Neue Motive auf den Bregenzer Billboards

Precious Okoyomon: Eine junge Stimme zu Identität, Kolonialgeschichte und Natur.
Bregenz Die Billboards an der Bregenzer Seestraße, ein fester Bestandteil im Programm des Kunsthaus Bregenz, verlängern die Ausstellungen in den öffentlichen Raum. Precious Okoyomon gestaltete die sechs Flächen mit Zeichnungen und Fotografien aus ihrer Kindheit, die Einblicke in ihre frühen Jahre geben. Darunter finden sich auch Motive mit Stofftieren, die ein wiederkehrendes Symbol in ihrem Werk darstellen. Die Ausstellung „One either loves oneself or knows oneself“ wird am 31. Jänner um 19 Uhr eröffnet und ist bis zum 25. Mai zu sehen.

In ihrer Kunst vereint Precious Okoyomon bildende Kunst, Poesie und Performance. Sie bewegt sich an den Schnittstellen von Identität, Kolonialgeschichte und dem Verhältnis des Menschen zur Natur. Persönliche Fragen werden mit gesellschaftlich relevanten Themen verwoben und schaffen einen Dialog zwischen individuellem Erleben und globalen Prozessen.

Bereits vor der Corona-Pandemie wurde Okoyomon als jüngste Künstlerin in der Geschichte des Kunsthauses Bregenz eingeladen – damals im Alter von nur 27 Jahren. Ihre Installationen, die häufig organische Materialien wie Erde, Pflanzen und Tiere einbeziehen, erregten internationales Interesse. Für die Biennale von Venedig 2022 verwandelte sie eine Halle des Arsenale in ein überwuchertes Ökosystem. Verschlungene Pfade, dichte Vegetation und tropische Wasserläufe thematisierten die Migration und Verdrängung von Pflanzen, während sie naturwissenschaftliche Prozesse mit afrofuturistischen Visionen verknüpfte.

Precious Okoyomon (*1993, London) ist eine nigerianisch-amerikanische Dichterin und Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Brooklyn, New York, und gilt als eine der prägenden Stimmen der zeitgenössischen Kunstszene. Internationale Aufmerksamkeit erlangte sie durch Einzelausstellungen, darunter 2024 in der Fundación Sandretto Re Rebaudengo in Madrid, 2021 im Aspen Art Museum und im Performance Space New York sowie 2020 im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt.

Ihre Arbeiten waren auch bei der Sequences Biennale in Reykjavík und der Thailand Biennale in Chiang Rai (beide 2023) zu sehen. Zu den Gruppenausstellungen, an denen sie beteiligt war, zählen 2024 die Fondation Beyeler in Basel und 2021 das Palais de Tokyo in Paris.

Neben ihren Installationen hat sich Okoyomon auch mit experimenteller Poesie einen Namen gemacht. Ihr 2016 erschienener Debütband „Ajebota“ verbindet persönliche Reflexionen mit gesellschaftspolitischen Themen. Ihre Gedichte erforschen die Erfahrungen als schwarze, queere Person und setzen sich mit den Facetten des Menschseins auseinander. Durch diese Verbindung von Poesie und bildender Kunst gelingt es ihr, neue Perspektiven zu eröffnen und den Betrachter unmittelbar anzusprechen.