Ein österliches Cineastenfest

Kultur / 01.04.2024 • 15:14 Uhr
Camerata Musica Reno
Die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier präsentierten am Osterwochenende im Theater Kosmos einen Konzertabend gepaart mit Erzählkunst. Camerata Musica Reno

Die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier präsentierten einen Konzertabend gepaart mit meisterhafter Erzählkunst.

Bregenz Nur wenigen ist bekannt, dass der Schriftsteller und Erzähler von Mythen, Sagen und Märchen ein leidenschaftlicher Cineast ist, ein Verehrer der Filmkunst und Kenner der Filmgeschichte. Schon während seines Studiums in Marburg war er Stammgast in den zahlreichen Kinos der Stadt. Ein großer Fan der Filmmusik ist auch der junge Dirigent Tobias Grabher. Nach der inspirierenden Zusammenarbeit im vergangenen Jahr mit Musik von Wagner und der Nibelungensage waren sich die beiden leidenschaftlichen Künstler schnell einig, dass es einen Abend für Filmmusik geben müsse. Das von Grabher gegründete Kammerorchester Camerata Musica Reno vereint die vielversprechendsten Klassiktalente der Region zu einem jungen Orchester.

Camerata Musica Reno
Michael Köhlmeier ist auch ein ein leidenschaftlicher Cineast. Camerata Musica Reno

Kluge Programmwahl
Eingeleitet wurde der Abend mit der oscarprämierten Filmmusik zu „Robin Hood“ von Erich Wolfgang Korngold. Michael Köhlmeier erzählte Hintergrundgeschichten zum Film. Dass die Camerata Musica Reno aber auch feinste Kammerorchesterliteratur auf hohem Niveau interpretieren kann, zeigte sich bei der Filmmusik des japanischen Komponisten Toru Takemitsu, die mal vom Jazz, mal vom Tangowalzer inspiriert ist, ebenso wie bei Nino Rotas italienischen Tanzminiaturen aus dem Film „Der Leopard“. Mitreißend gestaltete das Orchester gemeinsame Phrasierungsbögen und schmückte die effektvolle Filmmusik mit elegantem Spiel und viel Liebe zum Detail aus.

Camerata Musica Reno
Dirigent Tobias Grabher hat in seiner kurzen Laufbahn bereits beachtliche Erfolge verzeichnet. Camerata Musica Reno

Wunderbar, wenn Köhlmeier mit dem Publikum in Dialog trat und fragte, ob es glaube, dass er in Berlin mit Woody Allen, Robert De Niro und anderen Stars an einem Tisch sitze. Natürlich habe er deren Synchronsprecher getroffen, eine Kunst, die viel zu wenig beachtet werde.

Camerata Musica Reno
Das Publikum im ausverkauften Theater Kosmos dankte den jungen Profimusikern mit tosendem Applaus. Camerata Musica Reno

Meisterwerk der Filmgeschichte
Nach der Pause zeigte sich die Stärke genialer Filmmusik. Fast jeder kennt den Film „Psycho“ von Alfred Hitchcock und erinnert sich an die Mordszene in der Dusche. Die Filmmusik Psycho-Suite komponierte Bernard Hermann. Nach einem einleitenden Filmzitat von Michael Köhlmeier in absoluter Dunkelheit begann das Orchester messerscharf auf das im Dunkeln erkennbare Zeichen des Dirigenten zu spielen. Beeindruckend, wie die Musiker in organischer Kommunikation und mit gutem Blickkontakt zu den Bewegungen agierten. Dazu erzählte Köhlmeier sehr amüsante Geschichten über Hitchcock.

Camerata Musica Reno
Bei dem Kammerorchester Camerata Musica Reno versammeln sich die vielversprechendsten Klassiktalente. Camerata Musica Reno

Von kammermusikalischer Exzellenz war das Zusammenspiel dann in Gabriel Faurés „Pavane“ geprägt – eine romantische Komposition, die später als Musik in vielen Filmen verwendet wurde und vor allem die Bläser im besten Sinne solistisch herausforderte. Der Höhepunkt war sowohl musikalisch als auch in der mitreißenden Einleitung von Michael Köhlmeier mit Paul Dukas „Zauberlehrling“ erreicht, der in „Fantasia“ von Walt Disney in die Filmgeschichte einging. Die symphonische Dichtung wurde so spannend musiziert, dass der verzauberte Besen und das herabstürzende Wasser vor dem inneren Auge ständig präsent waren.Die kluge Programmwahl vermochte es, klangkräftige Hollywood-Musik, kleinteiligere Tanzsätze und sogar Dukas‘ Zauberlehrling in einem fesselnden Spannungsbogen unterzubringen.

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Seit dem Frühjahr 2023 leitet Grabher Konzerte in Grafenegg. Camerata Musica Reno

Tipp eines Cineasten
Michael Köhlmeier ist ein Anhänger der Stummfilmzeit und liebt sämtliche Filme von Charlie Chaplin. Meisterwerke wie „Psycho“ von Hitchcock, „Sein oder Nichtsein“ von Ernst Lubitsch und „Once Upon a Time in Hollywood“ von Quentin Tarantino stehen bei ihm an erster Stelle der großen Filme. Mit der einzigartigen Verbindung von Filmmusik und Erzählkunst wurde ein unvergesslicher und mitreißender Konzertabend geboten.

Yasmin Ritter