Göttliche Komödie

„Gott ist 3 Frauen“ feierte im Theater Kosmos Premiere.
Bregenz Hatte Stephan Remmler 1986 etwa recht, als er die Zeilen „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei“ ins Mikrofon trällerte? Das Stück „Gott ist 3 Frauen“ der österreichischen Dramatikerin Miroslava Svolikova, welches derzeit als Kosmos-Koproduktion mit Unpop in Bregenz-Vorkloster zu sehen ist, liefert den theatralischen Gegenbeweis.
Im Anfang ist das Bühnenbild. Sehr geschickt werden dem Zuschauer drei Ebenen vorgegaukelt. In der Zahlenmystik wird die Dreiheit in Himmel, Erde und Hölle unterteilt. Diese Information ist im Verlauf des Stücks von nicht unwesentlicher Bedeutung.

Die oberste Ebene gehört den drei Göttinnen. Diese treffen sich zu einer Krisensitzung mit Endzeitstimmung. Dieses Experiment mit der Erde, kommen sie zum Schluss, war dann wohl eher ein Griff ins Klo. Doch wie soll man weitermachen? Soll man den Stecker ziehen oder dem Drama einfach tatenlos zusehen?

Da meldet sich die Erde zu Wort (zweite Ebene). Die ist nicht nur in der fortgeschrittenen Menopause, sie hegt gleichsam suizidale Gedanken. Wer will es ihr denn schon verübeln? Schließlich hat sie der Menschheit Jahrtausende lang Ressourcen geliefert, nur um dann mit fortschreitendem Technologiewandel gnadenlos ausgeraubt zu werden.

Auftritt Jens, der letzte Mensch (dritte Ebene). Der Name ist eine Kurzform von Johannes und bedeutet so viel wie „Gott ist gnädig“. Das hätte er wohl gerne. Inbrünstig philosophiert er über die Errungenschaften der Menschheit, ohne sich selbst dabei zu ertappen, wie er sich in Widersprüche verstrickt. So ist der Mensch nun mal – sieht gerade mal bis zum nächsten Berg und erhebt sich gleichsam über diesen. Aus dieser Dynamik der drei Ebenen entwickelt sich ein skurriler, poetischer und humorvoller Blick auf das Dasein zwischen Schöpfung und Erschöpfung. Von ganz oben bis nach ganz unten. Nur sitzen die ganz oben, die drei Göttinnen, am längeren Hebel. Und irgendwie muss ja alles weitergehen.

Das grenzt dann gegen Ende hin inhaltlich schon beinahe an eine Anbiederung an die Fridays-for-Future-Bewegung und Konsumkritik à la Ton Steine Scherben. Dahingehend bietet sich das 80-Minuten-Stück auch exzellent für einen Klassenausflug höherer Schulen an – ganz egal, ob für den Biologie-, Geschichts- oder Religionsunterricht.
Bemerkenswert ist auch, dass die Musik bei den Szenenwechseln wie eine unaufdringliche Komposition von Angelo Badalamenti klingt, was einen sogleich an die Serie Twin Peaks erinnert. Im Kontext der Fülle an direkten und indirekten Zitaten und Reminiszenzen an die Kulturgeschichte fühlt sich das überaus richtig und gleichsam beklemmend an. Man reiche den Kirschkuchen.

Als der tosende und schwer verdiente Premierenapplaus für Regie (Stephan Kasimir), Ausstattung (der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis für Caro Stark ist längst überfällig), die Darsteller (Barbara Novotny, Barbara Bauer, Sabine Lorenz, Claudia Seigmann und Christian Streit) sowie die anwesende Autorin abebbte, trat kurz jene klitzekleine Hoffnung in den Vordergrund, dass sich die Evolutionstheorie gegen jene der Kreationisten durchsetzen möge. Darwin soll schließlich nicht umsonst gestorben sein – auch wenn er nur ein Mensch war.
Weitere Vorstellungen: 1., 2., 8., 9., 14., 15., 16. März 2025, jeweils 20 Uhr, Sonntagsvorstellungen 17 Uhr, https://theaterkosmos.at/kartenkauf/