Ein Engel in Teufelsgestalt

Die französische Filmlegende Alain Delon ist tot.
Paris Der französische Filmstar Alain Delon, berühmt durch seine Rolle im Kultklassiker “Eiskalter Engel”, ist am Sonntag friedlich in seinem Haus in Douchy im Alter von 88 Jahren verstorben.

Alain Delon prägte die Filmwelt mit über 80 Filmen, in denen er häufig den skrupellosen Killer verkörperte. Besonders bekannt ist er für seine Auftritte in Filmen wie “Endstation Schafott”, “Nur die Sonne war Zeuge” und “Der Panther”. Auch als tragischer Liebender, wie in Notre Histoire, konnte er überzeugen, wofür er 1985 einen César erhielt. Dennoch stieß diese sanftere Seite auf wenig Resonanz beim Publikum. „Sobald ich verletzliche oder schwache Charaktere spielte, lehnte man mich ab“, reflektierte Delon.

Seine Karriere begann 1957 mit dem Film “Die Killer lassen bitten”, in dem er bereits als Mörder agierte. Später bewies er in Volker Schlöndorffs “Eine Liebe von Swann” seine Vielseitigkeit, als er einen homosexuellen Baron verkörperte. Trotz dieser Rollen blieb er dem Bild des eleganten und einsamen Kämpfers treu, eine Figur, die ihm wie auf den Leib geschneidert war. „Den Verbrecher brauche ich nicht zu spielen“, sagte Delon einmal. „Ich habe immer gespürt, dass das Leben eines Gangsters mich ebenfalls gereizt hätte.“

Delons Leben war geprägt von zahlreichen Kontroversen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Seine Biografie liest sich wie ein Sozialdrama: Aufgewachsen in schwierigen Verhältnissen, meldete er sich mit 17 Jahren freiwillig zum Indochina-Krieg. Nach seiner Rückkehr geriet er in Kontakt mit der Pariser Unterwelt, und es wurde ihm sogar nachgesagt, Verbindungen zur Mafia zu haben.

Auch seine Beziehungen sorgten immer wieder für Schlagzeilen. Besonders seine Liaison mit Romy Schneider, mit der er eines der glamourösesten Paare der 1960er Jahre bildete, erregte viel Aufmerksamkeit. Obwohl sie sich 1963 trennten, blieb ihre Beziehung in den Medien präsent.

In den letzten Jahren zog sich Delon zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Stattdessen machte er als Filmproduzent und Rennstallbesitzer von sich reden. Politisch positionierte er sich als Sympathisant der rechtsextremen Front National und bezeichnete deren Gründer Jean-Marie Le Pen als Freund. Diese Haltung rief vielfach Kritik hervor.

2019 erlitt Delon einen Schlaganfall, von dem er sich nie vollständig erholte. Bereits 2022 hatte er in Betracht gezogen, in der Schweiz aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. „In einem gewissen Alter sollte man das Recht haben, sich in Ruhe zu verabschieden“, erklärte er in einem Interview. Letztlich verstarb er jedoch nicht durch assistierten Suizid, sondern friedlich im Kreise seiner Familie.

Alain Delon pflegte zeitlebens seinen Mythos als unnahbarer Filmstar. „Mein Leben ist wie ein Eisberg. Die Öffentlichkeit kennt nur die Spitze“, sagte er einmal. Was unter der Oberfläche verborgen blieb, wird nun für immer sein Geheimnis bleiben.