Philipp Hübl erhält den Tractatus 2024

Der Publizist erhält den Preis exemplarisch für sein Buch „Moralspektakel“.
Lech Der deutsche Philosoph und Publizist Philipp Hübl wird für sein Buch „Moralspektakel. Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht“ mit dem prestigeträchtigen Tractatus 2024 ausgezeichnet. Das im April erschienene Werk überzeugte die Jury des Philosophicum Lech durch seine innovative Analyse moderner ethischer Prinzipien.

Der Tractatus zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen für philosophische Essayistik im deutschsprachigen Raum. Seit seiner Gründung 2009 auf Initiative des Schriftstellers Michael Köhlmeier werden jährlich herausragende Publikationen ausgezeichnet, die sich mit zentralen gesellschaftlichen und philosophischen Fragen auseinandersetzen.

Ziel des Preises ist es, die Qualität und Relevanz philosophischer Arbeiten zu würdigen und ihre öffentliche Wahrnehmung zu stärken. Die Jury hob die besondere Relevanz von Hübls Werk hervor. “Moralspektakel” sei eine „erfrischend kalte Dusche für die moralisch überhitzten Diskurse der letzten Jahre“ und lade zur „allgemeinen Abrüstung“ ein. Hübl gelingt es, die von digitalen Medien geprägte, leidenschaftlich geführte Diskussionskultur unserer Zeit kritisch zu hinterfragen. Er zeigt auf, wie moralische Äußerungen zunehmend zur Selbstdarstellung und zur Steigerung des sozialen Status genutzt werden, ohne dass dies zu einem tatsächlichen ethischen Fortschritt führt.
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Philipp Hübl studierte Philosophie und Linguistik in Berlin, Berkeley, New York und Oxford und lehrte Theoretische Philosophie an renommierten Universitäten wie der RWTH Aachen und der Humboldt-Universität zu Berlin. Neben seiner akademischen Tätigkeit ist er als Autor populärwissenschaftlicher Bücher bekannt. Zu seinen Veröffentlichungen zählen „Folge dem weißen Kaninchen“ (2012), „Bullshit-Resistenz“ (2018) und „Die aufgeregte Gesellschaft“ (2019).

In “Moralspektakel” setzt sich Hübl mit den negativen Folgen inszenierter Moral auseinander. Er analysiert, wie populistische Strömungen und symbolpolitische Maßnahmen die öffentliche Debatte verzerren und oft zu wirkungslosen Maßnahmen führen. Anhand empirischer Forschungsergebnisse zeigt er, dass die Kluft zwischen moralischem Anspruch und tatsächlichem Handeln oft groß ist. Im zweiten Teil seines Buches schlägt Hübl konkrete Maßnahmen vor, um diese Kluft zu überwinden und eine universelle Ethik und echte Gerechtigkeit zu fördern.

Ijoma Mangold, Mitglied der Tractatus-Jury: „Wir blicken auf ein Jahrzehnt hitziger Debatten zurück, in denen die Streitparteien der jeweils anderen Seite die moralische Respektabilität absprachen. Vor diesem Hintergrund durchbricht Hübl mit ‚Moralspektakel‘ die Spirale der gegenseitigen Abwertung, indem er den moralischen Wert der Moral selbst in Frage stellt. Er zeigt, dass Moral oft auch ein Mittel im Kampf um Status und Anerkennung ist und nicht immer aus altruistischen Motiven geschieht“.

Die Verleihung des mit 25.000 Euro dotierten Preises findet am 20. September im Rahmen des Philosophicum Lech in den neuen Lechwelten statt. Moderiert wird die Veranstaltung von der Schweizer Philosophin Barbara Bleisch, die seit diesem Jahr gemeinsam mit Konrad Paul Liessmann die Intendanz des Philosophicum Lech bildet, die Laudatio hält Ijoma Mangold. Musikalisch umrahmt wird die Preisverleihung von einem eigens für diesen Anlass komponierten Streichtrio des Vorarlberger Komponisten Marcus Nigsch. Das Philosophicum Lech, das vom 17. bis 22. September 2024 unter dem Titel Sand im Getriebe. Eine Philosophie der Störung“ auch in diesem Jahr wieder spannende Debatten und interdisziplinäre Gespräche verspricht.