“Fleshy Artefacts” von Michaela Kessler

Kultur / 27.02.2025 • 12:42 Uhr
"Fleshy Artefacts" von Michaela Kessler
Im Mittelpunkt der Ausstellung “Fleshy Artefacts” von Michaela Kessler stehen Zeichnungen. andreas marte

Eine künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Körper und seinen Grenzen.

Bregenz Das Theater KOSMOS präsentiert die Ausstellung „Fleshy Artefacts“ der bildenden Künstlerin Michaela Kessler. Im Mittelpunkt stehen Zeichnungen, die durch eine beeindruckende Mischung aus präziser Detailarbeit und intuitivem Schaffensprozess bestechen. Die Arbeiten eröffnen dem Betrachter vielfältige Perspektiven: von der unmittelbaren Nahsicht einzelner Striche, die fast haptische Eindrücke vermitteln, bis hin zu großflächigen Kompositionen, in denen sich abstrakte Körperformen und dynamische Metamorphosen entfalten.

Michaela Kessler
„Der Prozess ist sehr intuitiv – man beginnt auf dem Blatt und lässt die Striche wachsen“. zoe goldstein

Michaela Kessler hat sich in der zeitgenössischen Kunstszene bereits etabliert – ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich, Deutschland und Italien gezeigt.

"Fleshy Artefacts" von Michaela Kessler
Michaela Kessler, Trägerin des Kulturpreises des Landes Vorarlberg für das Jahr 2024. andreas marte

Unter anderem waren ihre Werke im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz, im Schlossmuseum Linz, im museumkrems und in der Gallery Together in Rom zu sehen. Zu ihren jüngsten Auszeichnungen zählen der Vorarlberger Kulturpreis (2024), das Ö1-Talentstipendium für Bildende Kunst (2024) und der Klemens-Brosch-Preis (2023). Ihre Werke finden sich auch in zahlreichen Kunstsammlungen.

"Fleshy Artefacts" von Michaela Kessler

Der besondere Reiz der Ausstellung liegt im Schaffensprozess der Künstlerin: Im Gegensatz zu vorgeplanten Skizzen oder Konzepten entstehen die Zeichnungen aus einer unmittelbaren, intuitiven Annäherung an das Material und die eigene Körperwahrnehmung. „Der Prozess ist sehr intuitiv – man beginnt auf dem Blatt und lässt die Striche wachsen“, erklärt Kessler. Es geht nicht darum, einen vorgefertigten Plan festzuhalten, sondern in die Bewegung der Linien einzutauchen und flüchtige Eindrücke in stabile, sichtbare Formen zu verwandeln. So wird die Tätigkeit des Zeichnens zu einem Akt, der nicht nur visuell, sondern auch körperlich und emotional erfahrbar wird.

"Fleshy Artefacts" von Michaela Kessler

Die Arbeiten entfalten ihre Wirkung auf mehreren Ebenen: Aus der Nähe fesseln die feinen Linien und Details, aus der Distanz wird das Gesamtbild in seiner Vielfalt und Komplexität sichtbar. Die großflächigen Zeichnungen offenbaren erst aus der Distanz eine Palette von Formen und Gestalten, die sich ständig zu verändern scheinen. „Es wächst ständig – es wächst an jeder Stelle weiter“, fasst Kessler ihren Schaffensprozess zusammen.

"Fleshy Artefacts" von Michaela Kessler

Durch den Wechsel zwischen unmittelbarer Nähe und distanzierter Betrachtung entsteht ein dialogischer Raum zwischen Kunstwerk und Betrachter, in dem das Hineinfühlen und „Fühlen“ eine zentrale Rolle spielt. Die Ausstellung lädt zu einer Entdeckungsreise ein: Ob man sich den detaillierten, fast skulpturalen Feinheiten der Linien widmet oder das Gesamtkunstwerk aus der Distanz erlebt – Kesslers Arbeiten fordern zu einer bewussten, sinnlichen Erfahrung von Kunst auf.

"Fleshy Artefacts" von Michaela Kessler

Michaela Kesslers Ausstellung „Fleshy Artefacts“ bietet somit nicht nur einen Einblick in die intuitive und zugleich präzise Welt der Zeichnung, sondern unterstreicht auch den kreativen, fast meditativen Prozess, der hinter jeder Linie und Form steckt. Die Bilder sind bis zum 24. März zu sehen, das Theater Kosmos ist jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet.