Wo der Freischütz auf Tancredi trifft

Kultur / 04.07.2024 • 17:04 Uhr
Einblicke in die Proben von Der Freischütz auf der Seebühne und der Oper im Festspielhaus Tancredi, jeweils anschließend folgt ein Pressegespräch mit Künstler:innen und Festspielvertreter:innen.
Für Gioachino Rossinis “Tancredi” laufen seit drei Wochen die Proben im Festspielhaus. philipp steurer

Die Bregenzer Festspiele präsentierten erste Eindrücke von den Proben.

Bregenz Zweimal täglich sind derzeit die Mitwirkenden des Spiels auf dem See in einem winterlichen Dorf in Aktion. Noch wird weitgehend ohne Kostüme geprobt, aber wenn am Wochenende die Wiener Symphoniker nach Bregenz kommen, wird sich das ändern. Schließlich feiert Carl Maria von Webers “Der Freischütz” bereits am 17. Juli Premiere auf der Bregenzer Seebühne.

Einblicke in die Proben von Der Freischütz auf der Seebühne und der Oper im Festspielhaus Tancredi, jeweils anschließend folgt ein Pressegespräch mit Künstler:innen und Festspielvertreter:innen.
Carl Maria von Webers “Der Freischütz” ist ab 17. Juli erstmals auf der Bregenzer Seebühne zu sehen. philipp steurer

Für Regie, Bühnenbild und Lichtdesign zeichnet der Münchner Philipp Stölzl verantwortlich, der nach seinem “Rigoletto” 2019/21 an den Bodensee zurückkehrt. Dirigiert wird die Aufführung von Conductor in Residence Enrique Mazzola, der auch die musikalische Leitung von “Rigoletto” innehatte, und Erina Yashima.

Einblicke in die Proben von Der Freischütz auf der Seebühne und der Oper im Festspielhaus Tancredi, jeweils anschließend folgt ein Pressegespräch mit Künstler:innen und Festspielvertreter:innen.
Die unheimliche Atmosphäre des halb im Wasser versunkenen Dorfes soll die Besucher trotz Sommerhitze frösteln lassen. philipp steurer

Philipp Stölzl hat die Bühne in eine düstere, winterliche Sumpflandschaft verwandelt. Das Bühnenbild zeigt ein Dorf aus dem 17. Jahrhundert, das – auch dank des aktuellen Hochwassers des Bodensees – halb im Wasser versunken ist und eine unheimliche Atmosphäre schafft. Eine künstliche Lagune mit weiteren 500.000 Litern Wasser bietet eine einzigartige Bühne, auf der nicht nur auf, sondern auch im Wasser gesungen und gespielt wird.

Einblicke in die Proben von Der Freischütz auf der Seebühne und der Oper im Festspielhaus Tancredi, jeweils anschließend folgt ein Pressegespräch mit Künstler:innen und Festspielvertreter:innen.
Der Münchner Philipp Stölzl zeichnet für Regie, Bühnenbild und Lichtdesign verantwortlich. philipp steurer

„Ich wollte diese Oper schon immer hier machen, seit ich das erste Mal in Bregenz war“, sagt Stölzl. „Wir haben alle einen enormen Perfektionsanspruch. Es gibt viele Feinheiten, auf die es ankommt. Gestern Abend saßen Enrique Mazzola, Elisabeth Sobotka und ich hier vor der Bühne und haben uns die Wolfsschlucht angesehen. Diese Szene ist ein sehr intensives Stück Theater mit vielen Effekten, etwas brennt, eine Uhr schlägt, eine Schlange faucht und so weiter. Die Herausforderung ist, diese alles so zu inszenieren, dass sie nahtlos ineinander übergehen”.

