Ohne Kopf haben wir nicht viel in der Hand

Kultur / 08.12.2024 • 13:10 Uhr
Chritsian Eisenberger Ausstellung Lech
Die Protagonisten Christian Eisenberger, Gregor Koller und Manred Wiplinger (Galerie Krinzinger). THS

Im Hotel Die Hinterwies in Lech werden die neuesten Arbeiten des Künstlers Christian Eisenberger präsentiert.

Lech Gregor Koller, einer der innovativsten und umtriebigsten Galeristen des Landes (Kunstpunkt Gregor Koller, Bregenz) hat zusammen mit Besitzerin Caroline Schertler-Manhart und mit der Galerie Krinzinger eine Ausstellung des in Wien lebenden, mittlerweile weit über die Grenzen hinaus bekannten Künstlers Christian Eisenberger im „Kunsthotel“ Die Hinterwies in Lech konzipiert. Rund 50 Arbeiten sind dort zu sehen, durchwegs neueste, aber auch bis in das Jahr 2000 zurückreichende Arbeiten.

Chritsian Eisenberger Ausstellung Lech
Christian Eisenberger mit seinem Schneemann aus Aluminium.

Eisenberger, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Semriach in der Steiermark, hat ursprünglich das Handwerk des Schlossers erlernt, dann auf der „Angewandten“ in Wien bei Brigitte Kowanz (1957 – 2022) studiert und bekannt geworden ist er vor allem durch seine großen Kartonfiguren, die zuerst Bilder von Bettlern und Outsider zeigten, später von Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Che Guevara oder Mahatma Gandhi.

Christian Eisenberger
Christian Eisenberger in seinem Atelier. gregor koller (3)

Mehr als 9000 davon platzierte er auf der Straße und in öffentlichen Räumen in Wien, wo sie aber bald wieder verschwanden, da teilweise von der städtischen Müllabfuhr entsorgt, oder von weitsichtigen Sammlern mitgenommen. Eisenberger hat seine Kartonfiguren lange Zeit nicht signiert, „weil ich der Meinung war und bin, dass das Kunstwerk auch ohne Namen des Künstlers funktionieren muss“. Er bewegt sich viel in der Natur, findet dort auch die Inspiration für seinen Arbeiten „alles ist da, man muss es nur sehen“, wie er sagt. Ob Street Art, Land Art, Konzeptkunst oder Malerei, er nimmt sich, was er vorfindet.

Christian Eisenberger

Von dem Begriff „Land Art“ hält er wenig, lieber würde er es als „Nostalgieimpressionalismus“ bezeichnen. Ob er sich nun zusammen mit Gottfried Bechtold in Lech von Schneekanonen beschneien lässt (2012), ob nun einen Galgenstrick aus Neonröhren oder aus Eis (O.T., 2008), eine mit Kuhmist gemalte Arbeit (Type Your Message, 2014), ein Globus bedeckt mit Wiener- und Krakauerwurstscheibchen, ein Schneemann mit Klebeband umwickelt – daraus wurde ein Abguss mit Aluminium gefertigt, seine Ideen- und Gedankenwelt scheint schier grenzenlos zu sein, überbordend ist seine Schaffenskraft.

Christian Eisenberger

Neben den 24 Fotografien, die vielfach „Köpfe in Landschaften“ zeigen, sind vor allem unglaublich expressive Arbeiten des Künstlers zu entdecken, darunter Landschaften, die von der Dynamik und vom Schwung her an Japans bedeutendsten Maler Katsushika Hokusai erinnern; aber auch Experimentelles wie ein mit einem Brenner geflämmtes Würfelzuckergitter auf Papier, oder mit Ölfarbe ausgearbeitete Schneemänner. Christian Eisenberger ist vollkommen unkonventionell, aber geerdet, verortet in den Landschaften seiner Begierde und vor allem hat er sich etwas bewahrt, das ihn so einzigartig macht: Hunger auf Kreativität.

Christian Eisenberger

Im nächsten Jahr wird Eisenberger u. a. eine große Schau in der Galerie Krinzinger in der Seilerstätte in Wien gewidmet sein und weitere Ausstellungen werden ab nächster Woche in der Galerie Martinetz in Köln und ab Jänner 2025 in der Galeria Tambien in Ibiza zu sehen sein. THS

Christian Eisenberger im Hotel Die Hinterwies, Lech:

zu sehen bis 21. April 2025, www.hinterwies.at