Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Mord statt Sport in Paris

Kultur / 02.08.2024 • 11:09 Uhr

Den ganzen Tag bis spät in die Nacht können wir derzeit die Übertragungen von den Olympischen Spielen aus Paris sehen. Besonders schön finde ich es, wenn man auch etwas von Paris sieht, wenn man Glück hat etwas, an das man sich aus eigenen Besuchen in der französischen Metropole erinnern kann. Das kann ich derzeit auch, wenn ich nach dem Sport einen Krimi lese, der in Paris spielt, in dem ebenso Plätze und Straßen der wunderbaren Stadt an der Seine beschrieben sind.

Der bekannteste Kommissar in Paris ist nach wie vor Jules Maigret, die Hauptfigur in Romanen des belgischen Schriftstellers Georges Simenon. Maigret isst gerne und raucht ständig Pfeife – wie auch Simenon selbst. Die ersten Maigret-Romane entstanden Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, sämtliche wurden zu Bestsellern. Eine vollständige Ausgabe aller 75 Maigret-Romane ist bei Diogenes erschienen. Wer sich lieber im heutigen Paris wiederfinden will, für den gibt es ebenso Möglichkeiten. Eine der interessanten Krimi-Reihen aus Paris hat Kommissar Lacroix zum Helden, der übrigens durchaus Ähnlichkeiten mit Maigret aufweist. Sieben Bände wurden vom Kampa Verlag bisher vorgelegt, Bücher, die – von der Kriminalhandlung einmal abgesehen – durchaus Freude machen, mit dem Kommissar durch die bekannten Viertel von Paris zu spazieren, wobei die Straßenkarte von Paris im Vorsatz und Nachsatz durchaus hilfreich ist. Eile mag Lacroix nicht, ebenso nicht technische Geräte wie Computer oder Handy. Wenn man ihn telefonisch erreichen will, dann muss man schon in seinem Stammcafé, im Chai de l’Abbaye, im 6. Arrondissement in der Rue de Buci bei Wirtin Yvonne nachfragen. Doch die siebt genau aus, wer zu Lacroix darf. Zum Beispiel sein Bruder Pierre, Geistlicher, oder der alte Gemüsehändler von nebenan.

“Übrigens, keine Ausnahme, denn die meisten heutigen Kriminalromane deutscher Sprache, die in Frankreich spielen, stammen von deutschen Autoren mit französischem Pseudonym.”

Geschrieben sind die Lacroix-Romane von Alex Lépic, natürlich ein Pseudonym. Bei Lépic wurde lange gerätselt, wer wohl hinter diesem Namen stecke, bis sich klärte, dass sich dahinter der bekannte deutsche Autor Alexander Oetker verbirgt. Man kennt ihn bereits aus der Serie mit Kommissar Luc Verlaine (Verlag Hoffmann und Campe), der in der Region Aquitaine ermittelt. Übrigens, keine Ausnahme, denn die meisten heutigen Kriminalromane deutscher Sprache, die in Frankreich spielen, stammen von deutschen Autoren mit französischem Pseudonym. Das gilt auch für Jean-Luc Bannalec, der eigentlich Jörg Bong heißt, und dessen Kommissar Dupin (Verlag Kiepenheuer & Witsch) in der Bretagne die Mörder jagt. Oft sind es Journalisten, die nach langjähriger Korrespondentenzeit in Frankreich ein neues Betätigungsfeld zur geliebten Zweitheimat finden, die natürlich Land und Leute bestens kennen. So auch der österreichische Autor Christian Schleifer, der unter dem Decknamen René Laffite einen hübschen Krimi  im Gmeiner Verlag geschrieben hat, mit dem man ebenfalls wunderbar durch die Straßen von Paris streifen kann.