Aus krummem Holze

Kultur / 04.03.2025 • 14:06 Uhr
Anton Moosbrugger
“Anton” ist eine Ausstellung voller Tiefe, Zurückhaltung und deutlicher Anspielungen auf zutiefst menschliche Gesten. Hirschbuehl.fotografie

Emmanuel Troy präsentiert im Angelika Kauffmann Museum Werke des Künstlers Anton Moosbrugger.

Schwarzenberg Der aus Egg stammende Künstler Emmanuel Troy hat sich im Vorfeld seines Kunst- und Bauprojektes für den neuen Dorfplatz in Egg mit einem anderen Egger Künstler, Anton Moosbrugger (1942-2023), auseinandergesetzt und in dessen Atelier eine Holzskulptur entdeckt: Diese diente als Ausgangspunkt für die Form der Anfang dieses Jahres eingeweihten Brunnenskulptur, die sich zudem auf ein Mundartgedicht seines Großonkels, des Dichters Kaspar Troy, bezieht.

Anton Moosbrugger
Emmanuel Troy stellt die Werke Moosbruggers mit seinen eigenen in einen Kontext. Hirschbuehl.fotografie

„Emmanuel Troy ist bescheiden. Manchmal nimmt er sich ganz zurück, stellt das Konzeptuelle über sein eigenes Werk und lässt andere für sich sprechen. So widmet er seine Ausstellung in Schwarzenberg ganz dem 2023 verstorbenen Bregenzerwälder Universalkünstler Anton Moosbrugger”, so Kurator und Leiter des Angelika Kauffmann Museums, Thomas Hirtenfelder.

Anton Moosbrugger
Die Ausstellung lässt vermeintlich Überholtes oder aus der Mode Gekommenes in neuem Licht erscheinen. Hirschbuehl.fotografie

Troy, der u. a. bei Hans Schabus auf der Angewandten in Wien studierte, hat Zeichnungen und bildhauerische Arbeiten zusammen mit Hirtenfelder aus dem Nachlass von Anton Moosbrugger ausgewählt und setzt diese zu seiner eigenen Malerei in Beziehung. Ein Unterfangen, das von Zurückhaltung und stiller Größe geprägt ist, das leise vor sich hin summt und staunen macht. Eine von Moosbrugger Tugenden war die Bescheidenheit. Er bewegte sich ständig unter dem Radar, seine Person als auch seine Werke waren immer von Zurückhaltung geprägt und wurden deshalb von der Öffentlichkeit nie wirklich wahrgenommen; er mied das Scheinwerferlicht des Ausstellungsgetöses und führte stattdessen lieber das Leben eines Eremiten, der sich selbst genügte.

In eine eigene Welt entführt auch Anton Moosbrugger.
Anton Moosbrugger Markenzeichen war seine unerschütterliche Liebe zur Eisenbahn. künstlerhaus

Seine ernst-heitere Art, seine Genügsamkeit, aber auch sein doppelbödiger Humor, waren seine Markenzeichen, und seine unbeirrbare Liebe zur Eisenbahn, die er in unzähligen Collagen und lebensgroßen Assemblagen in Form von Zugabteilen, Waggons und Lokomotiven zum Ausdruck brachte, wuchs er doch direkt gegenüber dem Egger Bahnhof auf. Die hier zu sehenden Arbeiten stammen vorwiegend aus den 1970er bis 1990er Jahren.

Anton Moosbrugger
Hirschbuehl.fotografie

Moosbrugger, dessen Vater ein über die Grenzen hinaus bekannter Holzschnitzer war, absolvierte die Schnitzschule in Elbigenalp und studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Josef Pillhofer und Hans Andre und übte den Beruf als Kunst- und Werkerzieher an verschiedenen Gymnasien aus. „Als Bildhauer, Maler und Zeichner steht er ganz in der Tradition der Nachkriegskunst. Namen wie Giacometti, Brancusi, Wotruba und Hrdlicka sind als Referenzen zu nennen, aber auch Künstler wie Bacon oder Lassnig“, resümiert Thomas Hirtenfelder.

Aus krummem Holze
Emmanuel Troy vor seinem Kunst-und-Bau-Projekt für den neuen Dorfplatz in Egg. paulitsch

Emmanuel Troy gelingt mit „Anton“ nicht nur eine Gedenkausstellung im klassischen Sinne, sondern auch eine „memoria tenere“ (im Gedächtnis behalten, nicht vergessen), und indem er die Werke Moosbruggers mit seinen eigenen in einen Kontext stellt, erscheint auch vermeintlich Überholtes oder aus der Mode Gekommenes in neuem Licht. Auch bei den Holzrahmen, die Moosbruggers Werke zieren, greift Troy auf einen Großen der österreichischen Kunst zurück, nämlich auf Rudolf Wacker.

Anton Moosbrugger
Hirschbuehl.fotografie

Eine Ausstellung mit Tiefgang, Zurückhaltung und unübersehbaren Bezügen zu zutiefst menschlichen Gesten. Moosbruggers Skulpturen sind unbestechliche Hüter der Menschlichkeit, die Kants Postulat, dass „der Mensch aus krummem Holze, aus dem nichts gerades gezimmert werden kann“, wahr werden lassen, die uns allen Widrigkeiten zum Trotz den aufrechten Gang vorleben und uns begreifen lassen, was es heißt, Mensch zu sein.

Thomas Schiretz

Emmanuel Troy: „Anton“

Bis 13. April 2025

salon angelika – Gegenwartskunst im Angelika Kaufmann Museum/Schwarzenberg

www.angelika-kauffmann.com