Großer Bahnhof für „Mister Blasmusik“

Kultur / 10.11.2024 • 11:45 Uhr
Generalversammlung Blasmusikverband mit Verabschiedung Landesobmann Baldauf
Wolfram Baldauf (r.) übergab das Amt an seinen bereits zuvor bestimmten Nachfolger Thomas Rudigier aus Vandans. VN/Serra

Obmann Wolfram Baldauf verlässt nach 22 Jahren hochgeehrt den Blasmusikverband.

Nenzing Aus dem ganzen Land strömten am Samstagnachmittag Hunderte von Blasmusikern aus den 129 Vereinen in den Ramschwagsaal, in der festen Absicht, die 100. Generalversammlung des Vorarlberger Blasmusikverbandes zu einem unvergesslichen Abschiedsfest für ihren scheidenden Obmann Wolfram Baldauf (71) zu machen. Dieser sah nach über zwei höchst erfolgreichen Jahrzehnten an der Spitze des Verbandes und einem hochkarätig abgefeierten Jubiläumsjahr nun den rechten Zeitpunkt gekommen, dieses Amt an seinen bereits zuvor bestimmten Nachfolger Thomas Rudigier aus Vandans abzutreten. Die Welle der Begeisterung und Dankbarkeit der Abordnungen und Funktionäre für seine Leistungen, machte Vorarlbergs oberstem Blasmusiker den Abschied emotional nicht eben leicht. 

Generalversammlung Blasmusikverband mit Verabschiedung Landesobmann Baldauf
Hunderte Blasmusiker aus dem ganzen Land kamen nach Nenzing.

Wolfram war nie in erster Linie Funktionär, er war fast 60 Jahre lang Musikant mit Leib und Seele, angefangen mit 12 als Tenorhornist im heimischen Musikverein Lochau bis zu seiner Berufung 2002 als Nachfolger des legendären Dr. Walter Fehle an die Spitze des Verbandes. Seine Unerschrockenheit, gerade auch im Umgang mit der Politik, geht allein aus seinem Einsatz als Obmann des Fördervereins für die Militärmusik Vorarlberg hervor. Als 2015 der damalige Verteidigungsminister mit dem bezeichnenden Namen Klug die Militärkapellen abschaffen, bzw. auf die Größe von Bauernkapellen reduzieren wollte, rief Baldauf zu einem Protestkonzert vor dem Bregenzer Landhaus auf. Hunderte von Blasmusikern inklusive Landeshauptmann lauschten gebannt der Brandrede von Baldauf, die Folgen sind bekannt.

Generalversammlung Blasmusikverband mit Verabschiedung Landesobmann Baldauf
Musikalische Umrahmung der Generalversammlung.

Als Landesobmann hat Baldauf umsichtig und unermüdlich ein Stück Blasmusikgeschichte des Landes geschrieben, ist damit zum „Mister Blasmusik“ im Ländle geworden. Seine Leistungsbilanz für die organisatorische und musikalische Weiterentwicklung der Blaskapellen im Land kann sich sehen lassen und wurde nur übertroffen durch seinen Einsatz, mit dem er das heurige Jubiläumjahr mit aufsehenerregenden und qualitativ hochwertigen Events verschiedenster Art geprägt und sich selbst damit ein Denkmal gesetzt hat. Bleibenden Wert besitzt die noch bis 2025 geführte Ausstellung „tuten & blasen“ im Vorarlberg Museum, magisch war der „Zirkus Luft-i-kuss“, massenbewegend zeigte sich die Blasmusik beim Weltrekord am Rhein oder beim Landesmusikfest in Frastanz, als Juwel golden glänzend beim symphonischen Festkonzert von WindWerk unter Thomas Ludescher.

Generalversammlung Blasmusikverband mit Verabschiedung Landesobmann Baldauf
Bürgemeister Florian Kasseroler gratulierte ebenso.

Stolz ist Baldauf auch darauf, dass es mit 6000 Aktiven heute mehr Kapellmeister als Bürgermeister im Land gibt, dass Frauen gut integriert und die Jungen mit 2450 Auszubildenden in 90 Jugendkapellen stark im Vormarsch sind. Die stolze Jahresbilanz des Verbandes weist 7700 Proben und 2300 Ausrückungen aus. Für den Betrieb wurden 4,8 Mill. Euro aufgebracht, davon eine Million abgedeckt durch die Gemeinden, dazu Subventionen durch das Land.    

Generalversammlung Blasmusikverband mit Verabschiedung Landesobmann Baldauf
Wolfram war nie in erster Linie Funktionär, er war fast 60 Jahre lang Musikant mit Leib und Seele.

Danach geht es Schlag auf Schlag. Der offizielle Akt der Bannerübergabe von Baldauf an Rudigier markiert diese Zäsur im Blasmusikwesen. Dann erfolgt der Einmarsch der Fahnenabordnungen der Vereine, als Überraschung für den scheidenden Obmann gedacht. In dieser festlichen Kulisse zeichnet Erich Riegler, Obmann des Österreichischen Blasmusikverbandes, den scheidenden Landesobmann mit dem Ehrenkreuz in Gold aus, der höchsten Ehrung des ÖBV. Mit minutenlangen Standing Ovations wird er von der Versammlung auch gleich zum Ehrenobmann ernannt und erhält ein Buch mit Erinnerungen seiner Vereine und Freunde. „So einen Tag werden wir wohl nicht mehr erleben“, sagt die eben wiederbestellte Landesrätin Barbara Schöbi-Fink in ihren Lobes- und Dankesworten. Und wird damit wohl recht behalten.

Fritz Jurmann

Generalversammlung Blasmusikverband mit Verabschiedung Landesobmann Baldauf
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