Ein Festival, bei dem ausschließlich junge Musiker auftreten

VN-Interview mit dem Intendaten der :alpenarte, Matthias Honeck.
Schwarzenberg Beim :alpenarte Festival kommen jedes Jahr im Herbst talentierte junge Musiker aus der nationalen und internationalen Szene im Angelika Kauffmann Saal im Bregenzerwald zusammen. Das Festival vereint verschiedene Kunstformen harmonisch: Musiker und bildende Künstler, regionale Küche und traditionelle Handwerkskunst, Jung und Alt. Diese Begegnungen finden im Konzertsaal, in der Kapelle oder auf der Wiese statt und machen das Festival zu einem inspirierenden Ort. Künstlerische Leiter ist Matthias Honeck, erster Stimmführer der 2. Violinen bei den Wiener Symphonikern sowie künstlerischer Leiter der Wiener Streichersolisten.

Herr Honeck, die :alpenarte 2024 wird erstmals mit einem „Special“ in Bregenz eröffnet. Was war der Grund für diese Entscheidung und welche Bedeutung hat dieser Auftakt für das Festival?
Die :alpenarte möchte als vielfältiges Musikfestival ganz nah an den Menschen dran sein. Wir erweitern sozusagen unseren Horizont: einerseits kommt heuer ein vierter Konzerttag dazu und andererseits möchten wir unsere :alpenarte auch aktiv in andere Teile des Landes bringen. Den Startschuss machen wir in Bregenz: Ein wunderschöner Alter Landtagssaal in der Landeshauptstadt – eine bessere Kombination gibt es kaum!
Welche Kriterien legen Sie an, um die Künstler für das Festival auszuwählen, insbesondere die Balance zwischen einheimischen Talenten und internationalen Superstars?
Grundsätzlich ist für uns herausragende künstlerische Qualität das wichtigste Kriterium – gleichzeitig ist die Kernkompetenz der :alpenarte, jungen Ausnahmetalenten eine Plattform zu bieten – somit haben wir recht klare Vorgaben. Mit den Pre-Concerts haben wir ein eigenes Konzertformat für regionale Künstlerinnen und Künstler geschaffen, das sehen wir als unseren Auftrag. Die Kombination mit internationalen Superstars ist eine sehr reizvolle Symbiose!

Das Trio Colores wird ein französisches Repertoire präsentieren. Können Sie uns mehr über die Auswahl dieses Programms und das Format „I dr Stuba“ erzählen?
Das Format „I dr Stuba” ist der Inbegriff der :alpenarte: Nah am Publikum dran!
Die Künstler spielen nicht auf der Bühne, sondern im Parterre und das Publikum sitzt im Halbkreis rundherum. Wir haben durchwegs positive Rückmeldungen zu diesem Klangerlebnis bekommen. Das Trio Colores hat ausgerechnet im Angelika Kauffmann Saal ihre neue CD aufgenommen und wird grandiose französische Werke – in eigenen Arrangements für ihre Besetzung – zum Besten geben. Der Klangreichtum der Perkussion ist hier sehr überraschend und faszinierend!
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María Dueñas und Alexander Malofeev sind junge Superstars der klassischen Musik. Wie haben Sie es geschafft, diese beiden Künstler für die :alpenarte zu gewinnen?
Das Engagement dieser beiden Ausnahmeerscheinungen war ein Glücksfall: Zum einen ergab sich ein persönlicher Kontakt mit María Dueñas durch ihre Deutsche Grammophon-Einspielung mit den Wiener Symphonikern im Wiener Musikverein, und zum anderen starten die beiden nach ihrem Gastspiel bei uns in Schwarzenberg eine Welttournee mit Konzerten in Berlin und New York. Sie waren nach unserer Anfrage sofort begeistert bei uns zu konzertieren und noch dazu hat unser Publikum das Privileg in den Genuss einer exklusiven Uraufführung zu kommen.
Können Sie uns mehr über das Auftragswerk der mexikanischen Komponistin Gabriela Ortiz erzählen, das bei der :alpenarte uraufgeführt wird?
María Dueñas hat schon im Jahr 2022 das ihr gewidmete neue Violinkonzert „Altar de cuerda“ von Gabriela Ortiz mit Gustavo Dudamel und dem Los Angeles Philharmonic Orchestra uraufgeführt. Diese fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit wird mit dem neuen Werk für Violine und Klavier fortgesetzt. Die :alpenarte tritt mit der renommierten Deutschen Grammophon als gemeinsamer Auftraggeber auf. Titel und Inhalt des Werkes sind noch streng geheim und wir freuen uns schon riesig was auf uns zukommt!

Sie bieten auch Workshops für die Musikvermittlung für Jugendliche an. Worauf können diese sich freuen?
Mit dem Starensemble „Federspiel“, das heuer sein 20-jähriges Bestehen feiert, haben wir ein Weltklasse Bläserensemble aus Österreich eingeladen, das sein Wissen gerne an unsere regionalen Musikerinnen und Musiker weitergibt. Mit verschiedenen Themen-Workshops wollen wir unserem Musikvermittlungsauftrag als Festival in Vorarlberg gerecht werden. Ob ein eigener Trompeten Workshop mit Christoph Moschberger oder Improvisation und alpenländische Musik mit anderen Mitgliedern von Federspiel – es ist für Anfänger und Fortgeschrittene viel Spannendes dabei! Dazu gibt es einen Jodel-Workshop mit Evelyn Fink-Mennel. Die Workshops können auf unserer Homepage online gebucht werden – aber Achtung: die Plätze sind begrenzt!
Was sind Ihre langfristigen Visionen und Ziele für die :alpenarte in den kommenden Jahren?
Die :alpenarte ist für mich als Intendant ein unglaublich spannendes und reizvolles musikalischen Projekt. Wir schaffen Nähe zum Publikum, verbinden verschiedene Künste miteinander und stellen auch die Menschen hinter den Künstlerinnen und Künstlern in den Vordergrund. Wir sind ein Festival, bei dem ausschließlich junge Musikerinnen und Musiker auftreten. Grenzenlosigkeit in Genre, Abwechslung und Vielfalt in der Musik sind unsere zentralen Themen – darauf fokussieren wir uns in den kommenden Jahren. Neben dem neuen gesamtheitlichen Konzept ist es uns natürlich auch ein Anliegen, die :alpenarte langfristig zu etablieren und behutsam zu expandieren. Die Suche und Entdeckung neuer Supertalente ist eine „never ending story“ – wir sind sehr glücklich, viele von ihnen zur :alpenarte lotsen zu können!