Abenteuer, Bootsfahrten und Eisbären

Warum ein isländischer Jesuitenpater den Feldkircher Mathematiker Philipp Schöbi besonders interessiert.
Feldkirch Heute, 16. Oktober , jährt sich zum 80sten Mal der Todestag des isländischen Jesuitenpaters Jón Svensson. Fünf Jahre lebte der Autor der zwölf Nonni-Bücher in Feldkirch. In diese Zeit fielen die Erstpublikation von „Nonni und Manni“ als Buch sowie zwei weitere Bände der Nonni-Reihe. Philipp Schöbi (67) ist ein Experte, wenn es um Literatur und Literaten geht, die in der Montfortstadt wirkten oder hier anderweitig ihre Spuren hinterließen. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich der promovierte Mathematiker mit den Werken des Isländers, der Islands erster katholischer Priester seit 340 Jahren war.

Warum ist es gerade Jón Svensson, mit dem Sie sich so intensiv auseinandersetzen?
Schöbi: Die Nonni-Bücher waren vor siebzig, achtzig Jahren das, was man heute Bestseller nennt. Besonders spannend, ist, dass der erfolgreichste Band „Nonni und Manni. Zwei isländische Knaben“ während seiner Zeit in Feldkirch zum ersten Mal als Buch erschien. Jón Svensson verkaufte weltweit rund fünf Millionen Bücher. Außerdem wurden sie in über 30 Sprachen übersetzt.
Was hat Sie an der Person Jón Svensson besonders beeindruckt?
Schöbi: Seine große Menschenliebe und seine Begabung, spannend und authentisch aus seinem Leben erzählen zu können. Die Nonni-Bücher basieren auf seinen eigenen Kindheitserinnerungen. Svensson hat durch seine zahlreichen Reisen unglaublich viel gewusst und hatte trotzdem gegenüber Intellektuellen immer Minderwertigkeitsgefühle. Er wollte mit seiner Literatur nie missionieren, sondern nur Freude bei den Menschen verbreiten.

Was machte die Nonni-Bücher so erfolgreich?
Schöbi: Es sind Geschichten von Freiheit und Abenteuer, von Bootsfahrten und Ausritten, von Eisbärkämpfen, von Bergen und Meer in einem Land zwischen Feuer und Eis. 1988 wurde „Nonni und Manni“ vom ZDF als sechsteilige Weihnachtsfernsehserie verfilmt und ausgestrahlt. Unseren drei Kindern habe ich die Nonni-Bücher vorgelesen. Da erinnere ich mich noch gut daran, wie unser Jüngster nach dem ersten Band fragte: „Papi, gibt es davon noch mehr?“ In der Zeitschrift „Sonnenland“ von 1917 findet sich übrigens eine von Svensson stammende Weihnachtsgeschichte mit einer herrlichen Beschreibung der Natur und Umgebung von Feldkirch.
Weihnachtsgeschichte?
Schöbi: Im Dezember 1914 wurde er angefragt, ob er bereit wäre, in Weingarten etwa 300 internierte französische Kriegsgefangene zu besuchen, um ihnen die heiligen Sakramente zu spenden und mit ihnen Weihnachten zu feiern. Bereits im Januar 1915 verfasste er einen Bericht über diesen Einsatz, der noch im gleichen Jahr in den Mitteilungen der Jesuiten und zwei Jahre danach in genannter Zeitschrift abgedruckt wurde. Es ist eine ungewöhnliche und berührende Weihnachtsgeschichte.
Die Feldkircher Autorin Marlene Kilga hat in ihrem soeben erschienenen Regionalkrimi „Der Tod kommt nach Vorarlberg“ die historische Figur Jón Svensson in ihre Handlung eingebaut.
Schöbi: Wir lernten uns bei einem meiner literarischen Spaziergänge durch Feldkirch kennen. Nächste Woche, am Freitag, 25. Oktober, 17 Uhr, findet im Palas des Schattenburg-Museums eine gemeinsame Veranstaltung statt. Marlene Kilga liest aus ihrem Krimi und ich erzähle etwas über Jón Svensson und seinen Aufenthalt in Feldkirch.
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Was würden Sie Jón Svensson fragen, wenn Sie Gelegenheit dazu bekämen?
Schöbi: Ob er in seiner Feldkircher Zeit persönlichen Kontakt und Austausch mit dem Astronomen und Historiker Pater Adolf Müller hatte, der 1917 die erste ausführliche Biografie über Rheticus verfasste. Oder mit dem berühmten Ptolemäusforscher Pater Josef Fischer, der 1901 das bis heute einzige Exemplar der als verschollen gegoltenen Waldseemüllerkarte entdeckt hatte. Das ist jene Karte, die dem neu entdeckten Kontinent seinen Namen Amerika gab; sie bildet heute sozusagen das Kronjuwel der weltweit größten und bedeutendsten Kartensammlung in Washington DC. Die beiden Jesuiten waren während Svenssons Feldkircher Jahre ebenfalls an der Stella Matutina.
CRO