“Omegalpha” – Gerda Poppas Meisterwerk

Kultur / 01.07.2024 • 14:47 Uhr
Gerda Poppa
Gerda Poppa hat ein musikalisches Meisterwerk geschaffen, das noch lange nachklingen wird. andreas marte

Ein musikalischen Erlebnis von der Apokalypse zu einem hoffnungsvollen Neubeginn.

Rankweil Am Sonntag, den 30. Juni 2024, wurde das Oratorium „Omegalpha – Wenn das Ende zum Anfang wird“ von Gerda Poppa in der Basilika Rankweil uraufgeführt. Die textliche Grundlage des Oratoriums ist die Apokalypse, insbesondere die Kapitel über die sieben Posaunen, die eindrucksvolle Parallelen zu heutigen globalen Katastrophen aufzeigen. Jede Posaune, von einem Engel geblasen, bringt eine neue Zerstörung über die Erde: vergiftetes Wasser, bewaffnete Pferde, ein brennender Berg, der auf die Erde stürzt, und zerstörte Wälder. Poppa lässt das Werk in einer wüsten und unübersichtlichen Welt enden, die den Bogen zur Schöpfungsgeschichte und damit zu einem neuen Anfang schlägt – daher der Titel „OmegAlpha“.

Gerda Poppa
Die Uraufführung von “Omegalpha” fand in der Basilika in Rankweil statt. andreas marte

Poppas Komposition zeichnet sich durch große Musikalität und meisterhafte Strukturierung aus. Das Oratorium ist klassisch aufgebaut, beginnend mit einer Orchestereinleitung und endend mit der siebten Posaune, die das Werk zyklisch umrahmt. Dieses Muster schafft eine starke inhaltliche Klammer und verleiht dem Werk eine beeindruckende Geschlossenheit. Das Wechselspiel zwischen Rezitativ und musikalischer Interpretation in Form von Chören und Solisten durchzieht das gesamte Werk und zeigt Poppas Fähigkeit, musikalische Spannungsbögen zu schaffen. Besonders hervorzuheben ist die Orgeltoccata nach den ersten vier Posaunen, die eine dramatische Zäsur darstellt und das „Wehe, Wehe den Bewohnern der Erde“ verkündet. Die Komponistin wandelte den Bibeltext geschickt in „Nutzer der Erde“ um, um die moderne Nutzung und Ausbeutung der Erde zu thematisieren.

Gerda Poppa
Das Oratorium ist klassisch aufgebaut, beginnend mit einer Orchestereinleitung und endend mit der siebten Posaune. andreas marte

Die musikalische Interpretation des 23. Psalms als dreimalige Anrufung „Herr, sei unser Hirte“ setzt einen hoffnungsvollen Kontrapunkt zu den apokalyptischen Szenen. Jede Posaune hat ein charakteristisches Motiv, das sich durch das ganze Stück zieht und die zentralen Themen Wasser und Licht musikalisch verbindet. Diese wiederkehrenden Motive schaffen eine kohärente Einheit in der Vielfalt des Werkes. Poppas Komposition besticht durch ihre Klangfarben und harmonischen Strukturen. Trotz ihrer Komplexität bleibt die Musik angenehm hörbar, was nicht zuletzt der klaren Struktur des Werkes zu verdanken ist. Das Publikum wird förmlich in die musikalischen Welten hineingezogen und ist damit in der Lage, die Emotionen der Musik intensiv nachzuempfinden.

Gerda Poppa
Trotz der Komplexität bleibt die Musik angenehm hörbar. andreas marte

Die Aufführung unter der Leitung von Benjamin Lack ist eine dramaturgische Meisterleistung. Trotz der vielen Tempowechsel und der fast pausenlosen 70 Minuten schafft es Lack, die Übergänge fließend zu gestalten und die Farben der neuen Musik brillant zur Geltung zu bringen. Keine leichte Aufgabe bei zeitgenössischer Musik, aber das Kammerorchester und der Kammerchor Feldkirch meistern diese Herausforderung mit Bravour. Auch die Solisten Lea Elisabeth Müller (Mezzosopran), Veronika Dünser (Alt) und Martin Summer (Bass) glänzen mit ihren Darbietungen und der Kammerchor Feldkirch beweist einmal mehr seine hervorragende Qualität und stimmliche Präzision.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Die Kombination aus Poppas eindrucksvoller Komposition und der gelungenen Umsetzung durch Musiker und Dirigent führt zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die geheimnisvollen, fast unheimlichen Klänge des Interludiums vor der abschließenden Vision und das differenzierte Schlagwerk schaffen eine dichte Atmosphäre. Poppas kluge Instrumentierung und die gelungene Balance tragen ebenfalls zum Erfolg des Abends bei.

Gerda Poppa
Jubelstürme und minutenlange Standing Ovations. andreas marte

„Omegalpha – Wenn das Ende zum Anfang wird“ ist ein Werk, das sowohl inhaltlich als auch musikalisch tief berührt. Es schlägt eine Brücke von der biblischen Apokalypse zu aktuellen Themen und endet mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf einen Neuanfang. Ein außergewöhnlicher Abend, der das Publikum zu Jubelstürmen und minutenlangen Standing Ovations hinriss. Gerda Poppa hat mit diesem Oratorium ein Meisterwerk geschaffen, das noch lange nachklingen wird.