Einblicke in die Proben von Der Freischütz auf der Seebühne und der Oper im Festspielhaus Tancredi, jeweils anschließend folgt ein Pressegespräch mit Künstler:innen und Festspielvertreter:innen.
In diesem Jahr wird nicht nur auf, sondern auch im Wasser gesungen und gespielt. philipp steurer

Intendantin Elisabeth Sobotka beschreibt ihre Gefühlslage: „Natürlich kennen wir alle Details einzeln, aber zusammen haben wir das noch nie gesehen. Jetzt ist der Moment, wo die Spannung steigt und der letzte Feinschliff gemacht wird. Draußen proben wir nachts, um das Licht zu testen. Es ist die Zeit, in der alle Ressourcen gefordert und eingesetzt werden. Die Stimmung ist wunderbar, großartig. Wir sind zuversichtlich, dass alles klappen wird”.

Pressetag Bregenzer Festspiele 2024
Sobotka: “Die Stimmung ist wunderbar, großartig. Wir sind zuversichtlich, dass alles klappen wird”.anja köhler

Für das Spiel auf dem See 2024 wurden insgesamt rund 200.000 Karten für 28 Abende aufgelegt, die Auslastung liegt auf dem Niveau der Seebühnen-Produktionen “Carmen” 2017/18 und “Rigoletto” 2019/21. Für die Vorstellungen im August sind noch Karten erhältlich.

Einblicke in die Proben von Der Freischütz auf der Seebühne und der Oper im Festspielhaus Tancredi, jeweils anschließend folgt ein Pressegespräch mit Künstler:innen und Festspielvertreter:innen.
Dirigiert wird der Freischütz von Conductor in Residence Enrique Mazzola. philipp steurer

Zwei verfeindete Familienclans, bedroht von einem weiteren äußeren Feind, dazwischen zwei junge Frauen, die inmitten einer Männerwelt versuchen, miteinander glücklich zu werden: Seit drei Wochen laufen im Festspielhaus die Proben zu Gioachino Rossinis frühem Meisterwerk “Tancredi”, mit dem sich der erst 20-Jährige 1813 an die Spitze der italienischen Komponisten seiner Zeit katapultierte.

Einblicke in die Proben von Der Freischütz auf der Seebühne und der Oper im Festspielhaus Tancredi, jeweils anschließend folgt ein Pressegespräch mit Künstler:innen und Festspielvertreter:innen.
Gioachino Rossinis frühes Meisterwerk “Tancredi”. phillip steurer

Um die Oper, deren Hauptfiguren im Originallibretto Kreuzritter und Sarazenen sind, für ein heutiges Publikum spannend zu erzählen, haben der deutsche Regisseur Jan Philipp Gloger und der Bühnenbildner Ben Baur den Schauplatz von “Tancredi” in ein südamerikanisches Land verlegt, in dem Drogenkartelle ihr Unwesen treiben und sich rivalisierende kriminelle Clans bekämpfen.

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Schauplatz dieses explosiven Männerkosmos ist die imposante Villa des Drogenbosses Argirio.

Pressetag Bregenzer Festspiele 2024
Regisseur Jan Philipp Gloger. anja köhler

Gloger: „All das steht für eine Form männlicher Selbstinszenierung, für Machismo und toxische Männlichkeit, die diese Gangsterwelt prägen. Auf der Bühne stehen drei Frauen 30 Männern gegenüber, die diese Struktur verkörpern. In dieser Männerdomäne ist die Liebe zwischen Tancredi und Amenaìde nicht vorgesehen, zumal es in unserer Inszenierung zwei Frauen sind, die sich lieben. Es geht nicht darum, ein hippes, queeres Thema krampfhaft auf die Bühne zu bringen. Vielmehr war es mir wichtig, mit der Geschichte dieser Liebe zu zeigen, wie sich eine Frau als Mann verkleidet, um ihre heimliche Liebe zu Amenaìde in einer männerdominierten Welt zu verstecken und auszuleben. Man versteht sofort, warum diese Liebe verboten ist“.

Pressetag Bregenzer Festspiele 2024
Die musikalische Leitung bei “Tancredi” übernimmt Yi-Chen Lin. anja köhler

Die musikalische Leitung übernimmt Yi-Chen Lin, die dem Publikum als Dirigentin von Giacomo Puccinis “Madame Butterfly” in Erinnerung ist. Das Bühnenbild stammt von Ben Bauer, für die Kostüme zeichnet Justina Klimczyk verantwortlich. Die Premiere findet am 18. Juli im Festspielhaus statt.