“The Apprentice”: Der aufhaltsame Aufstieg des Donald Trump

Abbasi schildert den Aufstieg des einst jungen, ehrgeizigen, aber naiven Mannes zu dem, der er heute ist.
Biopic Seinen bisher größten Erfolg feierte der iranischstämmige Regisseur Ali Abbasi mit “Holy Spider” über einen Prostituiertenmörder, wurde der Film doch 2023 von Dänemark ins Oscar-Rennen geschickt. Und auch in seinem neuen Werk widmet sich der 42-Jährige einem etwas zwielichtigen Charakter: Ex-Präsident Donald Trump. In “The Apprentice” schildert Abbasi den Aufstieg des einst jungen, ehrgeizigen, aber naiven Mannes zu dem, der er heute ist.
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Der Titel ist eine Anspielung auf jene TV-Show “The Apprentice” (“Die Höhle des Löwen”), mit der Trump ab 2004 endgültig als Fernsehpersönlichkeit in den USA bekannt wurde. Der Film hingegen spielt in den 70ern. Der Millionärssohn Trump (Sebastian Stan) ist zwar schon willensstark und zielstrebig, aber noch unerfahren. Zum Wendepunkt in seiner Karrierebahn wird die Begegnung mit dem schmierigen Anwalt Roy Cohn (Jeremy Strong).
Einst die rechte Hand des gefürchteten Senators McCarthy, ist er nun einflussreicher Politberater und -manipulator. Zynisch, hemmungslos, rechts und schwul. Er führt den naiven Jungunternehmer, der als Immobilientycoon reüssieren möchte, in die Gesellschaft ein. Und er bringt ihm seine Lebensphilosophie nahe: 1. Angreifen, 2. Abstreiten, 3. Niemals eine Niederlage zugeben. Sein Schützling wird zum gelehrigen Schüler, lernt, mit Manipulation und Erpressung den vermeintlichen Olymp zu erklimmen. Beiden ist gemein, das Ich vor alles andere zu stellen.

Hierbei zeichnet “The Apprentice” vor allem ein Bild des privaten Donald J. Trump. Das schwierige Verhältnis zum harten Vater (Martin Donovan) und der konzilianteren Mutter (Catherine McNally) nimmt ebenso Raum ein wie der alkoholkranke, ältere Bruder Fred (Charlie Carrick). Der Flirt und die sich anbahnende Beziehung mit der späteren Gattin Ivana (Marija Bakalowa) kann sich sukzessive entfalten.
Ein Zeitsprung in die 80er – ein in mehrfacher Hinsicht harter Cut. Nun ist Donald Trump jener Trump, den man heute zu kennen glaubt. Zeit ist vergangen, der Immobilieninvestor zum Star von New York aufgestiegen, er hat seinen einstigen Mentor überflügelt, auch in puncto Skrupellosigkeit.
Das Frappante am in Cannes uraufgeführten “The Apprentice” ist dabei, dass Ali Abbasi seine Charaktere und vor allem seinen Hauptdarsteller ernst nimmt, keineswegs unsympathisch ausgestaltet. Dessen filmisches Alter Ego Sebastian Stan ist bisher bekannt als Winter Soldier aus dem Marvel-Universum, und doch gelingt ihm überzeugend die Verkörperung eines der prominentesten Menschen dieses Planeten, ohne eine Imitation abzuliefern. “The Apprentice” ist das seltene Beispiel für eine Satire, welche die Realität nicht zur Kenntlichkeit zuspitzt – schlicht aus dem Grund, weil sie das nicht muss. Die Absurdität steht für sich. Leider.
The Apprentice
USA 2024
120 min
Regie: Ali Abbasi
Mit: Sebastian Stan, Jeremy Strong, Maria Bakalova, Martin Donovan
Start: 17. Oktober