Wie viele Finger hat die Hand?

Kultur / 15.11.2024 • 13:14 Uhr
Hand mit Ilgen
Die Hand, die die Ilgen hält, hat ein paar Finger zu viel aufzuweisen.

Bregenzer Geheimnisse: Verwirrendes Fingerspiel um die Hand mit Ilgen.


Bregenz „Wie viele Finger hat die Hand?“, fragt Armin Heim beim Blick auf den Arm, der aus einem Erker des ehemaligen Gasthauses Ilge herausragt. Die Frage zu beantworten, ist gar nicht so einfach, muss man die Hand dafür doch von allen Seiten betrachten – und sie ist mehrere Meter weit über dem Straßenniveau angebracht. „Ich gebe immer den Tipp, die Fingernägel zu zählen“, fügt der Stadtführer schmunzelnd hinzu. Und spätestens dann dämmert es dem Betrachter mit scharfem Blick: Die Hand, die dort oben mehrere Blüten auf einmal in die Maurachgasse streckt, hat nicht fünf, sondern gleich zehn Finger!
Doch nicht nur die Hand hat ihre Besonderheiten, sondern auch die Blumen, die sie festhält. „Das nämlich sind die Ilgen, nach denen das Gasthaus benannt ist“, weiß Armin Heim. „Ilge“ bezeichnet eine Iris, eine sibirische Schwertlilie. Auch, wenn sie keine Lilie im eigentlichen Sinn ist, werden die beiden Bezeichnungen doch häufig synonym verwendet. „Die Lilie steht in Europa für Reinheit und Heiligkeit“, sagt der Stadtkenner. Darauf verweist auch die „Ilge“, die das Heilige sozusagen im Namen trägt. Kein Wunder also, dass nicht nur zahlreiche europäische Königshäuser eine stilisierte Lilie in ihre Wappen aufgenommen haben.

Hand mit Ilgen

Schon eher verwunderlich ist, dass auch viele Gasthäuser nach ihr benannt sind – und das, obwohl es in den meisten von ihnen vermutlich nicht immer so rein und heilig zugegangen ist. Seit 1877 steht das Gebäude in der Maurachstraße, ursprünglich als Wohn- und Gasthaus „Tiroler Weinstube“ und Weinhandlung erbaut. „Bekannt ist es aber bis heute unter dem Namen ‚Ilge‘ und gehört fest zur Bregenzer Gastronomieszene“, erklärt Armin Heim. Die meisten Menschen kommen hierher, um zu essen und zu trinken. Daran, die Finger an der Hand über ihren Köpfen zu zählen, haben dabei bislang vermutlich die wenigsten gedacht – es sei denn, sie wussten um dieses kleine Geheimnis.

Bregenzer Geheimnisse


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