Wie der Jodler in den Bregenzerwald kam

Ulli „Zündschnur“ Troy hat mit verschiedenen Musikformationen neue Lieder aufgenommen.
Thomas Schiretz
Hittisau Ob Hanskapas Enkel, Messis Cellogruppe, zündschnur & bänd oder Zündschnur’s Wieborsito, überall hat Ulli Troy seine Finger im Spiel, ob als Texter, Musiker und Arrangeur.
Der umtriebige musikalische Tausendsassa hat während eines Workshops im Rahmen der Seminarreihe „Mischen Impossible“ im September in Bezau 2023 wieder eine gute Handvoll Lieder aufgenommen, sechs davon auch als Videoclip (Manfred Miller). „Mischen Impossible“ (kurz MI), ist, wenn auch gleichlautend ausgesprochen wie die US-amerikanische Action- und Agentenfilmreihe mit Tom Cruise als Protagonisten, ein alljährliches Treffen von professionellen Tonmeistern (vorwiegend aus Deutschland) im Herbst im Kloster Bezau.

Neben fachlichem Austausch, die Palette reicht von Beschallung über Studio bis hin zur Forschung, gibt es auch tägliche Aufnahmeprojekte. In den vergangenen Jahren waren vor allem Liveaufnahmen von Barock bis Jazz Gegenstand des MI-Workshops, im Jahr 2023 sollte es aber für den Bregenzerwald typische Musik sein. Die Verantwortlichen von MI mussten nicht lange suchen, ihre Spur führte sie sogleich zu Ulli Troy, der seit Jahrzehnten in verschiedenen Formationen äußerst erfolgreich nicht nur durch den „Would“ tourt.
„FKK ador Suborsa“, „Vorderwälder-Rock“, „Wäldar ka nüd jedar sin“ sind für jeden Wälder gängiges Kulturgut, aber auch seine „stillen“ Lieder“ wie „Dor Obod goht übor I d’Naht“. Troy brachte dem MI vier ganz unterschiedliche Gruppen vor die Mikrofone und auch Kameras. Dass die Tonaufnahmen für dieses Projekt auch filmisch umgesetzt wurden, war für viele Musikerinnen Neuland. Die Verantwortlichen haben aber nicht nur auf „Aufnahme“ gedrückt, sie haben das Ganze auch mit historischen Fotografien aus dem Bregenzerwald hinterlegt. Beim Lied „Jodelursprung“ wurde sogar eine Originalmalerei von Alois Waldner vulgo Holdo Hanso Wise, eine der interessantesten Künstlerpersönlichkeiten des Bregenzerwaldes (ihm wurde 2008 eine große Retrospektive in Andelsbuch ausgerichtet), als filmisches Hintergrund-Bild verwendet – eine Berglandschaft – eine Leihgabe des Theaterverein Bizau.
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„Jodelursprung“ hat als Melodiemotiv „Hans, los, hol do Radio“ von Gerold Amann, beginnt mit „Anno nünze … woß nüd gnau, ischt ou gadeba gli, hoh in Eggar Beargo dean, eatz bsundrigs gscheaho si … am Fest Maria Himmelfahrt hat als do Afang gno“ und nimmt damit Bezug auf den Ursprung des Jodeln im Gemeindegebiet von Egg und Andelsbuch und damit auch auf die Akteure der damaligen Zeit wie die Bauern, „Musiker“ und „Aktionisten“ (Aktion: Begriff im Mittelbregenzerwald für „Nahtstubat“) Hans Waldner, der schon erwähnte Alois Waldner und der Jodler-Gewährsmann Paul Fetz vulgo Veres Paul: „Das Jodeln habe ich ausschließlich auf der Alpe gelernt. Durch das Hören. Es wurde von den Bergen herunter gejauchzt. Nachdem man die rufende Person meist an der Stimme oder der Melodiefolge des Juz erkannte, war man zu einer Antwort nahezu verpflichtet“, hat Evelyn Fink-Mennel recherchiert.

Herrlich auch „Wie viel Mä ma ma?“ (The Magpie Song oder One For Sorrow, ein trad. Kinderreim über Elstern), Text von Ulli Troy, gesungen von der fabelhaften Zündschnurs Wiebersito: Evelyn Fink-Mennel, Isabella Fink und Irma-Maria Troy. Unterlegt ist dieses Lied mit alten Fotos von „Musterern“ aus der Sammlung Hiller. Mit Hintersinn die „Akute Hoferitis“ mit der Musik von Rolf Aberer und Text von Ulli Troy. Es geht hierbei um eine äußerst seltene Krankheit (morbus hoferitis) – dieser unwiderstehliche Drang die im Hofer-Prospekt angebotenen Produkte, von deren Existenz man zuvor gar nichts gewusst hat, zu erwerben, weil man sie sicher einmal gebrauchen kann. Voll schwarzen Humors die Wälder-Version von John Prines Lied „Please Don’t Bury Me“: „Wenn I sterb dann leggod mi nüd glei uf Mesmar’s Bündt, luagot gnau und neand aweck, was man o brucho künnt… gesungen von Hanskaspas Enkel Richard und Jos Natter sowie Ulli Troy. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Um Hanskaspas Enkel live zu sehen, muss man schnell sein, denn innerhalb weniger Tage sind diese Konzerte ausverkauft.
Aber zu sehen und zu hören sind diese manchmal schwarzhumorigen, aber immer scharfsinnigen und pfiffigen Lieder auf den homepages www.hanskaspasenkel.at und www.stemmschnur.at
Weitere Konzerte
26.4. Hittisau Ritter v. Bergmann Saal
27.4. Göfis Vereinshaus
7.5. Rankweil Altes Kino
www.hanskaspasenkel.at