Joan Miró – Alles ist Poesie

Eine Würdigung des «peintre-poète» im Forum Würth Rorschach.
Rorschach Das Forum Würth Rorschach präsentiert mit der monografischen Foyer-Ausstellung «Joan Miró – Alles ist Poesie. Sammlung Würth» eine Sammlung, die den Fokus auf das Spätwerk des weltberühmten katalanischen Künstlers Joan Miró legt.

Joan Miró (1893-1983) gilt als einer der Hauptvertreter des Surrealismus und entwickelte wie seine Zeitgenossen eine unverwechselbare Bildsprache. Seine von klaren Farben und zeichenhaften Formen geprägten Werke besitzen eine charakteristische Bildsprache, die sich tief in das kollektive Gedächtnis der Kunstwelt eingeprägt hat. Miró selbst verstand sich nicht nur als Maler, sondern auch als Dichter – ein Selbstverständnis, das sich in seiner visuellen Poesie widerspiegelt.

Die Ausstellung in Rorschach zeigt eine Vielfalt von Druckgrafiken, Zeichnungen und Skulpturen. Die Werke zeigen die immense Bandbreite des Künstlers, der sich bis ins hohe Alter künstlerisch ausdrückte. Vor allem die Druckgrafiken, die einen Großteil der Ausstellung ausmachen, vermitteln einen Eindruck davon, wie Miró seine künstlerischen Ideen in Serien von Reproduktionen umsetzte, ohne dabei an Kreativität und Ausdruckskraft zu verlieren.

Das Spätwerk Mirós zeugt von der starken Verankerung des Künstlers in der Farb- und Formensprache. Typisch für Miró ist die Verwendung intensiver Farben wie Rot, Gelb, Blau und Grün, die er in seinen Werken oft unvermischt einsetzte. Diese kräftigen Farbtöne verleihen seinen Werken eine besondere Leuchtkraft und einen kindlich-naiven Charakter, der jedoch nie oberflächlich wirkt, sondern stets von einer tiefen Symbolik begleitet wird. Zu den immer wiederkehrenden Motiven gehören Sterne, Vögel und Frauenfiguren – Symbole, deren genaue Bedeutung auch für den Betrachter offen bleibt. Miró verstand es, seine Symbolik so zu gestalten, dass sie einerseits universell und andererseits rätselhaft bleibt.

Seit den 1930er Jahren widmete sich der Künstler der Druckgrafik und der Buchkunst, wobei seine Werke oft in enger Zusammenarbeit mit bekannten Schriftstellern entstanden. Mirós große Faszination für die Literatur spiegelt sich in seiner Bibliothek wider, die bei seinem Tod mehr als 1700 Werke umfasste. Diese Leidenschaft für das geschriebene Wort spiegelt sich auch in den mehrteiligen Buchillustrationen wider.

Besonders faszinierend ist das haptische Arbeiten in Mirós Werk. Der Künstler benutzte nicht nur den Pinsel, sondern arbeitete oft auch mit seinen Händen, um die Oberflächen seiner Kunstwerke zu gestalten. Diese physische Nähe zur Kunst, das Fühlen und Begreifen der Materialien, ist ein wesentlicher Teil seines Schaffensprozesses, der sich in vielen seiner Werke widerspiegelt. Dies verleiht den Werken eine greifbare Lebendigkeit, die in der Ausstellung deutlich zu spüren ist.

Die Ausstellung gibt nicht nur einen eindrücklichen Einblick in das Schaffen Mirós, sondern lädt die Besucher auch ein, den vielfältigen Einflüssen nachzuspüren, die sein Werk geprägt haben. Das intellektuelle Paris, die Poesie und das Theater, aber auch die Natur Kataloniens haben den Künstler nachhaltig inspiriert. In Mirós Werk verbinden sich Intuition und künstlerische Freiheit mit einer tiefen Verbundenheit zu den Ursprüngen der Kunst – sei es in den symbolträchtigen Höhlenmalereien, die ihn inspirierten, oder in der Einfachheit der Formen, die seine Kunst so unverwechselbar machen.