Ein Tuch der Sehnsucht und Hoffnung

Gerhard Winklers Fastentuch in der Pfarre St. Georg in Lauterach.
Lauterach In der Pfarre St. Georg in Lauterach entfaltet sich ein Kunstwerk von tiefer Bedeutung: das Fastentuch von Gerhard Winkler. Seine Darstellung der gefalteten Hände, die sich zum Himmel strecken, symbolisiert nicht nur die innere Sehnsucht des Menschen nach Hilfe und Heilung, sondern spiegelt auch die universellen Herausforderungen wider, mit denen die Menschheit konfrontiert ist – Krieg, Hunger, Flucht. Diese Hände sind ein Symbol für all jene, die in unserer unmittelbaren Umgebung und weltweit nach Hoffnung und Halt suchen.

Winklers Fastentuch geht weit über die bloße Darstellung menschlicher Not hinaus. Es verkörpert die zentrale Botschaft des Neuen Testaments, dass Gott nicht Mensch geworden ist, um das Leid einfach auszulöschen, sondern um unsere Leere mit seiner Liebe und Gegenwart zu füllen. Am Kreuz wird das menschliche Flehen zum göttlichen Hilferuf, werden unsere Wunden zu seinen Wunden. Diese Identifikation mit menschlicher Leidenserfahrung ist der Kern christlicher Hoffnung, die ihre Kraft aus der Gewissheit der Auferstehung schöpft: Das Leben überwindet Leid und Tod.

Das Lauteracher Fastentuch setzt eine wertvolle Tradition fort, den Glauben durch künstlerische Impulse neu zu erschließen und zu vertiefen. Es ist der Wunsch der Gemeinschaft, dass alle Betrachter in der österlichen Bußzeit durch das Fastentuch zu einem tieferen Verständnis des Ostergeheimnisses gelangen und gestärkt ihre Hände zum Gebet und zur Hilfe erheben.

Gerhard Winkler, 1939 in Wien geboren, hat sich durch seine unverwechselbare künstlerische Sprache und sein Engagement in der Vorarlberger Kunst- und Bildungslandschaft einen Namen gemacht. Seit 1963 in Dornbirn ansässig hat er nicht nur im akademischen Bereich, sondern auch mit öffentlichen Kunstwerken und Ausstellungen wesentliche Akzente gesetzt.

Das Fastentuch thematisiert das Gebet in seiner Dualität als Bitte und Dank, als Ausdruck von Hoffnung und Freude, aber auch von Leid. Es spiegelt die menschliche Existenz in ihren verschiedenen Facetten wider und lädt ein, über die eigenen Lebensumstände nachzudenken. In einer Welt, die oft von Enttäuschungen und unerfüllten Erwartungen geprägt ist, wird die Bedeutung der Dankbarkeit als Weg zu Gott und als Antwort auf die unersättliche Gier nach mehr deutlich.

In diesem Sinne ist das Fastentuch von Gerhard Winkler ein spirituelles Symbol und ein Aufruf, inmitten der Herausforderungen des Lebens Hoffnung und Zuversicht zu bewahren.