen zu verwandeln.

Was passiert backstage beim "Freischütz"?

Das britische Team von Wired Aerial Theatre übernimmt zahlreiche Rollen – von armen Dorfleuten über Brautjungfern bis hin zu furchterregenden Untoten. Für die Masken- und Kostümteams bedeutet das Hochbetrieb: Durchnässte Kleider müssen gewechselt, Haare frisiert und Details justiert werden – und das im Minutentakt. Parallel dazu herrscht Hochspannung in der Technikzentrale unter dem verschneiten Hügel der Wolfsschlucht: Schlangenbewegungen, Feuereffekte, einstürzende Kirchtürme – all das geschieht per Knopfdruck und mit millimetergenauem Timing.

Was passiert backstage beim "Freischütz"?

Damit Agathe und Ännchen unsichtbar auf die Bühne gelangen, tragen sie schwarze Kapuzenumhänge – ein bewährter Trick, um scheinbar „aus dem Nichts“ zu erscheinen. Umgekehrt schlüpfen Technikerinnen und Techniker auch mal in Kostüme, um unbemerkt auf der Bühne agieren zu können – etwa beim Entzünden von Kaspars Fackel mitten im Chor.

Was passiert backstage beim "Freischütz"?

Und dann ist da noch Samiel, der Teufel, der zwischen den Welten zu tanzen scheint: Zunge raus, schwarzes Theaterblut drauf, Hörner auf, Umhang an. Manchmal trägt er sogar einen Brautjungfernkranz. Nach seinem letzten Satz tanzt er mit einer Stuntfrau zur Musik des Jägerchors, während auf der Bühne bereits der Chor mit Plüschhirschen einmarschiert und Ottokars Schlitten über die Eisflächen gezogen wird.

Was passiert backstage beim "Freischütz"?

Kurz vor Schluss verschwindet Samiel triefnass im Wasser, um durch einen unterirdischen Gang wieder aufzutauchen. Im Eiltempo wird sein Mikrofon mit Druckluft getrocknet, seine Sicherung kontrolliert, er wirft sich den Eremitenmantel über und setzt die Maske auf. Dann marschiert das kleine Backstage-Kommando über eine Holztreppe in Richtung Hügel – bereit für den letzten großen Auftritt.