Feinsinnige Klangpoesie: Silver und Garburg begeistern in Bregenz

Kultur / 15.12.2024 • 14:32 Uhr
Bregenzer Meisterkonzerte
Höhepunkt des Abends war der Auftritt des israelischen Pianistenduos Sivan Silver und Gil Garburg. udo mittelberger

Werke von Olivero, Haydn und Mozart beim zweiten Bregenzer Meisterkonzert.

Bregenz Am Samstagabend fand im Bregenzer Festspielhaus das zweite Meisterkonzert der Saison statt, bei dem Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Betty Olivero und Joseph Haydn erklangen. Im Mittelpunkt des Abends stand zweifellos Mozarts Konzert für zwei Klaviere in Es-Dur KV 365, dessen Interpretation durch das israelische Pianistenduo Sivan Silver und Gil Garburg zum Höhepunkt der Veranstaltung wurde.

Bregenzer Meisterkonzerte
Im Mittelpunkt des Abends stand zweifelsohne das Konzert für zwei Klaviere in Es-Dur KV 365 von Wolfgang Amadeus Mozart. udo mittelberger

Eröffnet wurde der Abend mit der Ouvertüre zu „Le nozze di Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Dieses kurze, aber umso intensivere Werk ist wie eine sprudelnde Quelle, aus der bereits die Essenz von Mozarts kompositorischer Meisterschaft entspringt. Die Streicher sprühten vor Energie, die Bläser setzten klanglich markante Akzente, und das Orchester zeigte sich technisch versiert und aufmerksam.

Bregenzer Meisterkonzerte

Es folgte das Adagio für Kammerorchester der israelischen Komponistin Betty Olivero. Dieses Werk, das auf faszinierende Weise europäische, jüdische und mediterrane Einflüsse verbindet, schuf eine ganz andere, fast meditative Atmosphäre. Der Klangraum öffnete sich zu einer introspektiven, sinnlichen Klangwelt, in der die Melodielinien zu schweben schienen. Die Musiker des Orchesters unter der Leitung von Christoph Poppen fanden eine behutsame Balance zwischen fließendem Klang und konzentrierter Ruhe. Das Adagio vermittelte das Gefühl, inneren Stimmen zu lauschen, und es gelang, die sensiblen Farbmischungen Oliveros hörbar zu machen. In dieser Kontemplation konnte sich das Publikum seinen eigenen Gedanken hingeben, ohne dass das Werk einer vordergründigen Erzählung bedurfte.

Bregenzer Meisterkonzerte

Mozarts Konzert für zwei Klaviere in Es-Dur KV 365 ist ein Paradebeispiel für die geniale Verschmelzung von Virtuosität, melodischer Schönheit und geistreicher Konversationskunst. Schon im Allegro wurde deutlich, wie perfekt Sivan Silver und Gil Garburg harmonierten: Ein Blick genügte, um Anschläge, dynamische Abstufungen und feine Nuancen der Artikulation aufeinander abzustimmen. Es war ein Dialog voller Eleganz und Leichtigkeit, in dem die Themen kunstvoll ineinander übergingen, während das Orchester einen stabilen und doch elastischen Klangteppich ausbreitete.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Im Andante zeigten Silver und Garburg, dass sie nicht nur brillante Solisten, sondern auch sensible Klangpoeten sind. Die lyrischen Passagen wirkten innig und berührend, als sprächen die Klaviere miteinander über Gefühle, die jenseits der Sprache liegen. Im abschließenden Rondo kam ein tänzerischer Schwung auf, der förmlich Funken sprühte. Die Virtuosität der beiden Pianisten trug sich mühelos, die heiteren Läufe perlten leicht über die Tasten, und am Ende stand ein in sich vollkommenes, lebendiges und feinsinniges Klangbild, das das Publikum begeisterte. Als Zugabe wählten Silver und Garburg ein Werk des kubanischen Komponisten Ernesto Lecuona, das durch rhythmischen Esprit und warme, melodische Linien überzeugte. Diese kleine, feine Zugabe entführte in eine ganz andere Klangwelt, bevor sich die beiden Solisten tatsächlich unter das Publikum mischten und das direkte Gespräch mit den Besuchern suchten – ein sympathischer Zug, der ihre nahbare Persönlichkeit unterstrich.

Bregenzer Meisterkonzerte
Dirigent Christoph Poppen. udo mittelberger

Den Abschluss des Abends bildete Joseph Haydns Sinfonie in Es-Dur Nr. 103, genannt „Mit dem Paukenwirbel“. Diese Komposition, in der so viel feiner Humor, Charme und Überraschung steckt, wirkte an diesem Abend etwas flach. Dirigent Christoph Poppen führte zwar auswendig durch die Partitur, aber die Interpretation blieb allzu brav, allzu korrekt, ohne den sprühenden Witz Haydns voll zur Entfaltung zu bringen. Der berühmte Paukenwirbel erklang zwar pointiert, aber es fehlte die Leichtigkeit, das Augenzwinkern, das diese Sinfonie sonst so unterhaltsam macht.