Einblicke in das Leben von Carl von Seyffertitz

Bregenzer Bürgermeister, Beamter, Politiker, Fabrikant und Naturwissenschaftler.
Bregenz Anlässlich des 200. Geburtstags von Carl Freiherr von Seyffertitz, der am 17. Februar 1825 in Bregenz geboren wurde, beleuchtete das vorarlberg museum am Dienstagabend das Wirken dieser heute fast vergessenen Persönlichkeit. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher wollten mehr über den ehemaligen Bregenzer Bürgermeister, liberalen Politiker und vielseitigen Naturforscher erfahren. Referentin war die Historikerin Sabine Sutterlütti, deren langjährige Forschungsarbeit die Grundlage des Abends bildete. Peter Melichar, Historiker und Kurator für Geschichte im vorarlberg museum, gab mit einer historischen Einführung einen spannenden Einblick in die Geschichte Vorarlbergs im 19. Jahrhundert.

Seyffertitz’ Vater, ein Hauptmann der Tiroler Kaiserjäger, war in der Bregenzer Anna-Kaserne stationiert, wo Carl 1825 das Licht der Welt erblickte. Seine Mutter, Rosa Gräfin von Wolkenstein-Rodenegg, entstammte einem traditionsreichen Adelsgeschlecht. Im Alter von vier Jahren übersiedelte Carl mit seiner Familie nach Innsbruck, wo er 1843 mit dem Studium der Rechtswissenschaften begann. Seine zunächst steile Beamtenlaufbahn führte ihn zurück nach Bregenz, wo er jedoch 1851 wegen seiner Heirat mit der Schweizer Protestantin Emilie Gysi (1828-1902) in Ungnade fiel – ein einschneidendes Erlebnis, das seinen weiteren Lebensweg prägte, da er sich nun der Politik zuwandte.


Von 1864 bis 1868 war Carl von Seyffertitz Abgeordneter zum Vorarlberger Landtag und Stellvertreter des Landeshauptmanns. Von 1867 bis 1870 war er Bürgermeister von Bregenz und wurde im selben Jahr in den österreichischen Reichsrat gewählt. Dort unterstützte er die Aufhebung des Konkordats und stand in Kontakt mit liberalen Vordenkern wie Franz Michael Felder. Als die politischen Auseinandersetzungen um diesen Schritt eskalierten, legte er 1868 sein Reichsratsmandat nieder.

Obwohl sein Schwiegervater, ein wohlhabender Fabrikant, erst 1885 starb, musste er bereits in den 1870er Jahren die Leitung der Firma übernehmen – eine Verantwortung, die ihm nicht lag. Seine wahre Leidenschaft galt der Literatur und den Naturwissenschaften: Unter dem Pseudonym ‘Max Vermunt’ schrieb er Feuilletons für liberale Tiroler Zeitungen und veröffentlichte alpine Reiseberichte. Als Mitglied des Österreichischen Alpenvereins und später des Schweizer Alpenclubs dokumentierte er Bergtouren, etwa im Montafon oder auf den Mont Ventoux. Hinzu kamen meteorologische Studien: Er war der Wegbereiter der Meteorologischen Anstalt in Bregenz, führte jahrzehntelang regelmäßig Niederschlagsmessungen durch und berichtete auch über die Wetterverhältnisse in Vorarlberg an die Meteorologische Zentralanstalt bzw. deren Vorläuferin in Wien.

Einen Einblick in die Reden von Seyffertitz als Politiker gab schließlich der Vortrag von Ariel Lang, Direktor des Borg Egg, der Auszüge daraus vortrug. Dabei wurde Seyffertitz’ sprachliche Eleganz ebenso deutlich wie seine politische Leidenschaft. Besonders die Passagen über den Ausgleich mit Ungarn und die Reform der Gemeindestrukturen zeigten seinen scharfen Verstand und sein Engagement für liberale Werte.

Carl von Seyffertitz starb am 12. Juni 1900 in seiner Heimatstadt Bregenz. Als Anerkennung seiner Verdienste hatte ihn die Stadt Bregenz bereits im Jahr 1870 zum Ehrenbürger ernannt. Sein Wirken hinterließ bleibende Spuren im politischen und kulturellen Gefüge Vorarlbergs und des Bodenseeraums. Mit ihrem im Juni 2025 erscheinenden Buch möchte Sabine Sutterlütti einen umfassenden Einblick in das Leben und Wirken dieser facettenreichen Persönlichkeit geben.