“Nur Leben zieht Leben an” – wie Zwischennutzung gelingen kann

VN / 27.08.2025 • 16:30 Uhr
"Nur Leben zieht Leben an" - wie Zwischennutzung gelingen kann
Roland Lang im Gastgarten des Honolulu Hotel. Am Samstag findet die große Abschiedsparty statt. VN/Steurer

Roland Lang (51), Mitbetreiber des Honolulu Hotel Bregenz, über das Potenzial von Zwischennutzung – und wie nötig es ist, einen Plan zu haben.

Bregenz Drei Jahre lang haben Rahel Schoenthal und Roland Lang gezeigt, wie Zwischennutzung funktionieren kann. Mit dem Honolulu Hotel in Bregenz haben sie sukzessive einen Ort geschaffen, der eine Lücke geschlossen hat, von der man nur vage ahnte, dass es sie überhaupt gibt. Ende September ist nun aber endgültig Schluss in der Montfortstraße. Zur Abschiedssause am Samstag, 30. August, wird jedoch nochmals auf die Partytube gedrückt – eine Träne im Knopfloch inklusive.

"Nur Leben zieht Leben an" - wie Zwischennutzung gelingen kann

Am 23. Juni 2022 wurde das Honolulu Hotel eröffnet. Zitat aus den VN von genau jenem Tag: “Das Projekt ist zeitlich auf ein Jahr begrenzt und wird nur bis Mai kommenden Jahres bespielt. Denn dann starten die Abbrucharbeiten für die Quartiersentwicklung des Weiherviertels.” Jetzt haben wir Ende August 2025. Was ist passiert?

Lang Dadurch, dass sich die Abbrucharbeiten durch die Baukrise ständig verzögert haben, wurde unser Vertrag zum Glück immer wieder verlängert.

Welche eurer ursprünglichen Ideen für diesen Ort haben funktioniert und welche nicht?

Lang Ursprünglich hatten wir drei Säulen – den Gastgarten, das Hotel und die Büros. Der Gastgarten war eine Bank, besser als man es sich hätte vorstellen können. Und was das Hotelwesen anbelangt – im Sommer könnte man in Bregenz auch erfolgreich ein Zelt vermieten, jedoch haben wir trotz geringem Luxus durchwegs gute Bewertungen erhalten. Die Nachfrage nach den Büros war jedoch verhalten. Wir hatten zwar treue Mieter, aber die Coworking-Szene spielt sich eher in Dornbirn ab.

"Nur Leben zieht Leben an" - wie Zwischennutzung gelingen kann
“May you always be with others” ist das gelebte Motto des Honolulu Hotel. VN/Steurer

Wie erklärt sich speziell der Erfolg des Gastgartens?

Lang Wir gingen davon aus, dass das Honolulu Hotel ein touristischer Ort wird. Doch es wurde schnell zu einem Ort für Einheimische, einem Ort der Durchmischung. Jung, Alt, Arbeiter, Politiker, Unternehmer – jeder fand seinen Platz. Das ist insofern auch ein positives Zeichen, dass man gut durch den Winter kommt.

Welches Potenzial steckt hinter Zwischennutzung?

Lang Das Potenzial ist groß. Es ist ein ideales Spielfeld für Leute, die etwas ausprobieren wollen. Der Plan muss ein guter sein, dann kann es innert kurzer Zeit funktionieren – doch dafür gibt es keine Garantie. Ebenso bedarf es einer gewissen Naivität, das überhaupt durchzuziehen. Was man sich von der Politik allerdings wünschen könnte, wäre – sowohl auf Landes- als auch auf kommunaler Ebene – dass diverse Verfahren verkürzt und vereinfacht abgewickelt werden könnten.

Das Projekt hat gezeigt, dass die Möglichkeit einer Insel besteht. Zweifelsohne werdet ihr – auch menschlich – eine große Lücke hinterlassen. Wird deiner Meinung nach jemand diese kurzfristig mit einem interessanten Projekt schließen können?

Lang Ich glaube kaum, dass eine große Lücke entstehen wird. Klar, manche werden trauern, andere wiederum nicht. Es ist eine gewachsene Gemeinschaft entstanden, die auch eine perfekte Grundlage für den nächsten Schritt beinhaltet. Ich denke, das Publikum wird sich wieder auf Dagewesenes verteilen. Wir waren jetzt jeden Tag bei der Arbeit, praktisch an der Front. Bevor es irgendwie, irgendwo weitergeht, machen wir uns erst mal entbehrlich.

Honolulu Biergarten Eröffnung
Rahel Schoenthal und Roland Lang haben gezeigt, wie Zwischennutzung funktionieren kann. VN/Serra

Wie lautet die Antwort auf die Zukunft?

Lang Die Fragestellung sollte lauten: Die Gesellschaft verändert sich – doch wie verändert sich der Raum? Man sollte Orte schaffen, die nicht kommerziell ausgeschlachtet werden. In Vorarlberg fehlt es insofern an jungen Leuten, an Studenten. Als Bürger interessiert es mich auch, wie diese Stadt in zehn Jahren aussehen wird. Man sollte Orte schaffen, die nicht totreguliert werden. Die Ausgehkultur hat sich verändert. Heute muss man sich hinterfragen, warum man überhaupt nach Bregenz kommen sollte. “Unorte” beinhalten gleichsam Charme wie auch Chance. Scheinbar Nutzloses sollte gefördert werden.

Am 30. August ist das große Abschiedsfest. Was darf man sich da erwarten?

Lang Egal, ob es regnet oder die Sonne scheint – wir werden feiern. Freunde aus Berlin werden das DJ-Set verantworten – und wir wollen gemeinsam nach vorne schauen. Denn nur Leben zieht Leben an.

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