Vier Positionen, ein Dialog über Raum und Gesellschaft

Kultur / 11.12.2024 • 15:50 Uhr
Pressekonferenz Gruppenausstellung „Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.
„Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.

Neue Ausstellung “Heimspiel 2024” im Kunstraum Dornbirn.

Dornbirn Am Donnerstagabend wird im Kunstraum Dornbirn die Ausstellung “Ort und Raum – Heimspiel 2024” mit Positionen von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker eröffnet. Kunstraum-Direktor Thomas Häusle beschreibt das Konzept der Ausstellung als ein subtiles Zusammenspiel der Werke: “Wir haben uns bei dieser Umsetzung von Heimspiel bewusst auf vier Positionen konzentriert, die jeweils mit einer Werkgruppe – in der Regel bestehend aus drei Arbeiten – vertreten sind. Diese Werke wirken wie Inseln im Raum, die einerseits in einen Dialog mit der räumlichen Umgebung treten und andererseits eine Verbindung zu den anderen Werken herstellen. Dabei liegt unser Augenmerk darauf, dass sie sich nicht gegenseitig stören, sondern sich ergänzen, aufeinander eingehen oder zumindest in irgendeiner Form in Beziehung zueinander stehen.“

Pressekonferenz Gruppenausstellung „Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.
Ursula Palla, Katharina Fitz und Judith Saupper.

Katharina Fitz, geboren in Dornbirn und seit 2016 in Nottingham ansässig, erforscht in ihren Arbeiten das Zusammenspiel von Prozessen und Materialien. Ihre Werke entstehen, indem sie Materialien durch nassen Gips zieht, wodurch eine fortwährende Entwicklung während der Ausstellung angestoßen wird.

Pressekonferenz Gruppenausstellung „Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.
Arbeiten von Katharina Fitz.

Die Konfrontation mit etwas „Nicht Fertigem“ im institutionellen Kontext regt die Betrachter zum Weiterdenken an und wirft die Frage auf, welche Funktionen die scheinbar fragmentierten Geräte, Maschinen oder Gefäße möglicherweise erfüllen könnten. Besonders hervorzuheben ist die Transformation der Oberflächen – von dunkel zu hell –, die den Blick auf Materialität und Konstruktionsprozesse lenkt und zur Reflexion einlädt.

Pressekonferenz Gruppenausstellung „Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.
Katharina Fitz, geboren in Dornbirn und seit 2016 in Nottingham ansässig.

Die Schweizer Künstlerin Ursula Palla, geboren 1961 in Chur, widmet sich dem Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur. Ihre Arbeit „Fireweed“ besteht aus Pflanzen, die aus eingeschmolzenen Waffen gefertigt wurden. Das Material – Stahl aus in der Schweiz freiwillig abgegebenen Waffen – erzählt eine Geschichte der Transformation: von der Zerstörung hin zu neuem Leben.

Pressekonferenz Gruppenausstellung „Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.
Die Schweizer Künstlerin Ursula Palla widmet sich dem Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur

Die Wahl des Weidenröschens, das als „Fireweed“ für Regeneration steht, unterstreicht die poetische Kraft dieser Arbeit. Pallas Arbeiten verbinden technische Präzision mit einer tiefen Auseinandersetzung mit ökologischen und sozialen Fragen.

Pressekonferenz Gruppenausstellung „Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.
Arbeiten von Ursula Palla.

Judith Saupper, geboren 1975 in Feldkirch, widmet sich in ihren Arbeiten der komplexen Beziehung zwischen Mensch, Natur und Architektur. Ihre raumgreifende Installation aus 475 Miniaturhäusern thematisiert auf eindringliche Weise die Zersiedelung der Landschaft und die Vielfalt von Lebens- und Wohnsituationen. Die Häuser – überwiegend Einfamilienhäuser – spiegeln in ihrer unterschiedlichen Bauweise und Gestaltung die Vielfalt individueller Lebensentwürfe wider.

Pressekonferenz Gruppenausstellung „Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.
Sauppers Installation thematisiert auf eindringliche Weise die Zersiedelung der Landschaft und die Vielfalt von Lebens- und Wohnsituationen.

Begleitet wird diese Arbeit von der Serie „We Build Nature“, die eine utopische Vision der Koexistenz von Baum und Borkenkäfer zeigt, und „Radiant Nature“, die den – sehr gelungenen – Versuch einer positiven Umdeutung negativer Begriffe darstellt. Eine Soundcollage ergänzt diese Arbeiten und vertieft die Reflexion über das Gleichgewicht zwischen Natur und Kultur.

Pressekonferenz Gruppenausstellung „Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.
„Radiant Nature“ ist der Versuch einer positiven Umdeutung negativer Begriffe darstellt.

Lucie Schenker, geboren 1943 in Oberbüren, St. Gallen, arbeitet seit den 1970er Jahren mit industriellen Materialien und schafft raumgreifende Installationen. Ihre Treppenskulptur aus Fallschirmseide – eine Treppe führt nach oben, die andere endet im Nichts – thematisiert das Verhältnis von Raum, Bewegung und Architektur. Eine weitere Arbeit, „Rotationsgrün“, besteht aus lackiertem Metallgewebe und erstreckt sich über eine Höhe von sieben Metern. Es verändert seine Wirkung je nach Lichtverhältnissen und lädt den Betrachter ein, die Grenzen von Raum und Material zu hinterfragen.

Pressekonferenz Gruppenausstellung „Heimspiel“ mit Arbeiten von Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker.
Treppenskulptur aus Fallschirmstoff.

Die Ausstellung, die bis zum 16. März 2025 zu sehen ist, zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig und spannungsreich die künstlerische Auseinandersetzung mit Ort und Raum sein kann. Die Werke laden dazu ein, über den Moment hinaus zu denken und eigene Verbindungen zwischen den Arbeiten zu entdecken. Wer sich darauf einlässt, wird nicht nur das Zusammenspiel von Material und Idee neu erleben, sondern auch einen vertieften Zugang zu Raum und Umwelt finden.

Ort und Raum – Heimspiel 2024

Eröffnung Donnerstag, 12. Dezember 2024, 19 Uhr
Ausstellungsdauer 13. Dezember 2024 bis 2. März 2025
Künstlerinnengespräch: Freitag, 13. Dezember 2024, 14 Uhr. Kunstraum-Direktor Thomas Häusle im Gespräch mit den Künstlerinnen. Der Eintritt ist frei.