Auf zum Frühjahrsputz

Das Frauenmuseum Hittisau lädt zu einem Kunstfestival über Dreck und eine extrasaubere Welt.
Hittisau Das Frauenmuseum Hittisau lädt am Samstag, dem 20. April zu einer unkonventionellen Veranstaltung: dem „Frühjahrsputz. Ein Kunstfestival über Dreck und eine extrasaubere Welt“. Ab 11 Uhr morgens erwartet die Besucher kein gewöhnliches Reinigungsritual, sondern ein kulturelles Fest, das sich mit den vielschichtigen Aspekten von Schmutz und Sauberkeit auseinandersetzt.
Das Programm verspricht eine bunte Mischung aus Kunst, Lesungen, Musik und interaktiven Workshops. Ziel der Veranstaltung ist es, das allgemeine Verständnis von Sauberkeit zu hinterfragen und die oft unsichtbare Arbeit, die mit der Aufrechterhaltung von Sauberkeit verbunden ist, sichtbar zu machen.

Reinigung wird oft als banale oder rein technische Tätigkeit angesehen. Im Rahmen des Festivals wird es jedoch als eine tiefgreifende kulturelle Praxis dargestellt, die von kulturellen Normen, gesellschaftlichen Rollenbildern und individuellen Erfahrungen geprägt ist. Die Frage „Wer putzt wann, wie, warum und womit?“ zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm und eröffnet eine Diskussion über die sozialen, ökonomischen und ökologischen Dimensionen von Sauberkeit.

Die Lesung von Valeria Gordeev „Er putzt“ ist eines der Highlights des Tages. In ihrem Beitrag beleuchtet sie die psychologischen Aspekte des Putzens, das sie als eine Mischung aus Neurose und Hingabe beschreibt. Ihre Analyse schärft das Bewusstsein für alltägliche Routinen und die damit verbundenen emotionalen und sozialen Implikationen.

Ein weiteres Kernstück des Festivals ist die Performance von Maria Walcher. Unter dem Titel „Gerardo“ würdigt sie die Arbeit eines sizilianischen Schuhputzers, die sie als Zeugnis prekärer Arbeitsbedingungen und sozialer Ungleichheit darstellt. Ihre fortlaufende Tätigkeit des Putzens während der Performance unterstreicht die Sisyphusarbeit vieler Reinigungskräfte.
Parallel dazu bietet Maria Stockner einen Workshop an, in dem die Teilnehmer eingeladen sind, die symbolische Bedeutung von Reinheit durch das Putzen von Porzellan und Textilien zu erforschen. Ihr Ansatz, die ästhetischen und meditativen Aspekte des Putzens zu betonen, fördert ein tieferes Verständnis für innere und äußere Ordnung.

Auch an die jüngeren Besucher ist gedacht: Pascale Osterwalder führt durch das Programm „Das Käsebrot“, das eine kreative Auseinandersetzung mit dem Thema Sauberkeit und Schmutz für Kinder bietet. Das Programm kombiniert Lesungen mit praktischen Workshops, in denen die Kinder angeregt werden, über die Bedeutung von Sauberkeit in ihrem Alltag nachzudenken.

Abgerundet wird das Festival durch das abendliche Konzert von Mona Ida. Die Musikerin bringt mit ihrer Gitarre und ihren poetischen Texten eine leichte, fast spielerische Note in die Diskussion um Sauberkeit und Schmutz. Ihre Lieder, die manchmal von so alltäglichen Dingen wie „Katzen im Abfluss“ handeln, bilden einen gelungenen musikalischen Abschluss eines nachdenklich stimmenden Tages. Das Frauenmuseum Hittisau schafft mit dem „Frühjahrsputz“ eine Plattform, auf der die vielfältigen Facetten von Sauberkeit und Schmutz aus einer neuen Perspektive beleuchtet werden. Das Festival regt zum Nachdenken über allgegenwärtige, aber oft übersehene Aspekte unserer täglichen Routinen und gesellschaftlichen Normen an.