Die unerreichbaren Bilder

Kultur / 03.04.2024 • 13:27 Uhr
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Russland besitzt nach Deutschland die zweitgrößte Caspar-David-Friedrich-Sammlung der Welt. Akg-Images

Caspar David Friedrichs Gemälde in russischen Museen.

München Caspar David Friedrich, geboren am 5. September 1774 in Greifswald und gestorben am 7. Mai 1840 in Dresden, gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Romantik in der Malerei. Friedrichs Werke sind bekannt für ihre emotionale Wirkung und die Darstellung der Natur als Spiegel der menschlichen Seele. Er revolutionierte die Landschaftsmalerei, indem er nicht nur die äußere Erscheinung der Natur festhielt, sondern ihr auch eine innere, oft melancholische Stimmung verlieh. In Friedrichs Bildern stehen die Menschen oft als kleine Figuren in weiten, erhabenen Landschaften, die die Vergänglichkeit und Einsamkeit des menschlichen Daseins symbolisieren.

Caspar David Friedrich
Caspar David Friedrich – Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen. Schirmer/Mosel Verlag

Seine bekanntesten Werke wie „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ (um 1818), „Die Kreidefelsen auf Rügen“ (1818) und „Das Eismeer“ (1823-1824) zeichnen sich durch eine genaue Beobachtung der Natur und eine sensible Gestaltung der Lichtverhältnisse aus. Diese Elemente verleihen den Bildern eine mystische und oft spirituelle Dimension. Friedrichs Karriere als Maler war von Höhen und Tiefen geprägt. Während er in seinen frühen Jahren Anerkennung fand und 1816 zum Mitglied der Dresdner Akademie ernannt wurde, gerieten seine Werke in seinen letzten Lebensjahren in Vergessenheit. Erst im 20. Jahrhundert wurde sein Werk neu bewertet und erlangte die Wertschätzung, die es heute genießt.

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Mondaufgang auf dem Meer, Öl auf Leinwand. bpk / Roman Beniaminson

Angeregt durch die familiären Beziehungen zum preußischen Königshaus gehörte die russische Zarenfamilie zu den ersten und treuesten Kunden und Auftraggebern des Malers; über den russischen Dichter Wassili Andrejewitsch Schukowski gelangten Meisterwerke wie „Auf dem Segler“, „Die Schwestern am Hafen“, „Mondaufgang am Meer“ oder „Erinnerung an das Riesengebirge“ direkt aus dem Atelier nach Russland, wo sie in den Palästen von St. Petersburg und Umgebung hingen, bis sie 1917 in Museen, die Eremitage und das Puschkin-Museum, überführt wurden. Russland besitzt damit nach Deutschland die zweitgrößte Caspar-David-Friedrich-Sammlung der Welt. In den USA hingegen war der berühmteste deutsche Romantiker weitgehend unbekannt. Erst 1991 organisierte das Metropolitan Museum in New York eine erste Friedrich-Ausstellung mit Werken aus russischen Museen im Rahmen des beginnenden Kulturaustauschs nach dem Ende des Kalten Krieges.

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Morgen im Gebirge, Öl auf Leinwand. Akg-Images

Im Caspar-David-Friedrich-Jahr 2024 macht der russische Krieg gegen die Ukraine einen solchen Kulturaustausch unmöglich. In den großen Ausstellungen in Hamburg, Berlin, Greifswald und Dresden fehlen Werke aus russischen Sammlungen. Um diese Lücke zu schließen und die Bilder wenigstens in Buchform zugänglich zu machen, sind sie in dem neuen Bildband „Caspar David Friedrich – Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen“ zu bewundern.

Caspar David Friedrich – Gemälde und Zeichnungen aus russischen Museen

Hrsg. und mit Texten von Sabine Rewald, Robert Rosenblum und Boris I. Aswarischtsch

128 Seiten, 78 Abbildungen in Farbe