40 Jahre Spiel mit Farben

Carmen Margot Lins stellt in der Villa Claudia aus.
feldkirch Carmen Margot Lins wird dieses Jahr 80 Jahre alt und deshalb richtet ihr KunstVorarlberg in der Villa Claudia eine großangelegte Retrospektive mit 30 teils großformatigen Werken aus den Jahren 2014 bis 2024 aus. Ihr Metier ist eine Malerei mit der seltenen, ja geradezu exklusiven Technik der Pastellkreide, darin ist Carmen Margot Lins, die u. a. bei Xenia Hausner, Elke Krystufek, Christian Ludwig Attersee, aber auch bei Eugen Jussel, Walter Khüny und Edgar Leissing Malkurse besucht hat, eine Meisterin ihres Fachs. „Es ist eine staubige Angelegenheit, ich verwische die Pastellkreide, dass es zu verschiedensten Farbabstufungen kommt und sich die Farben in einer ungewöhnlichen Brillanz dem Betrachter präsentieren“, so Lins, die sich vor allem der Landschafts- aber auch der Porträtmalerei verschrieben hat.

Ein flüchtiges Ocker strebt einem kräftigen Kobaltblau zu, ein sich ausbreitendes Aquamarin Grün wird umrahmt von verschiedensten Grautönen. Lins malt sie zwar nicht „en plein air“, also im Freien, sie verwendet dafür Fotografien im Fall von „Wasserspiegelung Spullersee“ (2023) oder „Gewitter am See“ (2022); aber auch aus dem Gedächtnis heraus wie die Werke „Massiv Blau“ (2023), „Gebirge“ (2023) und „Winterende“ (2014) zeigen.

Landschaften in Flammen
Die dargestellte Landschaft oszilliert in Lins Werken immer zwischen Gegenständlichem und Abstraktem. Manchmal scheinen ihre Landschaften in Flammen aufzugehen, wie beispielsweise in „Landschaft in Ocker“ (2019), glutrote Felder mit Bäumen, die an flatterige, züngelnde Flammen denken lassen, oder die schroffen, eisblauen Bergschründe, man kann die Kälte förmlich spüren. „Ich überzeichne mein Sehen mit Farben“, sagt Lins, „es geht mir darum, dass ich den Rezipienten beim Betrachten meiner Bilder sozusagen in einen positiv aufgeladenen Zustand, in eine Welt versetzen möchte, in der er sich wohlfühlt, angesichts der absurden, skandalösen und desaströsen Zustände und der furchtbaren Grausamkeiten, die sich tagtäglich auf dieser Welt ereignen.“

Carmen Margot Lins hat seit ihrer Kindheit gezeichnet und gemalt, zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland bestritten und von 1997 bis 2003 gemeinsam mit ihrem Mann die Galerie Ochsenpassage in Feldkirch betrieben, in der sich alle namhaften Vorarlberger Künstlerinnen und Künstler ein Stelldichein gaben. Carmen Margot Lins gehört zu den stillen Künstlerinnen des Landes, aber ihre Werke haben eine enorme Strahlkraft, sind Sinnbilder einer Welt, wie sie ist – einzigartig, zeugen von einer unstillbaren Lust am Malen und Gestalten, auf der Suche nach Schönheit und Harmonie. Johannes Itten in seiner „Kunst der Farbe“ von 1961: „Ich weiß, dass das tiefste und wesentlichste Geheimnis der Farbwirkung selbst dem Auge unsichtbar bleibt und nur mit dem Herzen geschaut werden kann.

Das Wesentliche entzieht sich der begrifflichen Formulierung.“ Der Schwebezustand und das rastlos Quellende, die „nie endende Bewegung“ des Malerischen und der Farbkomposition, sind die souveräne Signatur, das Credo des Kunstverständnisses und der Ästhetik von Carmen Margot Lins.
Thomas Schiretz
40 Jahre Spiel mit Farben
KunstVorarlberg Villa Claudia
Carmen Margot Lins
12.4. bis 5.5.2024
Fr 16 bis 18 Uhr, Sa 15 bis 18 Uhr, So 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr
www.kunstvorarlberg.at