Die 39 Stufen

Kultur / 02.04.2024 • 13:34 Uhr
Die 13 Stufen
Hitchcocks “Die 39 Stufen” in einer inszenierung des Theater6934Sulzberg. thomas schiretz

Das Theater6934Sulzberg zeigt einen Klassiker von Alfred Hitchcock und John Buchan.

Sulzberg Eines gleich vorweg: dies ist nicht mehr der von Suspense getragene Mystery-Thriller von Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1935, den er für Gaumont British Picture Cop. verfilmt hat, dies ist eine Kriminalkomödie im besten Sinne des Wortes. Wurden die „39 Stufen“ sehr erfolgreich vom Theater in der Josefstadt (2017) und gerade kürzlich vom Volkstheater in Wien gezeigt, so wird es diesen April vom Theater6943Sulzberg im Laurenzisaal aufgeführt. Die Handlung ist schnell erzählt: der Protagonist Richard Hannay wird in ein aufregende Spionagegeschichte verwickelt; als vermeintlicher Mörder auf der Flucht vor Polizei und feindlichen Agenten will er das Rätsel der „39 Stufen“ (ein Spionagering), um seine Unschuld zu beweisen, lösen. Die rasante Jagd führt ihn durch verschiedene Orte in England und Schottland u. a. Edinburgh oder in das fiktive Alt-na-Shellach (existiert als Achnashellach), wo er auf Feinde und auf solche trifft, die es gut mit ihm meinen.

Die 13 Stufen
Pamela und Hannay sitzen im Londoner Palladium und suchen den Professor im Publikum. thomas schiretz

Die Grundidee des Bühnenstücks war immer schon mit nur vier Schauspielern (im Fall vom Theater Sulzberg sind es acht), und mit ganz wenigen Requisiten auf einfacher Bühne die Geschichte nachzuerzählen. Die Hauptfigur Richard Hannay wird zwar nur von David Dorner verkörpert, aber alle anderen Parts sind mehrfach besetzt, Eva Aicham-Fink spielt die Annabella Schmidt und die Pamela, Tobias Moriggl vier, Lukas Schrattenthaler fünf und Luis Ismael Schwärzler gleich sechs verschiedene Personen.

Die 13 Stufen
Hannay mit den Inspektoren von Scottland Yard. thomas schiretz

Der Protagonist Richard Hannay hätte durchaus etwas mehr Kontur vertragen, etwas mehr an Schärfe und Durchsetzungsvermögen, schließlich muss er sich immer wieder was Neues einfallen lassen, um der Polizei und den Agenten zu entwischen. Er ist ja der Mann der Stunde. Hinreißend ist seine Flucht aus dem fahrenden Zug (mit wehendem Mantel) sowie über die Brücke. Eva Aicham-Fink ist als Annabella und Pamela sehr gut besetzt, sie ist eine patente Frau, an deren Seite man gerne durch Schottlands Hochmoor taumelt, derweil man an sie gekettet ist. Alle anderen geben ihren Parts die notwendige Dynamik, ob als Professor, Bauer, Inspektor, Milchmann sowie als Conférencier (Wolfgang Bilgeri). Überzeugend auch die Auto- bzw. die Zugfahrten, die die Mitspieler zu absolvieren haben. Etwas langatmig ist der Teil nach der Pause, der gemeinsame Aufenthalt der zwei Protagonisten hätte mit etwas mehr Komik und rasanter gestaltet werden können. Der Sound ist perfekt abgestimmt, die Bühne bietet alles, was das Spiel benötigt.

Die 13 Stufen
Eine vergnügliche Autofahrt. thomas schiretz

Mit einfachsten Mitteln werden Hochmoor, Hotel, Brücke, Fluss, Hannays Zimmer und auch das Londoner Palladium gestaltet, wo sich die Schlussszene der „39 Stufen“ abspielt, dort werden der Professor und Mr. Memory, der den geheimen Plan (es geht um die Konstruktion eines geräuschlosen Flugzeugmotors, der dem Feind in die Hände gespielt werden soll) im Kopf hat. Eine einzige Türe ist der Mittelpunkt und Drehscheibe der Aufführung. Sie wird durch einfache Drehungen von den Schauspielern immer so hergerichtet, wie sie von den Darstellern gerade benötigt wird. Elvira Bilgeri, die Regisseurin, hätte durchaus noch etwas lustvoller und überdrehter inszenieren können, schön sind die Zitate an Hitchcocks Film „North by Northwest“ (1959), wenn als Schattenspiel Doppeldeckerflugzeuge den flüchtenden Hannay verfolgen und an „The Man Who Knew Too Much“ (1956). Eine gelungene Komödie für die ganze Familie, wie sagt Eva Aicham-Fink in der Schlussszene: „Gehen wir mal wieder ins Theater“.

Thomas Schiretz

Weitere Vorstellungen: 6.4., 7.4., 9.4., 12.4., 20.4., 21.4.2024

www.theater6934sulzberg.at